-Kapitel 41-

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-Levis Sicht-

Ich schloss die Handschelle auf, die ich unter der Couch festgemacht hatte und öffnete dann die andere Handschelle, welche der Balg um sein Handgelenk trug.

,,D-darf ich mich wieder anziehen... mein Herr?", brachte er unsicher hervor, woraufhin ich nickte und die Handschellen sowie den Schlüssel auf den Couchtisch legte. Während der Braunhaarige sich wieder anzog, setzte ich mich auf die Couch und beobachtete ihn dabei.

Er war dünner geworden, zwar nicht sehr viel, aber genug, dass es einem auffiel. Fast schon witzig, wenn man bedenkt, dass ich die anderen teilweise hatte hungern lassen, während der mein Gegenüber genügend Essen bekam und sich auch von etwas anderem als Brot und Reis ernähren durfte. Aber offenbar verzichtete er auf dieses Privileg und aß wenig.

Als er sich fertig angezogen hatte, richtete er seinen Blick auf mich, wobei seine blaugrünen Augen direkt in meine blickten; sie wirkten leer. Als ich keine Anstalten machte, irgendetwas zu sagen, setzte er sich auf die Couch und deckte seine nackten Beine mit der Decke zu.

Dann fuhr er sich mit seinen Händen kurz über seine Wangen, um die Tränen wegzuwischen, die er krampfhaft versucht hatte zurückzuhalten. Ich hatte keine Ahnung, ob er wegen der Schmerzen heulte oder wegen seiner Schwester. Was auch immer der Grund dafür war, ich empfand kein Mitleid.

Es war mir egal, wie er sich fühlte. Genauso wie es mir egal war, dass ich seinen Körper benutzt und ihn dadurch physisch und seelisch noch viel mehr verletzt hatte als ohnehin schon - schließlich hatte er sich noch nicht damit abfinden können, dass seine Schwester tot war.

Ich hatte keine wirkliche Lust empfunden. Mein Verlangen nach seinem Körper war nicht groß gewesen. Ich hatte lediglich Ablenkung von meinen Gedanken gesucht. Sie holten mich so gut wie jede Nacht aus dem Schlaf, weswegen ich immer so früh wach war. Wäre er also am Schlafen gewesen, hätte ich ihn nicht angerührt.

Ich wäre stattdessen ins Labor gegangen, um zu sehen, ob Vierauge wach war und wenn nicht, hätte ich mich irgendwo in Shiganshina rumgetrieben, auch wenn diese Stadt dreckig war. In den Straßen lag Müll und Nachts hörte man Schüsse von Pistolen und Schreie von Menschen. Die Lage von Shiganshina hatten mein Onkel und ich zu verantworten. Ich bedauerte das aber keinesfalls.

Mein Blick schweifte wieder zu dem Braunhaarigen, der seinen Körper mit der Decke umhüllt hatte, obwohl es nicht einmal kalt war. Es wirkte fast schon so, als würde er Schutz suchen und sich durch die warme Decke etwas sicherer fühlen. Amüsant.

Ich erhob mich von der Couch und ging zu meinem Kleiderschrank, um vernünftige Kleidung rauzusuchen. Er sollte nicht in knapper Kleidung rumlaufen, während Militärpolizisten darauf warteten, in das Hauptquartier einzudringen, nur um dann zu sterben. Wir würden sie allesamt beseitigen so wie die Kameraden des Balgs in der alten Firma.

Ich grinste, als mir wieder vor Augen kam, wie er seine Waffe auf mich gerichtet und gedacht hatte, dass ich mich ihm einfach so unterwerfen und auf die Knie gehen würde. Dabei war er jetzt derjenige, der sich zu unterwerfen hatte. Er hatte sich anfangs zwar noch etwas widersetzt, aber mittlerweile war er stiller geworden, gehorsamer.

Als ich fündig wurde, ging ich wieder zurück zu ihm und legte die Kleidungsstücke auf die Couch. ,,Zieh das an. Danach bringe ich dich zu Hanji", sagte ich und mein Gegenüber nickte, ehe er aufstand und seine Kleidung wechselte. Dieses Mal hatte ich ihm auch seine Schuhe, die zu seiner Militärpolizei-Uniform gehören, rausgelegt.

Als er sich angezogen hatte, gingen wir die ganzen Treppen hinunter und da das Labor unter der Erde lag, war der Flur dementsprechend kühl und weniger gut beleuchtet. ,,Ahhh da ist er ja!", rief Vierauge voller Freude, als wir das Labor betraten.

Ich verdrehte die Augen und schubste den Braunhaarigen sanft in ihre Richtung. ,,Ich will ihn in ganzen Stücken wiederhaben, wenn ich zurückkomme", sagte ich und blickte Hanji warnend an. Nicht, dass sie ihm noch eine Enthaarungspille verabreichte, weil sie momentan keine Testperson dafür hatte.

,,Und pass auf ihn auf", setzte ich noch an, woraufhin sich Hanjis Augen weiteten und ein Grinsen auf ihren Lippen erschien. Der Braunhaarige blickte mich ebenfalls überrascht an und als sich mein Blick verfinsterte, senkte er seinen Kopf. Tch. Ohne noch ein Wort zu verlieren, ging ich aus dem Labor und zog die Tür hinter mir zu.

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Pov: Du kommst von der Schule, niemand ist zu Hause und du hast deinen Schlüssel vergessen.

Be mine [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt