Kaffee und Energy

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Während sie auf den Wagen warten, setzt sich Nici einfach auf den Waldboden und blättert durch den Schnellhefter durch, welchen sie sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose gesteckt hatte. Vielleicht findet sie ja noch etwas, was ihr helfen könnte? Die beiden Männer haben sich nicht großartig was zu sagen, also geht Alucard zu der jungen Frau und geht neben ihr in die Hocke. „Irgendwas interessantes?" Diese seufzt und lässt kurz den Kopf hängen. „Der Fakt, dass ich doch dümmer bin als ich dachte? Wobei das weder interessant noch neu wäre.", erwidert sie geschlagen und sieht wieder auf den Hefter. „Formeln die da nicht hingehören, Zusammensetzungen die keinen Sinn machen... als wäre das ein fucking Rätsel!" Der Urvampir sieht selbst auf die Blätter, steht dann aber wieder auf. „Wenn du schon mit einem Rätsel ankommst, dann kann es nur unterhaltsam werden." Innerlich jedoch flucht er. Ja klar, Nicole weiß nicht alles. Aber wenn sie keinen Zusammenhang in diesen Formeln sieht, dann haben sie eventuell ein Problem. „Wir müssen unbedingt bei meiner Wohnung anhalten, ich meins ernst. Ich brauche meine Kaffeemaschine und meinen Energy für den all-nighter heute und morgen und ich brauche neue Kleidung." Anderson verschränkt die Arme, konnte seine Systeme wieder ein wenig hochfahren. „Du kommst nicht-" „Das war keine Frage, sondern eine fucking Aussage.", unterbricht Nicole und sieht ihn kalt an. „Ist ja gut, Kiddo. Pack deine Möchtegern Zähnchen wieder weg und entspann dich." Alucard nimmt seinen Hut von seinem Kopf und legt ihn auf ihren, sodass der Blickkontakt zwischen den beiden unterbrochen ist. „Soll ich dich beißen, damit die ‚Möchtegern Zähnchen' mal getestet werden?" Die junge Frau schiebt sich den Hut ein wenig in den Nacken und sieht herausfordernd zu dem Urvampir hoch, der aber nur schmunzeln kann. „Du würdest mich wirklich beißen wollen? Warum nicht?" Somit könnte die Zeit vielleicht ein wenig schneller vergehen. Mit einem zufriedenem Gesichtsausdruck schiebt er sich einen Ärmel nach hinten, macht den Knopf am Handgelenk bei dem Hemd auf und stülpt auch das nach hinten, ehe er sich neben sie kniet und den Arm ausstreckt. „Ich... darf wirklich." Er nickt. Nici sieht zu dem Pater, der nur den Kopf schüttelt. „Mach das nicht." Doch über den Punkt sind sie schon raus. „Du bist mein Zeuge, dass er zugestimmt hat, dass ich wirklich darf!" Wieso kann sie nicht auf ihn hören? „Du weißt nicht, was er haben könnte." Alucard schnaubt entgeistert, sieht dem Pater direkt in die Augen. „Ich bin ein Vampir. Ich KANN nichts haben. Von der Pest habe ich mich ja brav fern gehalten. Das ist die einzige Krankheit von der ich weiß, die-" Er unterbricht sich selbst und spürt den Schmerz, den die relativ stumpfen Zähne verursachen. Sie hat es tatsächlich gemacht. Alucard beobachtet sie weiterhin und spürt, wie sie immer mehr Stärke verwendet. „Lass die ganze Aggression und Anspannungen raus, Kiddo." Die Schneidezähne graben sich durch seine Haut in das Fleisch und Blut tritt aus, welches sie automatisch schluckt. „Eigentlich dachte ich nicht, dass du so gut im Schlucken bist. Aber was man nicht alles rausfindet..." Anderson gibt ihm dafür einen relativ festen Schlag auf den Hinterkopf, lässt ihn dann aber wieder in Ruhe und legt sich nur eine Hand auf das Gesicht. Nicole beißt gerade wirklich den Vampir, das gibt's doch nicht! Hier werden doch alle irgendwie verrückt.

Mit einem Schnauben lässt Nicole wieder los und lässt den Kiefer wieder ein wenig hängen, um ihn zu entspannen. Die leicht kühle Flüssigkeit leckt sie sich so weit es geht von den Lippen und lässt die Luft mit einem Seufzen entkommen. „Wieder besser, Kiddo?" Sie nickt leicht und spürt, wie ihr der Hut von dem Kopf genommen wird. Alucard setzt sich diesen wieder auf und legt ihr stattdessen seine Hand auf die Haare. „Sag mir das nächste Mal bescheid, wenn du wieder so kurz vor einem Zusammenbruch stehst, klar? Wir brauchen dich, hast du verstanden?" Sie ist Alucard einfach nur dankbar. Dankbar, dass er gemerkt hat wie knapp sie vor dem Austicken war. „Ich schulde dir echt was, weißt du das?" Der Urvampir geht mit seiner Hand von ihrem Kopf runter zu ihrem Kinn und drückt es hoch. „Sag das nicht zu laut, Kiddo. Schulden bei mir zu haben könnte ein wenig anders ausgehen als du denkst." Das zufriedene Schmunzeln von Nicole sagt ihm aber, dass sie entweder damit gerechnet hat, oder dass sie überhaupt kein Problem besitzt, diese einzulösen. „Vielleicht solltest du aber mal reden. Ich kann dir nicht immer was zum Kauen geben." Sein Blick fällt auf einen Blutfleck an ihrer Wange, der im nächsten Moment aber nicht mehr da ist. Stattdessen starrt Nicole ihn perplex an und fragt sich innerlich, warum er sie jetzt hatte ablecken müssen. „Man sollte Blut nicht verschwenden, auch wenn es das eigene ist. Aber schau mal auf deine Hände, Kiddo. Sollten schon besser sein." Seine Hand von ihrem Kinn verschwindet und sie legt den Hefter auf ihre Beine, ehe sie die Hände hebt. Keine Striemen mehr, keine Abschürfungen, nichts. Selbst die kleinen Papierschnitte aus dem Büro sind weg! „Weißt du jetzt, warum Vampirblut und die Organe so eine gewisse Macht besitzen?" Nickend starrt sie weiterhin auf ihre frisch verheilten Hände, während Alucard aufsteht und sich den Arm wieder bedeckt. Es ist so oder so wieder alles verheilt und nun bekommt er von dem Pater so einen gewissen Blick. Im Gegensatz zu dem schamvollen Geistlichen schmunzelt Alucard nur und zuckt leicht mit den Schultern, ehe er den Hemdknopf schließt und den Mantel nach unten schiebt. „Man sollte aber wirklich aufpassen was man dir zwischen deine Zähne steckt, Kiddo. Einige Dinge sollten nicht gebissen oder als Kauspielzeug benutzt werden." Die braunen Augen gehen zu ihm, bevor sie wissend grinst. „Man muss aber auch die richtige Stimmung dafür bringen, mein bester." Verdammt, die Kleine spielt immer mit. Alucard ist es einerseits überhaupt nicht gewohnt, ist aber andererseits stolz auf seine Kleine und findet es für sich selbst perfekt. Die behält er, Punkt. Jetzt muss er nur noch sie und den Pater davon überzeugen. Wie, das weiß er noch nicht ganz. „Ich denke mir jetzt aber einmal, dass eine Demonstration der richtigen Stimmung nach hinten los gehen könnte." Die roten Augen wandern zu dem Pater, der nur warnend die Arme verschränkt, aber die Bajonette schon in den Händen hält.

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