Frisch geduscht und in einem wirklich flauschigen Handtuch gewickelt, verlasse ich das Bad. Eine ganze Stunde habe ich gebraucht, um Anja zu beruhigen und zu überzeugen, dass sie nicht nach Deutschland kommen muss, um meinen Vater zu verprügeln. Nur halbherzig hat sie mir zugestimmt, dass ich mir wirklich auch Samus Seite anhören sollte. Noch immer habe ich ihr nicht gesagt, wer mein Vater in Wirklichkeit ist. Sonst würde sie die ganze Sache wieder falsch interpretieren und meinen, Samu hätte meine Mutter verlassen, weil ihm die Karriere wichtiger war, als sein eigenes Kind.
Seufzend gehe ich zu meinem Koffer und suche mit etwas zum Anziehen heraus. Ich entscheide mich für ein Top und eine Jogginghose. Schließlich bin ich hier alleine in meinem Zimmer, da muss ich ja nicht die besten Klamotten tragen, die zudem auch noch unbequem sind.
Ich löse meinen Handtuchturban auf meinen Kopf auf und rubble mir die Haare etwas trocken, bevor ich die Handtücher wieder sorgfältig im Bad aufhänge. Erneut verlässt ein Seufzen meine Lippen, als mein Blick in den Spiegel fällt.Meine strahlend blauen Augen sehen mich müde und matt an. – Dennoch sieht man, dass sich darin Glück spiegelt. Das Glück, dass ich nun endlich meinen Vater gesehen habe und er auch noch weiß, dass es mich gibt. Ein Grinsen ziert meine Lippen, bevor ich mir die Bürste schnappe, um meine Haare zu entwirren.
Immer wieder verziehe ich leicht schmerzverzerrt das Gesicht, da teilweise die Knoten ziemlich fest sind. Manchmal wünsche ich mir sogar kurze Haare, da man dann das Knotenproblem nicht hat. Aber auf der anderen Seite würde ich meine langen, leicht lockigen dunklen Haare wirklich vermissen. Sie reichen mir bis knapp über die Brust. Früher waren sie blond, doch je älter ich wurde, desto dunkler wurden die Haare. Mittlerweile hat sich meine Mähne für ein Straßenköterblond entschieden, was ich einfach nur schrecklich finde, weswegen ich sie regelmäßig färbe. – Somit ist meine Haarfarbe nun Dunkelbraun, wobei ich die Spitzen manchmal blond lasse. Je nachdem, auf was ich Lust habe. Es ist zwar ziemlich kompliziert, aber ist das nicht jede Frau bei den Haaren?
Ich lege die Bürste weg, als ich den letzten Knoten aus meinen Haaren gekämmt habe und streiche sie über meine rechte Schulter.Gespannt sehe ich auf die Uhr. Es ist gerade halb Zehn vorbei und Samu meinte, er würde heute Abend gerne noch vorbeikommen, um mir seine Sicht der damaligen Geschehnisse zu erzählen. Natürlich sagte ich sofort zu und gab ihm die Adresse des Hotels und meine Zimmernummer. Er meinte zwar, dass es nicht vor Zehn werden würde, da er noch einiges beim Sender zu tun habe, doch ich bestätigte ihm, dass es mir nichts ausmacht. Tut es auch wirklich nicht. Ich bin ein Mensch, der nie vor Mitternacht schlafen kann, weswegen es mir auch nichts ausmachen würde, wenn Samu erst um diese Zeit aufkreuzen würde.
So langsam steigt meine Nervosität. Endlich erfahre ich, was wirklich passiert ist. Schließlich klang die Geschichte meiner Mutter immer nicht glaubhaft. Jedes Mal, wenn ich als Kind fragte, wo mein Vater sei, wurde sie nervös, hat herum gestottert und es gemieden, mich anzusehen. Man sah es ihr wirklich an, wie sie log.
Kurz spiele ich mit dem Gedanken, sie anzurufen und ihr zu sagen, dass heute endlich der Tag sei, wo ihre ganzen Lügen auffliegen würden, lasse es jedoch dann doch bleiben. Ich will ihr ins Gesicht sehen, wenn ihr erzähle, dass ich nun die Wahrheit kenne.Ein Klopfen an der Tür lässt mich aus meinen Gedanken fallen. Kurz darauf höre ich seine warme und mittlerweile wieder vertraute Stimme.
„Auringonpaiste."
Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als er mich wieder mit ‚Sonnenschein' anspricht. Ob er mich schon früher so angesprochen hatte und ich es einfach keine Erinnerungen dazu habe? – Ich sollte ihn mal fragen.Mit freudigen Schritten gehe ich zur Tür und öffne diese. Immer noch habe ich ein Lächeln auf die Lippen, als Samu mich ansieht. Ein bisschen sieht es so aus, als wäre er bestellt und nicht abgeholt worden, wie er mit Pralinen und einer Flasche Wein in der Hand vor der Hotelzimmertür steht.
„Haluan puhua teille", meint er leise, als ich auf die Seite gehe, um ihn in mein Zimmer zu lassen. Ich nicke verstanden, da ich ja schon wusste, dass er mit mir reden möchte. Und ich bin schon sehr gespannt, wie seine Sicht der Dinge ist.
Ich bezweifle nämlich stark, dass seine Betrachtungsweise sich mit der von meiner Mutter gleicht. – Wenn doch, dann habe ich mich in so kurzer Zeit in Samu sehr getäuscht.Ich schließe hinter mir sorgfältig die Tür und drehe mich dann zu meinem Vater um, welcher erneut wie bestellt und abgesetzt mitten im Raum steht. Als ich ihn näher betrachte, fällt mir auf, dass er leicht zittert und die Weinflasche verzweifelt umklammert, als würde diese ihm Halt geben.
Ein kleines Schmunzeln ziert mein Gesicht, als ich die Distanz zwischen uns verringere und ihm einen Kuss auf die Wange drücke, bevor ich zwei Gläser aus der kleinen Küche, welche mit in dem Hotelzimmer ist, hole. Es sind zwar keine Weingläser, aber sie sind besser als gar keine. Mit den Gläsern bewaffnet, gehe ich zu ihm zurück und setze mich neben ihm auf das Bett.„Sinulla on tatuointi?", fragt er mich dann völlig verwirrt und deutet auf mein linkes Schulterblatt. Dadurch, dass ich nur ein Top trage und ich meine Haare über meine andere Schulter gelegt habe, sieht man das Tattoo ein wenig. Ich nicke lächelnd.
„Kyllä", bestätige ich und drehe ihm, bevor er etwas sagen kann, den Rücken zu. Ich schiebe den Träger auf die Seite, damit er den Spruch ganz sehen kann.„A weak reminder of you is better than none. - Isä", liest Samu leise vor und ich höre, wie er schlucken muss.
„Eine schwache Erinnerung an dich ist besser als keine. – Dad", murmle ich und lächle schwach.
Das Tattoo habe ich mir stecken lassen, als ich 18 Jahre alt war. Meine Mutter war strikt dagegen, doch ich wollte es einfach haben. Ich wollte etwas, was mich mit meinem Vater verbindet. Schließlich hatte ich immer eine schwache Erinnerung an ihn, wie er mit einer Gitarre an meinem Gitterbett stand und mir vorgesungen hatte. – Dies war auch immer meine Einzige.
Als es weiterhin hinter mir still bleibt, drehe ich mich zu ihm um. Samu sieht mich stumm an, wobei ihm Tränen in den Augen stehen. Unsicher, was ich tun soll, sehe ich schweigend in seine blauen Augen.„Että merkitsee paljon minulle", flüstert er nach einer Weile, was mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen zaubert.
Schließlich hätte ich mir nie gedacht, dass es ihm sehr viel bedeuten würde, dass ich mir ein Tattoo stechen lassen habe, was mit ihm zu tun hat.Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zeigt mir dann sein linkes Handgelenk. Er braucht nichts zu sagen, das geschwungene ‚A' auf der Innenseite des Handgelenks sagt mehr aus, als es für andere vielleicht tut.
Denn das ‚A' steht für mich. – Amanda.
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Hello Dad • Samu Haber | ✓
Fanfiction》𝐀 𝐰𝐞𝐚𝐤 𝐫𝐞𝐦𝐢𝐧𝐝𝐞𝐫 𝐨𝐟 𝐲𝐨𝐮 𝐢𝐬 𝐛𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐭𝐡𝐚𝐧 𝐧𝐨𝐧𝐞. - 𝐈𝐬𝐚̈《 Amanda Walsh wächst bei ihrer Mutter auf, zu ihrem Vater hat sie keinen Kontakt, er verließ die Familie, als sie noch ein kleines Kind war. Als Amandas Mutter...