Zum Abendessen gab es Hackbraten. Für Tayo Salat. Als Vegetarier brauchte er immer eine Extrawurst.Es waren alle versammelt: Meine Eltern, Oma, meine Geschwister und ich.
Im Kamin knisterte ein Feuer und hüllte den Raum in eine angenehme Wärme.
Beim Duft des Essens lief mir das Wasser im Munde zusammen. Die Küche meiner Oma war einfach unverbesserlich.Allerdings musste ich mich noch ein wenig gedulden, da wir erst einmal unser Tischgebet aufsagten. Danach jedoch langte ich ordentlich zu.
Meine Eltern unterhielten sich über ihre Pläne für die nächsten Sommerferien. Wir würden meine Tante in den Bergen besuchen und alle technischen Gerätschaften zuhause lassen. Eine Art Auszeit, fernab der Probleme des Alltags.
Währenddessen alberten meine kleinen Schwestern herum.Ich mochte vielleicht anders aussehen, doch das änderte nichts daran, wie wohl ich mich in meiner Familie fühlte. In Zeiten, in denen das Mobbing besonders schlimm war, hatten sie mich aufgefangen und mir neuen Mut gegeben. Der einzige, dem ich scheinbar nicht ins Bild passte, war mein Vater.
„Darf ich noch ein Stück von dem Braten?", fragte ich schon bald. Mein Teller war bereits leer, doch mein Magen noch nicht voll.
„Nein", antwortete mein Vater plump.
Er trug wie immer ein formelles Hemd und seine Krawatte, ganz wie es sich für einen Anwalt gehörte. Mein Vater war ein Mann mittleren Alters, mit grauem, gepflegtem Bart und ordentlich geschnittenem Haar. Er war ziemlich streng, hatte aber auch liebevolle Charakterzüge. Zumindest manchmal.
„Du hast genug gegessen"Ein leichtes Stechen durchzog mich. „Aber ich..."
„Nix aber. Mach lieber mal ein bisschen Sport, sonst wirst du noch kugelrund"...habe noch Hunger...,vollendete ich den Satz in Gedanken.
Meine Mutter boxte meinem Vater in die Schulter. „Jetzt hör schon auf damit!"
Dann wandte sie sich mir zu. „Natürlich darfst du noch was, Schatz. Es ist genug da"„Schon okay... Ich will euch nichts wegessen" Mir war der Appetit vergangen.
„Wie war denn die Schule?", versuchte meine Mutter die angespannte Stimmung zu lockern.
„Sie war toll", meldete sich Malou zu Wort. „Wir haben Spiele gespielt , Musik gemacht... und F! Wir haben den Buchstaben F gelernt" Malou berichtete fröhlich von ihrem Schultag und erzählte eine ziemlich amüsante Geschichte, wie sie alle ihre Namensschilder vertauscht hatten, um ihren Vertretungslehrer zu verwirren.
„Das ist doch schön. Und wie war dein Tag so, Tayo?"
Dieser stocherte in seinem Salat herum und pickte sich die Gurkenstückchen heraus.
„Wir haben einen Vokabeltest geschrieben..."
„Und?"
Er grinste breit. „Volle Punktzahl!"Mein Vater klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Das ist mein Junge"
Ich biss mir auf die Unterlippe. Das hatte er zu mir noch nie gesagt, egal wie viele Einsen ich mit nach Hause gebracht hatte.
„Und du, Cassiel?", meldete sich mein Vater schließlich zu Wort. „Hast du die Mathearbeit schon wieder bekommen?"
Kein „Wie war dein Tag, Cassiel?" Kein „Lief s gut in der Schule?" Nur die Noten waren wichtig.
„Ja..."
„Und?"
Ich schluckte und traute mich nicht, meinen Vater anzusehen. „Es ist eine 4... minus..."
Ja, auch ich schrieb manchmal schlechte Noten, ich war auch nur ein Mensch.
Und ehrlich gesagt war ich einfach nur froh, dass es keine Fünf geworden war, denn zur Zeit verstand ich im Matheunterricht wirklich nur Bahnhof.
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Du bist nicht allein
Teen FictionEr würde mich festhalten. Er würde sich mit aller Kraft an mich klammern und zurückzerren. Wenn es sein musste, würde er mich nie wieder los lassen. So ein Mensch war er. Er würde nicht zulassen, dass ich sprang... Camio leidet nun seit mehreren Jah...