-Kapitel 46-

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-Levis Sicht-

,,Wissen Sie, was der Nachteil an diesem Gefängnis ist, Nile?"

"Es liegt unter der Erde, alle Räume werden demnach durch Lüftungsanlagen mit frischer Luft versorgt..."

"... oder mit einem Gift, das in wenigen Stunden zum Tod führt."

...

,,Das Gift müsste bereits wirken", sagte ich. ,,Aber im Gegensatz zu Ihren Leuten, kann uns das Gift nichts anhaben", setzte ich noch an. Wir hatten vor unserem Aufbruch ein Mittel zu uns genommen, das dem Gift die Wirkung nahm und es unschädlich machte.

Dieses Mittel war von Hanji, ihre Leistungen waren wirklich hervorragend und brachten viele Vorteile mit sich.

,,Was willst du damit bezwecken? Etwa den Tod meiner Leute?", ertönte die Stimme des Kommandanten, woraufhin ein selbstsicheres Grinsen auf meinen Lippen erschien - seine Stimme klang weder kraftlos noch rau, woraus zu schließen war, dass er das Gift nicht eingeatmet hatte und sich demnach auch nicht hier im Gefängnis befand.

Erwin hörte alles mit, er musste ebenfalls begriffen haben, dass der Kommandant sich nicht hier aufhielt. Es würde nicht lange dauern, bis Erwin den Aufenthaltsort des Kommandanten herausfand. Sie unterschätzten unsere Technik.

,,Ihre Leute sind wegen dem Gift nicht einmal mehr dazu in der Lage, ihre Waffen auf uns zu richten und das reicht im Grunde vollkommen aus, damit sie uns bei meinem Vorhaben nicht mehr in die Quere kommen. Dass ich ein tödliches Gift gewählt habe, liegt also nicht daran, den Tod Ihrer Leute damit bezwecken zu wollen", erklärte ich und fuhr fort:

,,Ich will Sie mit dem Wissen, dass das Gift tödlich ist, unter Druck setzen, denn wenn Ihre Leute nicht rechtzeitig in ein Krankenhaus gebracht und behandelt werden, sterben sie. Das würde Ihre Kompetenz als Kommandant in Frage stellen und Ihrem Ruf schaden."

Bevor der Kommandant etwas erwidern konnte, wurde die Tür, die vorhin zugefallen war und sich nicht mehr öffnen ließ, mit einem Mal aufgestoßen. Rico trat in den Raum hinein, ihre Hände und die Ärmel ihrer Jacke wiesen Blut auf.

,,Alle Militärpolizisten wurden von uns entwaffnet und gefesselt. Einer von ihnen hat Widerstand geleistet und Jean angeschossen, er wird aus dem Gefängnis in Sicherheit gebracht", teilte Rico uns mit. Das erklärte das Blut, sie hatte versucht, Kirsteins Blutung zu stoppen.

,,Tch, ich hoffe ihr habt das Arschloch abgeknallt", erwiderte ich, woraufhin Rico monoton nickte. Kirstein war einer meiner fähigsten Anhänger, sein Tod wäre ein großer Verlust gewesen.

,,Geht hoch zu Erwin und den anderen und seid wachsam", befahl ich meinen Anhängern und als auch der letzte den Zellentrakt verließ, wandte ich mich der Kamera zu, durch die uns der Kommandant beobachtete. ,,Sie sehen, wozu ich in der Lage bin. Übergeben Sie uns Kenny, ansonsten sorge ich für ein Massaker in Mitras", drohte ich ihm.

Er hatte die Wahl. Entweder setzte er seine Militärpolizisten dafür ein, um uns aufzuhalten oder er schickte sie ins Gefängnis, um den vergifteten Militärpolizisten das Leben zu retten, das ich ihnen am liebsten genommen hätte.

,,Ich lasse ihn an die Mauergrenze des Bezirks Ehrmich bringen", sagte der Kommandant. Somit verließ ich den Raum und auf dem Weg zur Oberfläche blickte ich auf die ganzen Militärpolizisten herab, die sich mit Handschellen gefesselt auf dem Boden befanden.

Einige von ihnen husteten oder atmeten schwer und bei manchen hatten sich aufgrund ihrer höher werdenden Körpertemperaturen sogar Schweißperlen auf der Stirn gebildet. Das Gift raubte ihnen jegliche Kraft und machte sie vollkommen wehrlos.

Am liebsten wäre es mir, wenn das Gift ihnen jetzt sofort das Leben nahm. Ich wollte ihre von Schmerz erfüllten Gesichter sehen, während das Gift sie langsam und qualvoll umbrachte. Dieser Anblick wäre gerade zu amüsant gewesen.

