Kapitel 16- Die Zwillinge

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Es war erstaunlich leicht, ins Lager zu kommen. Die Wachen waren nachlässig und übermüdet, auch schien man nicht nach ihnen zu suchen.

"Wenn es zu einfach geht, stimmt irgendetwas nicht," murmelte Al leise und sah sich nervös um. "Wo sind denn die ganzen Soldaten? Hier sind so viele Zivilisten, aber extrem wenig Soldaten." Sie liefen zu Als Wagen, der im zweiten Ring von außen stand. Keine Wachen.

Der Wagen war auch nicht bewacht, was sie im ersten Moment stark verwirrte, dann aber machte es Sinn...

"Sie haben alles ausgeräumt," sagte Al ungläubig und sperrte den Mund entsetzt auf. "Alles...alles weg." Sie fing an herumzurennen und herumzusuchen.

"Meine ganzen seltenen Pflanzen," jammerte sie," die Medizin...alles weg. ich habe mehrere Menschenleben gebraucht, und die zu sammeln." Dann fiel ihr etwas ein. "Ich hoffe, sie haben nicht..." Sie kniete sich hin, wischte mit der Hand den Dreck weg und legte eine in den Boden eingeritzte stilisierte Rose frei. Sie atmete einmal tief durch, und fuhr dann mit dem Finger die Umrisse ab. Die Rose begann leicht zu glühen, dann klickte es leise und sie konnte den Deckel mit der Blume anheben.

"ein Geheimfach," flüsterte Dark fasziniert und prägte sich die Position gut ein.

Im Geheimfach lag eine Kette, jedoch keine Halskette, sondern eine fast zwei Meter lange, aus dünne, grazilen Eisengliedern gefertigte Kette. Außerdem noch ein Brief auf vergilbtem Papier und eine vertrocknete Rose. Mit vorsichtigen Bewegungen holte sie beides aus dem Fach. Die Rose zerfiel bei ihrer Bewegung, mit traurigem Blick betrachtete sie das Papier, die Schrift war so verblasst, dass es unmöglich war sie zu lesen. eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab.

"Es tut mir so leid, Vater," murmelte sie leise, und blies dann vorsichtig auf das Papier. Es löste sich in seine einzelteile auf und segelte zu Boden. Al  wickelte sich die Kette um das Handgelenk mit geübten Bewegungen und griff dann noch einmal ins Fach. Dieses Mal nahm sie jedoch nichts heraus, sondern drückt fest gegen den Boden, dieser ließ sich nur schwer bewegen, mit einem Krachen rastete er dann plötzlich ein.

"Alle raus hier," rief sie und drängte sie aus dem Wagen. Das Holz begann zu ächzen, ein Krachen ertönte, durch die Tür zog sich ein Riss.

"Ich habe es viel zu lange nicht mehr gemacht," meinte sie mit Sorgenfalten im Gesicht. Dann war das laute Geräusch von splitterndem Holz zu hören, eine Staubwolke hüllte den Wagen ein und als sie sich verzog...war er weg. Einfach weg. Al ging hin, und hob etwas vom Boden auf.

"Immer wieder faszinierend," murmelte sie leise.  Dark trat verblüfft näher. Sie hielt eine Miniaturausgabe ihres Wagens in der Hand. "Ein befreundeter Magier hat ihn vor Jahrzehnten verzaubert. Ein wunderbares Geschenk...er war auch ein wunderbarer Mensch...dieses Ende hat er leider nicht verdient." Dann schüttelte sie den Kopf und tauchte aus ihrer Erinnerung auf.

"Wir sollten die anderen finden.", sagte sie und versuchte noch, ihre Stimme unter Kontrolle zu bekommen. In dem Moment hörten sie eine Stimme, die ihnen sehr bekannt vorkam.

"Was habe ich dir gesagt," donnerte eine ihnen unbekannt Stimme, "du gehst erst, wenn ich es dir ausdrücklich befehle."

"Ja, ist habe es verstanden, Meister," wimmerte eine andere, bekannte Stimme.

"Das ist doch..." begann Al.

"Rafe," beendete Dark, "nichts wie hin."

Hätte Dark seine Stimme nicht gehört, wäre er einfach an Rafe vorbeigelaufen. Diese armselige Gestalt hier war nicht der frauenanziehende Söldner, er war nicht mehr ein Schatten seiner selbst. Vor Rafe, dessen Kleidung in Fetzen hing, stand ein grobschlächtiger Mann mit einer hässlichen Peitsche in der Hand.

Ein Königreich in TrümmernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt