Wozu hatte er wohl den Ast bei sich, hm? Er wollte dich umbringen, dich töten. Er wollte dich vernichten. Niemand vernichtet dich. Niemand außer mir vernichtet dich.
Wieso tust du es dann nicht? Wieso vernichtest du mich nicht einfach?
Ich möchte dich leiden sehen. Ich möchte die Angst und die Verzweiflung sehen. Und ich möchte, dass es dich zerfrisst. Dass es dich zerfrisst, wie es uns zerfrisst.
Euch? Wer seit ihr?
Wir sind die, die noch übrig sind und bis wir niemanden finden, der in der Lage ist, uns zu erlösen quälen wir dich. Solange, bis du um Gnade winselst.
„Jetzt glotzt du mich an", grinste Brien und riss Miriam dadurch augenblicklich aus ihren Gedanken. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie ihn angestarrt hatte.
„Was willst du hier Brien?", fragte sie, ohne etwas auf seine Bemerkung zu erwidern, „Du hast Laurel damals geholfen und weißt bestimmt eine Menge über Schattenflügel, denn er wusste es. Und wenn du nicht komplett dämlich bist, dann läufst du jetzt besser ganz weit weg und schließt dich irgendwo ein, wo du vor mir in Sicherheit bist. Ich möchte dir nicht weh tun."
„Woher weißt du, dass ich Laurel kenne? Und woher weißt du, dass ich ihm geholfen habe?", fragte Brien. „Hast du keine Erinnerungen mehr an unser Gespräch, bei der Halloweenparty, als du so betrunken warst?", fragte Miriam zurück.
Brien schüttelte langsam den Kopf und Miriam konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie beschloss, ihn nicht darüber aufzuklären, was er ihr alles erzählt hatte und dass er halbnackt in ihrem Bett gesessen hatte. „War eh nicht so wichtig", winkte sie ab. Brien schien eine Erklärung zu wollen, doch anscheinend hielt er es nicht für den passenden Moment, denn er fragte nicht weiter nach.
„Brien, was hält dich hier noch? Verschwinde, bevor ich wieder die Kontrolle über mich verliere oder ich werde dir weh tun. Bitte geh weg und lass mich alleine", flehte Miriam und sah ihn bittend an.
„Nein, ich gehe nicht. Ich möchte dir helfen. Es gibt einen Weg, wie wir dich von dem Fluch befreien können", meinte dieser bestimmt und fixierte Miriam mit seinen dunkelbraunen Augen. In seinem Blick lag etwas, dass keine Widerworte zuließ.
„Wieso willst du mir helfen, du kennst mich doch gar nicht", stellte Miriam trocken fest. „Weil du Laurel so wichtig warst, dass er alles aufgegeben hat, um dich zu retten. Außerdem wollte ich dir erst gar nicht helfen. Eigentlich wollte ich dich töten, aber ich schätze, ich habe dich irgendwie lieb gewonnen, auch wenn ich dich überhaupt nicht kenne."
Bei seinem letzten Satz huschte Briens Blick auf den Erdboden und er lächelte schüchtern. Irgendwie kaufte Miriam ihm das jedoch nicht ab, schließlich kannten sie sich wirklich überhaupt gar nicht. „Versuchst du etwa wieder, mich anzubaggern?", schoss es aus ihr heraus, ehe sie genauer darüber nachdenken konnte. „Was? Nein, ich... nein", antwortete Brien ein wenig überfordert.
Miriam hätte sich dafür ohrfeigen können. Was eine bescheuerte Frage. Inzwischen wusste sie doch, dass Brien auf Laurel stand und das schon seit einer Ewigkeit. Bei dem Gedanken an Laurel spürte sie wieder einen tiefen Schmerz in ihrem Herzen, doch sie gab sich alle Mühe es zu verdrängen. Sie wollte hier vor Brien nicht in Tränen ausbrechen. Irgendwie war sie froh, dass er gekommen war und sie wollte ihn nicht abschrecken. Ein gefährliches Monster war vermutlich schon angsteinflößend genug, da musste es jetzt nicht auch noch emotional werden.
„Wie hast du mich gefunden?", fragte Miriam schnell, um sich auf andere Gedanken zu bringen. „Ich bin diesem weißen Pferd gefolgt, das hat mich hierher gebracht. Und auf seinem Rücken saß ein kleines Mädchen, das hat ihm glaub ich den Weg gezeigt", erklärte Brien.
„Du konntest Lizzy sehen?", fragte Miriam fassungslos. Hatte Brien womöglich die gleiche Gabe, wie sie? Konnte er auch Geister sehen und sich mit ihnen unterhalten? War das möglich?
Tut mir leid, dass das Kapitel heute so kurz ist, das nächste wird wieder länger :)
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Schattenflügel - Verwandlung bei Vollmond
Fantasy"Wir sind beide irgendwie von schwarzer Magie durchfressen", grinste Brien und auch Miriam musste trotz aller Umstände lächeln. Nach allem was passiert war, war sie froh, ihn an ihrer Seite zu haben. Miriam ist eigentlich ein ganz normales Mädchen...