Als ich an der Oberfläche ankam, umgab mich die Dunkelheit. Nur die Straßenbeleuchtungen spendeten etwas Licht, die Sterne und der Mond hingegen wurden von Wolken bedeckt. Gut, so fiel ich weniger auf.

,,Ich bin mit einigen auf dem Weg zum Kommandanten, ich habe ihn ausfindig machen können", sagte Erwin über das Funkgerät. ,,Ich will ihn lebend", machte ich dem Blondhaarigen klar. ,,Natürlich", erwiderte er. Ich musste ihn nicht einmal sehen, um zu wissen, dass er gerade grinste. Er wusste, was den Kommandanten später erwartete.

Der Rest meiner Anhänger und ich versammelten uns und wählten einen Weg durch den Wald, um die Mauergrenze zu erreichen. Ein paar meiner Anhänger trugen leichte Verletzungen auf der Haut, da sie Militärpolizisten begegnet waren. Aber so schwer verletzt wie Jean war glücklicherweise sonst niemand.

Es dauerte zwar etwas, aber als wir am besagten Ort ankamen, stand ein Fahrzeug der Militärpolizei dort. Die Türen öffneten sich und vier schwer bewaffnete Männer kamen hervor. Bevor ich fragen konnte, wo Kenny abgeblieben war, zerrte einer der Militärpolizisten ihn aus dem Wagen und richtete seine Waffe auf ihn.

,,Na, habt ihr mich vermisst?", lachte mein Onkel, woraufhin ich die Augen verdrehte. Vielleicht hätte ich ihn doch im Gefängnis verrecken lassen sollen. Der Militärpolizist schubste ihn in unsere Richtung und als Kenny sich weit genug von dem Wagen und den Militärpolizisten entfernt hatte, warf ich einen kurzen Blick zu Rico, die mir dann zunickte.

Gleich darauf ertönte ein lauter Knall und das Fahrzeug stand in Flammen. Ich ging an Kenny vorbei ohne ihn einen Blick zu schenken und kniete mich dann zu den Militärpolizisten. Alle, bis auf einer, waren tot. Ich nahm die Schlüssel für die Handschellen, mit denen Kenny gefesselt war, an mich und ließ den noch lebenden Mann dort liegen.

,,Was sollte denn das?", fragte er mich und deutete auf die Explosion hin, die Rico ausgelöst hatte. ,,Die Militärpolizei hat vor langem beschlossen, dass ich die Todesstrafe verdiene. Ich wollte nicht riskieren, dass eine Kugel durch meinen Schädel fliegt oder einer meiner Anhänger verletzt wird", erklärte ich ihm.

Diese Militärpolizisten hatten vorhin die Chance dazu gehabt, Kenny und mich - zwei der mächtigsten Personen innerhalb der Mauern - aus dem Weg zu schaffen, ganz egal, ob meine Anhänger anwesend waren.

Ich öffnete die Handschellen und ließ sie dann zu Boden fallen. ,,Es ist schön dich wiederzusehen, Levi", sagte mein Onkel und klopfte mir auf die Schulter. Eine Umarmung war nicht drinnen. Diese Art von Zuneigung hatte ich nie von ihm erfahren, nur meine Mutter hatte ihre Arme um mich gelegt und mir das Gefühl von Geborgenheit und Schutz gegeben.

Aber das konnte sie nicht mehr tun, sie war tot. Ich war ein Kind gewesen, als sie vor meinen Augen von einem Mann niedergestochen wurde. Später hatte ich erfahren, dass der Mörder meiner Mutter der Mann war, der mich erzeugt hatte und kurz vor meiner Geburt abgehauen war.

Nach diesem Vorfall hatte mein Onkel sich um mich gesorgt. Er war schon damals kriminell gewesen und obwohl ich ihm als Kind hätte nützlich sein können, hatte er mich bei seinen kriminellen Angelegenheiten immer rausgelassen, bis ich alt genug war, um selbst zu entscheiden.

,,Wir machen uns auf den Weg nach Shiganshina!", rief ich allen zu. Erwin und der Rest würden nachkommen. Ich vertraute ihm, dass er alles im Griff hatte. Die Militärpolizei sollte ihnen keine Probleme mehr bereiten, sie waren damit beschäftigt, ihre Kameraden aus dem Gefängnis zu holen.

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Zum Verständnis: hätte Levi nicht gewusst, dass die Militärpolizei sie im Gefängnis überracht, wäre das Gift nicht zum Einsatz gekommen und sie hätten eventuell "verloren"

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Be mine [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt