Gruppendynamik

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„Du musst echt mal deinen Konsum an Energy zurückschrauben." Alucard öffnet die Tür und lässt Nici nach draußen, bevor er selbst die Tür schließt. Diese schnaubt entgeistert. „Wer in meine Wohnung einbricht hat so oder so nichts zu melden.", erwidert sie murrend und sieht auch den Pater mit einer Begeisterung an, die man höchstens während der 10ten Stunde in einer Schule erleben könnte. Oder auf einer Beerdigung. „Ich bin nicht eingebrochen! Ich bin nur rein ohne deine Erlaubnis." Nicole sieht wieder zu ihm. „Google mal die Definition, dann reden wir weiter." Da Alucard der Meinung ist, dass die Definition ein ‚gewaltsames Eindringen' beinhaltet und er das ja nicht getan hat, googelt er tatsächlich während sie nach unten gehen. Vor dem Wagen bleibt sie stehen und Nicole sieht zu ihm hoch. „Und?" Ein entgeisterter Blickaustausch findet statt, der ihr ein kurzes und zufriedenes Lächeln auf das Gesicht zaubert, ehe sie einsteigt. Ein normaler Wagen ist das ja auch nicht, sondern eiskalt eine Limousine. Einfach weil er ihr im Moment sympathischer ist, setzt sie sich neben den Pater und zieht ihr Handy raus. Ruhe ade, so wie es aussieht. Von dem was ihr nach der Ankunft vorgesetzt wird, weiß sie ja nichts und vielleicht ist es auch besser so. Während Anderson sich die Bilder von ihrem unchristlichen Auftritt aus dem Kopf schlagen muss, schlägt sich Alucard durch ihre Gedanken. Ihre mentale Stabilität ist zwar vorhanden, aber durchaus fragwürdig. Ihr Wissen ist breit gefächert, aber nur in wenigen Fällen spezifisch. Das wird wirklich interessant wenn sie das alles erfahren wird. Die Lady will sie eingeweiht haben, da kann der Urvampir nichts dagegen sagen. Ganz gefallen tut es ihm aber nicht. Man muss doch nicht wirklich jeden einweihen, nur weil er im Augenblick wichtig ist und eine Vermutung hat, oder? Sie hatte ja nicht einmal eine direkte Vermutung was seine Existenz angeht und Vampire sollten selbst für sie ziemlich weit von der logischen Verknüpfung entfernt sein. Eigentlich. Trotzdem erinnert er sich an seine eigenen Worte, dass man sie nicht unterschätzen sollte. Das kleine Weib, das hier jetzt gerade seelenruhig und ein wenig genervt am Handy sitzt, könnte es wahrscheinlich mit ein paar Recherchen und der ein oder anderen Quelle durchaus herausfinden. Wer würde ihr aber glauben? Niemand. Warum also aufklären? Je mehr Gedanken er sich darum macht, desto weniger Sinn ergibt es wirklich für ihn. Auch wenn er an sich ‚nur' die ausführende Gewalt ist, sollte man doch eine gewisse Logik dahinter finden dürfen. Oder liegt er jetzt dahingehend komplett falsch?

Am Anwesen angekommen steigen sie aus und Nicole sieht sich das riesige Gebäude erst einmal erstaunt an. Dann dreht sie ihren Kopf nach rechts und links. Weit und breit nichts. Einöde. Nur das Anwesen, welches hier fehl am Platz wirkt. Ziemlich abgeschieden für eine Lady ihres Standes, oder nicht? „Genug gestarrt?", brummt Alucard entgeistert und deutet ihr an ihm zu folgen. Skeptisch und leicht unsicher geht sie hinter ihm her in das Anwesen und findet sich in einem langen Gang wieder. Ein Teppich schützt den dunkelbraunen Holzboden. An den Wänden hängen verschiedene Bilder von irgendwelchen Männern oder Frauen. Freundlich sieht es hier nicht aus, das muss sie zugeben. Alexander geht hinter der sich umsehenden Nicole her und passt auf, dass sie nicht verloren geht. Zwar kennt er selbst sich jetzt auch nicht so wirklich hier aus, aber solange er den Blutsauger vor sich gehen hat, kann er nicht falsch laufen. Vor der Bürotür bleiben sie stehen und Alucard klopft nicht einmal an, bevor er die Tür öffnet und erhobenen Hauptes eintritt. Integra sieht von ein paar Lieferscheinen auf und beobachtet die skeptisch dreinblickende Nicole, die ihrem Untergebenem folgt. Der Pater schließt hinter ihnen die Tür und die Lady nickt ihnen zu. „Willkommen im Anwesen der Familie Hellsing, Nicole." Die braunhaarige bleibt neben Alucard stehen und sieht sich ebenfalls noch kurz um. „Schön haben Sie es hier. Ich will nicht unhöflich wirken, Lady Integra." Die braunen Augen gehen zu der blondhaarigen Frau. „Was ist so wichtig, das nicht bis morgen warten kann? Alucard dachte auch kurz in meine Wohnung einsteigen zu müssen." Integra sieht den Urvampir ein wenig vorwurfsvoll an, ehe sie den Kopf schüttelt und wieder zu Nici sieht. „Ich will Missverständnisse aus dem Weg räumen, bevor sie überhaupt auftauchen und ein paar Dinge erklären. Sie werden unglaublich erscheinen, aber Beweise werden geliefert. Bist du bereit für eine kleine Märchenstunde?" Nein, das ist sie nicht. Bleibt ihr etwas anderes übrig? Sicherlich nicht. „Schießen Sie einfach los und dann will ich wieder zurück. Der Dok hatte einen Sinneswandel und hat mich vorhin erst nach Hause geschickt." Die Lady nickt. „Ich weiß, es war meine Anweisung." Da muss sie wohl ihren Dank aussprechen, oder wie? Aber erst, wenn das andere vorbei ist. Sie hat so ein Gefühl, dass es eben um das ging was der Dok mit dem Pestbakterium und dem Jahrhundert gemeint hat.

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