7. Tut mir leid

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Ich fing an darüber nachzudenken, ob ich Lily erzählen sollte was mir passiert war. Sie war zwar meine beste Freundin doch trotzdem wusste ich, dass sie sich sehr gut mit Steve und seinen Freuden verstand und was, wenn sie mir nicht glauben würde? Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken und griff nach meinem Handy um mir endlich mal anzuschauen was Benni mir geschrieben hatte. Er hatte gestern Abend mir noch drei mal geschrieben und gefragt was er gemacht hatte. Eine Nachricht war von heute Morgen. Es war eine etwas längere Nachricht in der er fragte ob ich gut nach Hause gekommen bin und ob alles okay sei. Anscheinend hatte er sich wirklich Sorgen gemacht. Was ja schon irgendwie ein bisschen süß war. „Ist gestern irgendwas passiert?", fragte auf einmal eine Stimme hinter mir. Ich erschreckte mich, da ich so in Gedanken versunken war dass ich Lily gar nicht bemerkt hatte. Sie stand hinter mir und hatte wohl den Chat zwischen Benni und mir auf meinem Handy mitgelesen. „Ja, naja also ich bin halt mega sauer auf ihn so...", fing ich zögernd an zu erzählen und merkte wie diese Falte auf meiner Stirn wieder auftauchte. „Ohhh warte eine Sekunde, diese Falte kenne ich. Was ist passiert?", fragte Lily und setzte sich im Schneidersitz vor mich.
„Ich erzählte ihr, dass Benni wieder angefangen hatte zu kiffen, obwohl er mir vor ein oder zwei Monaten versprochen hatte damit aufzuhören und ich erzählte noch, wie ich ihm eine Backpfeife gegeben hatte, weil seine Augen so rot gewesen waren.", erzählte ich meiner Psychologin, die mich nur mit großen Augen anstarrte. „Okay Emma, also du kannst ja Benni mal diese Nummer hier geben.", sagte sie während sie eine Reihe von Zahlen auf ein kleines Blatt schrieb. „Das hier ist eine Suchhilfe für Jugendliche an die er sich gerne mal wenden kann.", sagte sie noch und drückte mir den kleinen Zettel in die Hand. Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass sie wahrscheinlich nicht wusste, dass heutzutage jeder in meinem Alter ab und zu mal kiffte. Aber das konnte sie ja nicht wissen, woher auch. Doch mein Lächeln verschwand schlagartig wieder aus meinem Gesicht, als ich mit meinen Gedanken wieder über den Samstagmorgen nachdachte.
„Okay wow das ist wirklich mies Em." „Ja oder find ich auch, danke dass du mich da ver...." „Also ich wäre mega sauer an seiner Stelle.", unterbrach Lily mich. Ich verstummte. „Du meinst an meiner Stelle oder?", fragte ich verwirrt. „Ne an Bennis Stelle. I mean du hast ihn einfach so geschlagen. Und seien wir mal ehrlich, jeder kifft doch das ist doch gar nicht mal so schlimm.", sagte Lily unbeeindruckt und packte ihre Sachen zusammen. „Nicht so schlimm?", fragte ich sie verdattert und konnte nicht glauben was ich da gerade aus Lily's Mund hörte. „Ich meine er ist der, der sein Versprechen mir gegenüber gebrochen hat und unser Vertrauen missbraucht hat. Außerdem weißt du ja wohl, warum ich so gegens Kiffen bin. Gerade bei Benni.", sagte ich und stand auf. „Ach komm Em. Seh das mal nicht so streng, er kann doch machen was er will ihr seid schließlich nicht zusammen. Und ich meine Steve und Jan und so kiffen auch und Steve sagt..." „Steve und so sind auch assoziale Arschlöcher.", unterbrach ich sie und merkte wie Tränen in meinen Augen sich mit der Wut mischten. „Was kackst du mich jetzt so an? Und vor allem was greifst du jetzt Steve und Jan so an? Die haben dir nichts getan.", sagte Lily wütend und jetzt stand auch sie auf. „Ja genau.", sagte ich und meine Stimme fing an zu zittern. „Die sind toll und tuen keinem was und jeder mag sie. Wie könnten die nur irgendwas falsches machen nicht wahr." „Okay keine Ahnung was du gerade hast aber ich hab keine Lust mehr auf dich jetzt. Ich wollte dir eigentlich noch erzählen, dass Jan mir gerade geschrieben hatte und gefragt hat ob wir uns gleich auf ein Date treffen wollen aber das lasse ich jetzt mal lieber.", sagte Lily noch bevor sie sauer in den Flur lief, sich ihre Schuhe schnappte und die Wohnungstür hinter sich zuschlug.
Ich fing an zu weinen und sank langsam auf mein Bett. Tränen rannten aus meinen Augen und ich fing laut zu schluchzen an. In diesem Moment wusste ich nicht mal wieso genau ich jetzt so heftig weinte. Vielleicht weil Steve mich angefasst hatte oder weil Benni sein Versprechen gegenüber mir gebrochen hatte, vielleicht wegen den schlimmen Erinnerungen die deswegen wieder hoch kamen oder vielleicht weil ich immer deutlicher merkte, wie Lily und ich einfach nicht mehr wirklich gut zusammen passten und ich mir das aber einfach nicht eingestehen wollte obwohl es immer offensichtlicher wurde. Schließlich waren wir seit der 6 Klasse aller beste Freundinnen und hatten uns in der Grundschule auch schon immer gut verstanden. Vielleicht auch wegen allem zusammen. Ich schlug gerade die Hände vor meinem Gesicht zusammen als ich merkte, wie meine Hosentasche anfing zu vibrieren. Benni rief mich auf meinem Handy an. Ich wollte eigentlich jetzt nicht drangehen und trotzdem fühlte ich mich in dem Moment so alleine und wollte einfach nur mit jemanden über alles mal reden. Aber mit Benni wollte ich gerade nicht reden. Benni wollte ich eigentlich nur anschreien. Ich drückte also auf Grün und ohne überhaupt erst zu warten ob auch wirklich Benni dran war fing ich an laut in mein Handy zu schreien: „Du bist echt ein Arschloch, weißt du das. Ihr seid alle Arschlöcher. Weißt du wie weh das tut zu merken, dass man von seinem besten Freund angelogen wird und er sein Versprechen einfach so bricht und es ihm dann nicht mal auffällt. Gerade bei so einem Versprechen, bei dem du weißt wie wichtig mir das ist und warum. Das tut ehrlich weh Ben." Dann brach meine Stimme und ich bekam nur noch ein lautes Schluchzen raus. „Wow Emma. Was ist denn los?" „Du bist los Ben. Du bist einfach ein Arschloch.", bekam ich zwischen zwei Schluchzern gerade so raus. „Emma erzählst du mir bitte mal was ich gemacht habe, wofür die Backpfeife war und wieso du jetzt so komplett aufgelöst und wütend auf mich bist?", fragte Benni und trotz seiner sonst so beruhigenden Stimme merkte ich wie diese Wut und Trauer in mir einfach nicht weniger werden wollte. „Du hast gestern gekifft Ben. Und das bestimmt auch nicht zum ersten Mal. Deine Augen waren so rot wie die Hölle.", sagte ich und wischte mir Tränen von den Wangen, während ich mich so fühlte als wäre ich gerade in der Hölle . Stille. Ich konnte Bennis schweres Atmen am anderen Ende des Telefonats hören. „Emma...", stammelte er leise. „Es tut mir leid." Wieder Stille.

Ich freu mich über jeden Kommentar und vergesst nicht für mich abzustimmen. 💜 💜💜

Mein Freund der FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt