Persönliche Meinung

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„Ich denke zwar nicht, dass meine persönliche Meinung jemand anderen etwas angeht, aber wenn Sie unbedingt darauf bestehen, wird es geschehen." Persönliche Meinung? Neugierig legt sie immer wieder den Kopf schief und betrachtet ihn. „Hauen Sie raus. Alucard? Pater? Niemand mischt sich bitte ein und niemand ist ihm sauer. Wenn ich in Betracht ziehe dass Sie mich alleine sprechen wollten, dann kann die Meinung nicht ganz positiv ausfallen." Die Kleine ist vielleicht doch ein wenig zu schlau dafür, dass sie relativ wenig Ahnung von realen Leben hat. „Sie wollen als normaler Mensch ohne Kenntnisse in diese Welt eintauchen und denken, dass Sie überleben könnten? Mit Verlaub, aber das werden Sie nicht schaffen. Dafür sind sie simpel ausgedrückt nicht gut genug. Es gibt Millionen von Menschen die die gleiche Qualifikation besitzen, Sie wären also mit ihrem angeblichen Wissen nicht ganz so besonders. Oder denken Sie wirklich, dass Sie anders wären? Wenn ja, dann erlauben Sie mir zu lachen, denn dieser Witz amüsiert köstlich. Sie haben schon so viel erlebt und gesehen, verstehen es aber nicht. Sie verstehen die Gefahr und die Bedeutung von Iskariot und Hellsing nicht. Es wäre unverantwortlich, Sie weiterhin an der Front oder überhaupt einzusetzen." Nici muss sich zusammenreißen, damit ihr Unterkiefer nicht nach unten klappt. Das wars wohl mit der Vorstellung, dass Makube sie in einem guten Licht sieht und sie sich mit ihm versteht. Alucards Augen flackern rötlich auf, dennoch hält er sich aufgrund von Nicis Anweisung zurück. Selbst Alexander ist perplex von Makube und seiner Meinung. „Laut der Schilderung von Pater Anderson haben Sie sich immer unverantwortlich verhalten. Sie sollten damit aufhören, Miss Foychtner. Ich denke nicht nur an Hellsing, sondern auch an sie. Sie sind vielleicht im Hintergrund ein Profit, aber nicht auf Ihrer aktuellen Stelle. Sie verschwenden wertvolle Zeit." Endlich verstummt er und sieht die leicht geschockte braunhaarige Frau an. Diese weiß im Augenblick nicht, was sie darauf antworten soll. Die Vorwürfe, die ihr entgegengeworfen wurden sind nicht gerade einfach zu verdauen. Irgendwann nimmt sie den Rucksack von ihr herunter, schmeißt ihn nur zur Bank zwischen Anderson und Alucard und stellt sich direkt vor den Geistlichen. „Es ist mir mehr als scheiß egal wenn Sie mich missbilligen, Makube. Ich mache meine Schritte und werde weiterhin an der Front arbeiten. Ich werde es im Gegensatz zu Ihnen auch schaffen OHNE dass ich von der Organisation direkt dazu auserkoren wurde. Und ich werde es tun, weil ich dann solche verdammt großen Klappen wie Ihre ein für alle Mal zum verstummen bringen kann. Ja, es gibt viele Leute wie ich. Aber das gleiche gilt auch für Sie, Makube. Sie sind nicht so unersetzlich wie Sie immer denken. Jeder ist für die Organisation ersetzbar. Jeder, Makube. Die Macht, die Sie innehalten. Von wo kommt sie? Von Ihnen? Oder von ihrer Position. Die Macht wurde Ihnen gegeben, Sie haben sie nicht wirklich erarbeitet. Ich erarbeite sie mir." Das ist ein astreiner verbaler Kampf zwischen den beiden und Nicole hat nicht die besten Argumente, wie beide sitzenden Männer feststellen müssen. Besorgte Blicke werden ausgetauscht, wären sie nur Makube irgendwie aus dem Weg gegangen!

Dieser hingegen verschränkt die Arme auf dem Rücken. Unbeeindruckt blickt er auf sie hinunter und regt keinen Gesichtsmuskel. „Sie werden es nie schaffen, Miss Foychtner. Dafür ist das Pflaster und der Umgang einfach zu hart. Vielleicht können Sie vortäuschen dass Sie es packen, aber seien wir ehrlich. Das wird nichts." Schluckend bleibt Nici zwar stehen, aber die Schultern gehen nach unten. Alucard verzieht das Gesicht. Die Mittagssonne lässt die nun spitzen Zähne aufleuchten, bevor er sich ein wenig nach vorn lehnt. „Willst du das einfach hinnehmen, was der alte Sack da von sich gibt? Sag mir nicht, dass du daran glaubst!" Daran glauben? „Sie werden es nicht schaffen und sie werden auch diese Mauer nicht zerbrechen, die zwischen Ihnen und ihrer erfolgreichen Mitgliedschaft bei Hellsing steht. Sie können niemanden schlagen um zu zeigen, dass Sie es doch schaffen könnten. Ich will nicht mit Ihnen spielen, Miss Foychtner. Deswegen bin ich so ehrlich und sage es Ihnen in das Gesicht. Eigentlich wollte ich es ja unter vier Augen machen, aber Sie haben darauf bestanden und hier stehen wir nun. Wie gesagt gibt es viele von Ihrer Sorte. Falsche Hoffnungen, Vorstellungen und Gedanken. Sie-" „Sie sollten damit aufhören, Makube. Ich will es nicht hören, weil es nicht wahr ist. Sie können Ihre Meinung haben und es ist mir wirklich egal, dass Sie mich nicht mögen. Das haben Sie wirklich zur Schau gestellt und kund gegeben. Aber wenn es gegen meine Organisation geht, dann haben Sie gefälligst das Maul zu halten. Wenn wir das ganze hier einmal unter uns haben, dann wird jeder wissen wer der bessere von uns beiden ist. Ich habe einen Traum, das ist alles was ich brauche. Ich werde diesen verdammten Traum mit etwas Arbeit auch erreichen, immerhin weiß ich was ich will. Natürlich macht man Fehler. Aber diese Fehler haben mich bis jetzt nicht umgebracht und das bedeutet, dass ich daraus lernen kann. Wenn Sie mir gestern auch nur eine Minute zugehört haben dann können Sie sich denken, dass ich meistens das bekomme was ich will. Aber im Gegensatz zu Ihnen lebe ich das Leben auch. Ich mache was ich will, ist das klar? Beweisen muss ich Ihnen nichts. Sie werden sehen was passiert. Ich hatte jahrelang den schlimmsten Feind in meinem eigenen Kopf. Ich war jahrelang mein eigener Feind und ich habe erst vor ein paar Tagen gelernt, dass ich diesem Feind vertrauen kann." Sie legt den Kopf schief. „Offensichtlich mehr als dem Geistlichen vor mir, ist das nicht traurig?" Seufzend schüttelt sie den Kopf und lächelt leicht, während die Augen eine Kälte ausstrahlen, welche bis jetzt nicht einmal Alucard gesehen hat. So kalt und doch scheinen Flammen dahinter zu brennen. „Wir sind beide Personen, die man sich nicht zum Feind machen sollte. Das ist keine Angeberei, dass ist ein Fakt. Sollte es sich vermeiden lassen, möchte ich Sie nicht als Feind ansehen. Danke, dass Sie mir ihre Meinung gegeben haben." Makube blickt skeptisch auf ihre ausgestreckte Hand und dann auf dieses eiskalte Lächeln, welches ihm Gänsehaut verpasst. „Ich bin vollkommen einer Meinung mit Ihnen. Feinde sind wir zwar so oder so, aber wir sollten eine persönliche Fehde vermeiden." Als sie sich die Hände schütteln bekommt er erst mit, welche Kraft diese kleine Frau besitzt. „Aber wenn wir schon bei Meinungen sind, wollen Sie die Ihrige nicht ebenfalls aussprechen?" Nici lässt ihn los und schnaubt amüsiert. „Nein, danke. Pater Anderson würde mich sonst dazu zwingen mir den Mund mit Seife auszuwaschen. Ich verzichte gern drauf, der Geschmack ist nicht so meins. Mit der Konsistenz könnte ich zumindest bei Flüssigseife umgehen." Alucard kann sich das leise Prusten nicht verkneifen und bekommt von Alexander einen mehr als wütenden Blick zugeworfen. „Aber ich kann es in einer Geste ausdrücken!" Sie hebt die rechte Hand und zeigt lächelnd den Mittelfinger.

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