T W E N T Y

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„Musst du deine Sachen unbedingt dahin tuen?" meckerte mich Will von der Seite an. Sauer sah ich ihn an. Das ist jetzt schon das fünfte mal das er sich über irgendetwas beschwert, was rein zufällig mit mir zu tuen hat. „Ja muss ich. Gibt es ein Problem damit." zischte ich ihn an. Verständnislos sah er mich an. „Ja gibt es. Wie kann man nur so rücksichtslos sein und nicht auf seine Mitmenschen achten?" „Rücksichtslos? Nur weil ich meine Sachen kurz auf die Couch gelegt habe, bin ich jetzt also rücksichtslos? Was stimmt nicht bei dir?" Vielleicht reagierte ich etwas über, aber der Fakt, dass ich einfach nur atmen musste, um von Will angemeckert zu werden machte mich aggressiv. Gestern hatte ich noch gedacht, dass ich nett zu Will sein sollte, damit wir wieder Freunde werden konnten. Naja, aber jetzt denke ich das eher nicht mehr. Aufgebracht drehte sich Will zu mir um. „Was mit mir nicht stimmt?", schrie er mir schon fast entgegen, „Was stimmt bei dir nicht? Du wohnst hier, obwohl du auch in deiner eigenen Hütte schlafen könntest und dann wirfst du deine Sachen einfach in den Weg, so das man darüber stolpert und sich das Genick bricht. Ich finde du solltest unsere Gastfreundschaft nicht mit Füßen treten! Wer hat überhaupt gesagt das wir dich hier wollen?" Auch das tat weh. Verletzt sah ich ihn an. Mit aufgerissen Augen sah er zurück. Er sah aus, als würde er das eben gesagte ziemlich bereuen. Besser machen tat es das aber auch nicht. Ich wurde noch wütender und stand von der Couch auf, auf der ich die ganze Zeit geseßen hatte. Ich ging auf ihn zu um etwas zu tun, was ich schon vor Ewigkeiten tuen wollte. Genau, ich wollte ihm endlich eine reinhauen. Jedoch erkannte Austin offensichtlich die Situation und ging zwischen uns. „Okay stopp! Ihr beruhigt euch jetzt beide. Ihr geht jetzt vor die Tür und kommt runter und klärt das ganze ohne euch dabei umzubringen. Wenn ihr das nicht schafft, dann kann Nico gerne wieder in seiner Hütte schlafen und Will sollte sich sorgen um seinen Rang als Hüttenvorsitzender machen." Austin war richtig wütend. Ich hatte ihn immer als gelassen und ein bisschen feige eingeschätzt, aber das war er definitiv nicht. Will war von Austins Ausbruch wohl noch überraschter als ich, denn er sah ihn mit offenen Mund an. Weil er offensichtlich unfähig war sich zu bewegen, zog ich ihn schnell aus der Hütte raus. Ich wollte nicht riskieren, dass Austin ganz austickt.

Als wir draußen waren blinzelte Will ein paar mal. „Er will mir echt meinen Platz als Hüttenvorsitzender wegnehmen..." Will sah echt geschockt aus, was ich schon wieder etwas amüsant fand. „Nein du Idiot, nur wenn du nicht aufhörst mich wegen jeder Kleinigkeit anzumotzen." Will schien mir aber nicht mehr zuzuhören, denn er führte irgendwelche seltsamen Selbstgespräche darüber, wie er seine Position wieder bekommen könnte. Kopfschüttelnd wand ich mich ab. Und der wundert sich noch?

Ich entschied in den Wald zu gehen. Mit Will konnte man ja eh nichts anstellen. Ich ging also los, jedoch hörte ich schon nach zehn Metern Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und sah Will wie er hechelnd da stand. „Wo gehst du hin?" fragte er, als er wieder etwas zu Atem gekommen war. „Ich gehe in den Wald... alleine." Ich drehet mich um und ging weiter. Wie ich mir schon gedacht hatte konnte ich Will nicht einfach so abschütteln. Genervt seufzte ich auf. Ist er irgendwie mein Schoßhündchen? Warum rennt er mir die ganze Zeit hinterher? „Was genau machst jetzt im Wald?" Ruckartig blieb ich stehen, weswegen Will fast gegen mich stieß. „Du weist aber, dass du dich gerade wie ein nervendes Kindergartenkind verhältst, oder? Ich würde gerne alleine sein, ok?" In der Hoffnung, dass er nun endlich verstanden hatte, dass ich alleine sein will, ging ich weiter. Will sagte nun zwar nichts mehr, aber ich wusste, dass er mir immer noch folgte. Ich meine er lief wie ein Trampeltier. Irgendwann sprach Will mit ernster Stimme: „Kannst du kurz stehen bleiben?" Ich ignoriere ihn. Ich hatte ihm jetzt schon öfter erklärt, dass er gehen soll, jedoch tat er dies immer noch nicht, weswegen ich nun beschloss ihn einfach nicht zu beachten. Das nächste was passierte war ein plötzlicher Druck an meinem Arm und ich spürte wie ich herumgerissen wurde. Das ganze war so plötzlich und ging so schnell, dass ich das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel. Will, der mich immer noch festhielt, fiel natürlich mit und spürte ich plötzlich etwas warmes auf meinen Lippen.

 Und so kam es, dass wir uns zum ersten mal küssten.

Ihr könnt euch schon auf nächste Woche freuen. Da kommt dann endlich mal ein bisschen Schwung in die Story ;)

Love to HateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt