-Kapitel 29- [2/5]

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-Erens Sicht-

Im Esszimmer angekommen, nahm ich links von Herr Reiss Platz, der sich am Kopfende des länglichen Tisches befand, während Historia rechts von ihm saß.

,,Wie ich hörte, möchtest du den Kommandanten besuchen", fing Herr Reiss an, mit der Absicht, ein Gespräch zu anzufangen. ,,Ja, er ist ein alter Freund meines Vaters... ich habe ihn eine Weile nicht gesehen."

,,Verstehe", sagte er, ,,Historia hat mir am Telefon erzählt, dass du kein Gepäck dabei hast und vorhast, noch heute zurückzufahren. Ich habe Nifa darum gebeten, dir Kleidung für die Nacht rauszulegen, falls du deine Meinung änderst und doch bleibst."

,,Danke, das ist sehr nett von Ihnen. Ich denke, dass ich dann erst morgen um die gleiche Zeit zurückfahren werde", antwortete ich.

Dem Kommandanten würde ich dann erst morgen einen Besuch abstatten, so hatte ich mehr Zeit. Und weil Levi und Erwin sowieso davon ausgegangen waren, dass ich länger als einen Tag hier in Mitras bleiben würde, stellte das auch kein Problem dar.

Während dem Abendessen, das wirklich lecker schmeckte, unterhielten wir uns über belanglose Dinge. Allerdings schwieg Historia die meiste Zeit über, bis sie schließlich aufstand und das Esszimmer verließ, da sie müde sei und schlafen wolle, doch ich war mir sicher, dass der eigentliche Grund ein anderer war.

[...]

Ich öffnete nach der traumlosen Nacht meine Augen und stieg ausgeschlafen aus dem Bett. Es hatte sich wirklich toll angefühlt, nach Tagen wieder auf einer weichen Matratze zu schlafen, statt auf dem harten Boden neben Levis Bett.

Naja... zumindest konnte ich mich glücklich schätzen, dass mir der Hauptgefreite wenigstens noch Kissen und Decke zum Schlafen gab, aber von Rückenschmerzen blieb ich meist nicht verschont.

Ich ging in das Badezimmer, das direkt an diesem Schlafzimmer grenzte und machte mich fertig, ehe ich dann ins Esszimmer ging und Nifa sah. ,,Guten Morgen", sagte ich lächelnd, was Nifa ebenso mit einem Lächeln erwiderte.

,,Guten Morgen, Eren. Ich hoffe, du hast angenehm schlafen können", sagte Nifa, während sie gerade dabei war, den Tisch zu decken, ,,Herr Reiss hat etwas Außerhalb zu erledigen und Historia hat in der Frühe das Haus verlassen."

,,Verlassen?", hakte ich nach, als ich mich an den Esstisch setzte. Nifa nickte und stellte zum Schluss einen Korb mit frischen Brötchen auf den Tisch. ,,Sie sollte gleich hier sein, hoffe ich", meinte Nifa und sah plötzlich so nervös aus.

,,Alles in Ordnung?", fragte ich besorgt. Nifa sah mich mit prüfendem Blick an, als ob sie sicherstellen wollte, dass man mir vertrauen konnte.

,,Historia darf das Grundstück ohne die Erlaubnis ihres Vaters eigentlich nicht verlassen", begann sie, ,,ich habe sie aber trotzdem gehen lassen."

,,Ist das der Grund, weshalb sie sich so distanziert zu ihrem Vater verhält?" Nifa schüttelte den Kopf. ,,Nicht direkt. Du musst wissen, dass vor mir ein Mädchen hier gearbeitet hatte, das ungefähr in Historias Alter war."

,,War?", hakte ich nach.

,,Sie ist gestorben, Eren. Historia besucht ihr Grab", hörte ich Nifa sagen, woraufhin ich schluckte. Gestorben? ,,Das Mädchen hatte Historia ein Liebesbrief geschrieben und als Herr Reiss das mitbekommen hat, hat er nicht lange gezögert und das Mädchen aus der Villa verbannt."

,,Und soweit ich weiß, ist das zur Winterzeit passiert. Es war fürchterlich kalt draußen und sie hatte keinen warmen Ort, an den sie hätte gehen können", erzählte Nifa und stoppte kurz, ,,Sie ist in der Nacht an Historias Geburtstag gestorben."

Plötzlich zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Das musste so unfassbar schrecklich für Historia gewesen sein und bevor ich etwas sagen konnte, kamen mir wieder ihre Worte in den Sinn, die sie gesagt hatte, als Levi ihr mit dem Tod gedroht hatte.

,,... Bring mich doch um!"

War es möglich, dass Historia sterben wollte, weil dieses Mädchen nicht mehr bei ihr war... weil sie allem Anschein nach niemanden mehr hatte?

Ich hatte wirklich gedacht, dass das Leben in Mitras schön wäre, dass jeder glücklich und frei wäre, doch das, was man so hörte, täuschte.

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Wer das Mädchen wohl war?

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Be mine [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt