Kapitel 16 - Deal

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Ich bitte dich Aralas, mir zu helfen. Es gibt verfluchte Seelen in dieser Welt, die für meinen Fluch verantwortlich sind. Wenn du sie findest, dann werden sie dich auch verfluchen, aber wenn du zurück zu mir kommst, dann kann ich deinen Fluch wieder lösen. Wenn wir alle Seelen gefunden und zerstört haben, dann bin ich wieder frei.

Aralas schien zu überlegen. Er stand ruhig da, doch durch sein Fell fuhr immer wieder ein leichtes Zittern. Seine Nüstern hatten sich geweitet und seine Ohren zuckten nervös.

Das hört sich gefährlich an, was passiert wenn etwas schief läuft?

Es wird nichts schief laufen, vertrau mir. Ich würde niemals zulassen, dass dir etwas passiert.

Aralas schien noch immer unentschlossen. Doch dann senkte er den Kopf und stieß ein zustimmendes Schnauben aus.

Ich helfe dir, weil wir Freunde sind und weil ich möchte, dass du wieder normal bist, damit wir eines Tages zurück nach Lacuna kehren können. Das möchte ich als Gegenleistung. Diese Welt hier ist ohne Zweifel auch akzeptabel, aber ich vermisse Lacuna. Und ich möchte nichts mehr als meine, als unsere Heimat mit dir zu teilen.

Miriam überlegte kurz. Das war eine schwere Entscheidung vor die sie auch Laurel schon gestellt hatte. Doch jetzt im Moment hatte sie keine Wahl. Noch war sie in der Lage, sich einigermaßen zu kontrollieren, doch wenn ihre Kräfte stärker werden würden, und das wurden sie Minute zu Minute, dann wäre sie eine große Bedrohung für die ganze Welt. Also nickte Miriam zustimmend.

Deal.

„Brien?", rief Miriam und drehte sich zu ihm um, „Aralas hilft uns." Brien hatte die ganze Szene aus der Entfernung betrachtet und kam jetzt zu ihnen hinüber. Als er näher kam, schlug Aralas wild mit dem Kopf und bäumte sich auf. „Alles ist gut, mein Junge, das ist ein Freund von mir, du brauchst keine Angst zu haben", versuchte Miriam den Hengst zu beruhigen.

Angst? Ich habe keine Angst.

Miriam rollte mit den Augen. Selbst ein Blinder würde spüren, dass er log, doch sie sagte nichts. Aralas war einfach viel zu stolz und arrogant, um zugeben zu können, dass er von jemandem oder vor etwas Angst hatte.

„Wow, ich habe so etwas noch nie erlebt, man kann die Verbindung zwischen euch förmlich spüren", wisperte Brien leise, um Aralas nicht noch einmal zu verschrecken. Miriam warf ihm ein ich-hab's-dir-doch-gesagt-Grinsen zu, was er nur mit einem genervten Augenrollen kommentierte.

„Wie soll Aralas die verfluchten Seelen eigentlich finden? Selbst wenn er zu ihnen reisen könnte, muss er dazu doch erst einmal wissen, wo sie sich befinden", merkte Brien an, doch darüber hatte Miriam sich schon Gedanken gemacht. „Du hast es doch mit einem Zauber geschafft, dass Laurel sie findet. Könntest du nicht einfach den gleichen Zauber auf Aralas übertragen?", fragte sie.

Brien legte die Stirn in Falten und wandte seinen Blick von Miriam ab auf seine Schuhspitzen. Was war denn plötzlich los mit ihm? Er würde doch jetzt hoffentlich keinen Rückzieher machen und ihren Plan für zu gefährlich halten. Ohne seine Kräfte als Zauberer konnte Miriam ihr Vorhaben vergessen, er durfte sie jetzt nicht im Stich lassen. „Brien?", hakte sie vorsichtig nach und der junge Zauberer hob ein wenig aufgeschreckt seinen Blick.

„Nun ja, ich würde den Zauber auf Aralas übertragen, wenn ich könnte, aber...", setzte er ein wenig unsicher an. Aber was? Was war nur auf einmal los mit ihm? Eben war er doch noch so selbstsicher gewesen. „aber ich habe meine Zauberkräfte nicht mehr und deshalb kann ich dir nicht helfen", beendete er seinen Satz.

Miriam sah ihn ungläubig an. „Wieso zur Hölle hast du deine Zauberkräfte nicht mehr?", fragte sie dann fassungslos. Wieso konnte nicht einmal in ihrem Leben ein Plan funktionieren? Wieso war das Schicksal bloß nicht auf ihrer Seite?

„Lange Geschichte", murmelte Brien geknickt und Miriam konnte spüren, wie schlecht er sich fühlte, deshalb verschob sie es auf einen späteren Moment, sauer auf ihn zu sein. Sie blickte in den Himmel, der sich inzwischen in alle möglichen Lila- und Rottönen verfärbt hatte. Die Sonne stand bereits tief und man konnte sogar schon die blassen Umrisse des Mondes erkennen.

„Ich bin sicher wir werden auch so eine Lösung finden", murmelte Miriam und hoffte, dass es optimistischer klang, als es sich anfühlte, „Lass uns eine Nacht darüber schlafen und morgen sieht die Welt bestimmt schon ganz anders aus." Brien nickte stumm und er musste gar nichts sagen, Miriam spürte auch so, dass er ebenfalls nicht gerade optimistisch und hoffnungsvoll war.

Jetzt erst fiel ihr der Rucksack auf, den Brien schon die ganze Zeit über aufgehabt haben musste. Sie erkannte den roten Stoff mit den dunkelblauen Plastikschnallen zum Verschließen sofort. „Wieso hast du Josies Rucksack auf?", fragte sie verwirrt.

„Hat sie mir gegeben, als ich ihr erzählt habe, dass ich dich suchen gehe", meinte Brien flüchtig, „Sie hat sich heute Morgen um mich gekümmert."

„Ah", erwiderte Miriam. Stimmt, sie hatte Josie ja gestern Abend eingetrichtert, ihm ein wenig zu helfen, sich zurecht zu finden. Ein kleines Schmunzeln stahl sich auf ihr Gesicht, als ihr bewusst wurde, mit was für einem Kater Brien heute Morgen aufgewacht sein musste. „Wie geht es dir eigentlich?", fragte sie dann.

Brien setzte ein breites Lächeln auf. „Hervorragend", sagte er übertrieben sarkastisch, „Abgesehen von den Kopfschmerzen und der leichten Übelkeit, die mir immer noch das Gefühl gibt, ich würde mich jeden Moment übergeben, wirklich hervorragend."

Schattenflügel - Verwandlung bei VollmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt