Ich schnappte hastig nach Luft und taumelte nach hinten. Dabei hielt ich mir schmerzhaft den Kopf. Es dröhnte und pochte.
"Was zum...?", fluchte ich und brauchte einen Moment.
"Das sind meine Erinnerungen. Ich bin Tylerion Black, aber du kannst mich ruhig Tyler nennen. ist angenehmer für mich. Damals wurde ich von einem Feuerpfeil getroffen und dachte wirklich ich wäre gestorben. Aber genug von mir. Glaubst du mir jetzt?", fragte er interessiert.
Wie soll ich da schon nein sagen? Ich wusste nicht, ob es vielleicht nur falsche Erinnerungen sind, aber...was hätte er davon wenn er mich belügen würde? Es ist zwar gefährlich, aber ich glaube ihm vorerst.
"Tyler....also. Ich glaube dir..." meinte ich nun mit ein wenig Verzögerung, da ich einen Moment brauchte um den Schmerz im Kopf zu ignorieren. "Und warum bist du hier und nicht bei deinem Bruder?"
"Das, liebes, geht dich nichts an. Es sind persönliche Gründe, wenn du verstehst was ich meine. Ich hoffe, dass das hier unter uns bleibt, aber ich kann verstehen, wenn du James fragen möchtest, wieso er dir nichts von mir erzählt hat.", sagte er und musste lächeln. "Also schlage ich dir einen Deal vor. Du kannst ihn nach mir fragen, aber du verrätst nicht, dass wir miteinander gesprochen haben.", sagte er.
"Und im Gegenzug, bekomme ich was?", fragte ich vorsichtig. Tyler musste lächeln.
"Schön, dass du nicht schwer von Verstand bist. Im Gegenzug, gebe ich dir die komplette Karte.", sagte er mit einem wissenden Lächeln.Meine Augen weiteten sich. "Du hast eine Karte dafür?", fragte ich. Die Abbildungen auf den Büchern waren nicht vollständig. Wenn ich die Karte hätte, bräuchte ich nicht mehr nach den anderen Büchern zu suchen und ich würde dem Ziel näher kommen meine Familie zu finden.
"Glaub ihm nicht, Aurora.", sagte nun eine weitere männliche Stimme, die ich nur allzu gut kannte. Owen stand nun an meiner Seite und betrachtete Tylerion mit Feindseligkeit und Misstrauen in den Augen.
Tyler neigte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte mit einem amüsierten Blick, Owen, der sich mittlerweile beschützend vor mich aufgebaut hatte.
"Owen Lukaria.", sagte er amüsiert.Owens Muskeln spannten sich etwas an und er ballte seine Hände zu Fäusten. "Was willst du von ihr?", fragte er misstrauisch.
Tyler lachte und als er wieder sprach, hörte sich seine Stimme ziemlich streng und gleichgültig an. "Das geht dich nichts an." Er sprach mit Owen ganz anders als mit mir. Kannten sich die beiden oder warum gaben die mir das Gefühl, dass sie sich nicht leiden konnten?
"Es geht mich wohl etwas an. Ich weiß zwar nicht wer du bist, aber das was du ausstrahlst überzeugt mich nicht. Wer weiß was du im Schilde führst."
Daraufhin erntete Owen ein herzhaftes Lachen von Tyler.
"Hast du noch nie von dem Sprichwort Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen gehört?"Ich runzelte die Stirn. Wovon redeten die beiden da eigentlich gerade? Ich legte beruhigend eine Hand auf Owens Schulter, der alles andere als ruhig war. "Ich weiß nicht, was du für eine scheiße redest.", knurrte er.
Langsam reichte es mir und ich drückte fester zu, sodass Owens Aufmerksamkeit auf mich lag. Er wimmerte kurz und schaute mich verwirrt an. "Jetzt entspann dich doch mal, Owen. Er hat mir nichts getan, wir haben nur geredet. Außerdem gibt es keinen Grund zur Sorge. Er wird mir, nein uns, nichts tun. Nicht wahr?", nun wandte ich mich an Tyler und sah ihn bittend an. Ich hatte nämlich keine Lust auf Drama.
Es reichte schon, dass der Bruder von James vor mir stand und mich regelrecht an ihn erinnerte, obwohl ich einen James-freien Tag haben wollte. Nie konnte etwas so laufen, wie ich es mal möchte. Denn ich brauchte ein bisschen Normalität. War das zu viel verlangt?
Als hätte Tyler meine Gedanken gelesen, zog er sich zurück und entschied sich dagegen, Owen noch weiter zu provozieren. "Wie die Dame es gesagt hat. Ich habe ihr lediglich einen Deal angeboten. Wenn sie von unserem Zusammentreffen schweigt, gebe ich ihr die Karte die sie braucht. Nun, da du dich eingemischt hast, gilt der Deal auch für dich.", sagte er abwartend auf eine Antwort.
"Was denn für eine Karte?", fragte Owen und schaute zu mir. Ich erwiderte seinen Blick.
"Wir haben doch die Bücher gesammelt. Auf den Büchern war immer eine Landschaft abgebildet und es fehlten uns zwei Bücher. Er behauptet er hat eine vollständige Karte. Das ist unsere Chance. Es ist besser als gar nichts...und wer weiß ob wir die letzten zwei Bücher überhaupt finden werden.", erklärte ich es ihm.Owen bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick. "Aber woher willst du wissen, dass er dich nicht auf den Arm nimmt? Woher weißt du, dass die Karte nicht doch eine Fälschung ist?", meinte er unüberzeugt.
Ich rollte kurz die Augen. "Ach komm schon. Was haben wir zu verlieren? Für den Preis, dass wir nur schweigen müssen, ist die Karte sehr wertvoll.", natürlich verschwieg ich ihm die Tatsache, dass Tyler James Bruder ist. Aber das musste er ja nicht wissen. "Außerdem...weißt du wie sehr mir die ganze Sache am Herzen liegt. Hast du mir nicht versprochen alles zu tun ,um mir dabei zu helfen, meine Familie wieder zu sehen?", flüsterte ich ihm zu.
Owen schien noch zu überlegen und haderte. "Ich weiß nicht....", murmelte er.
Ich nahm seine Hand und drückte diese sanft, aber bestimmt. "Ich bitte dich Owen...das ist mein einziger Anhaltspunkt, abgesehen von dem Autor der Bücher."
Owen seufzte und ich strahlte vor Wonne. In dem Moment klatschte Tyler in die Hände. "Na dann hätten wir das ja erledigt", sagte er erfreut und ein schwarzer, schatten-artiger Ball hatte sich über seiner rechten Hand gebildet und formte sich zu einer Karte und einer Münze.
Er kam auf mich zu und hielt die beiden Sachen mir hin. Ich nahm die Karte entgegen und betrachtete verwirrt die Münze. "Wofür denn die Münze?", fragte ich ihn. Er beugte sich nach vorne und flüsterte mir folgendes ins Ohr: "Das musst du herausfinden. Aber glaub mir, du brauchst es. Gib gut darauf acht."
Bevor Owen Tyler erwischen konnte, war er schon verschwunden. Danach beäugte mich Owen besorgt. "Alles okay? Was hat er gesagt?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nur dass ich auf die Münze aufpassen soll, mehr nicht, aber ansonsten geht es mir gut. Ich schaute zu der Stelle wo Tyler bis eben noch stand und dann zum Nachthimmel. "Ich glaube wir sollten zurück.", sagte ich nun und lächelte leicht. "Ich bin ziemlich k.o.", fügte ich noch hinzu.
"Na gut. Aber du musst mir bescheid geben, wenn es dir irgendwie nicht gut geht, okay?", sagte er und ich erwischte ihn, wie er ebenfalls die Münze beäugte. Da fiel es mir erst jetzt auf. Die Münze war schwarz und viel größer als reguläre Münzen. Es wog aber ziemlich wenig. Zumindest, fühlte es sich so an, sah jedoch gar nicht so aus. Die Münze hatte eine silberne, leuchtende Sichel in der Mitte. Im Mondschein glänzte es wundervoll.
Mittlerweile hatten wir wieder unsere ursprüngliche Kleidung an. Wir gingen gemeinsam zurück, auch wenn wir beide ruhiger waren im Vergleich zu der Atmosphäre von vorher. Das fand ich jedoch nicht schlimm, eher angenehm. Aber ich wusste, dass er mir etwas Freiraum geben wollte, sodass ich die ganze Situation verarbeiten konnte. Ich hatte einen neuen Anhaltspunkt und würde dem Ziel, meine Familie zu finden, näher kommen. Zumindest voraussichtlich.
Wir kamen auf dem gleichen Weg zurück, wie wir raus kamen. Aber ich entschied mich bewusst, nicht mal ansatzweise in die Nähe von James oder dem Zimmer zu gehen. Owen gab mir dabei emotionalen Halt und führte mich sicher und ohne Komplikationen zu Ruby.
Okay, einige Male wären wir beinahe von irgendwelchen patrouillierenden Schülern und Lehrern erwischt worden, aber wir konnten gerade noch so davon kommen.Ich hatte es mir bei Ruby bequem gemacht. Hale war anscheinend bei irgendwelchen Kumpels, Jungs Dings besprechen oder so. Auch wenn Ruby normalerweise wissen wollte, was ich mit Owen gemacht hatte, verschon sie mich zumindest für heute damit. Ich wirkte anscheinend wirklich ausgelaugt. Bevor ich einschlief betrachtete ich noch einige Minuten die Münze, ehe ich sie wegsteckte und einschlief.
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Hoffe das Kapitel hat euch gefallen 😊
Vielleicht kommt über das Wochenende ein weiteres Kapitel, mal schauen.😂
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Lÿkos Academy II - Golden Moon
Loup-garouBand II von Lÿkos Academy. (Band I sollte gelesen werden ;D) Drei Monate sind vergangen. Drei Monate seitdem Auroras Adoptiveltern brutal ermordet wurden und der Mörder, ein Rogue, dessen Name sie immer noch nicht kannte, erledigt wurde. Drei Monate...