Kapitel 1 Livia

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Es war voll, sehr voll. Überall standen kleine Grüppchen herum, die Luft war erfüllt von Gewisper. Alle machten Dark Platz, als er an ihnen vorbeilief, aber ansonsten ignorierten sie ihn.

Ja, genau so feiert man seinen sechzehnten Geburtstag, dachte er schlecht gelaunt, ihr verdammten Aasfresser seid doch nur hier, weil es hier alles gibt. Keiner, wirklich keiner von euch, ist hier, wegen mir.

Er war einer der größten Händler in Scarntis, jedoch handelte er nicht direkt mit materiellen Dingen wie Waffen oder Nahrung, nein, dafür gab es schon viel zu viele. Er handelte mit Informationen. Den meisten war der Gedanke fremd, mit Informationen einen Handel großzuziehen, schließlich konnte man sie nicht direkt lagern und man konnte sie ohne Probleme vervielfachen. Aber hier lag der Knackpunkt: die Informationen, das Wissen einer Gesellschaft ging meist von wenigen Personen aus. Diesen Personen "kaufte" er das Wissen ab, er gab ihnen etwas materielles dafür im Gegenzug, und dann verkaufte er die Informationen teuer. Er war dadurch ziemlich wichtig geworden, denn Informationen und Wissen hatten einen Vorteil: Man konnte sie nicht klauen.

Und deshalb war er unabhängig von allen anderen, er stand zwischen den Fronten, so kam es auch zu seinem Namen.

Dark, so hatten ihn mit sieben einige der anderen Kinder genannt, und er fand den Namen so gut, dass er ihn zu seinem Markenzeichen machte. Wenn es irgendwo Ärger gab, ein Konflikt zwischen mehreren Gruppen, dann wartete er im Dunkeln und machte dann dem Sieger klar, dass er unverzichtbar war. Eine zugegeben feige wirkende Taktik, aber sein Überleben war ihm wichtiger, als irgendwie Mut oder sowas zu zeigen.

"Hey Dark." Ein großgewachsener, vierzehnjähriger Junge, er wurde nur Trey genannt, kam auf ihn zu und zog ihn ein bisschen zur Seite. Innerlich seufzte Dark, aber sagte nichts. Sie waren doch immer gleich, wenn sie etwas von ihm brauchten verhielten sie sich so, als sei er seeehr wichtig, aber wenn es nichts mit ihm zu bereden gab, dann war er ein Außenseiter, weil er nicht zu ihnen gehörte. Wobei Trey eigentlich in Ordnung war, nur ein wenig leicht zu beeinflussen.

"Was gibt es, Trey," fragte Dark betont gelangweilt, eine bei ihm sehr erfolgreiche Taktik, da alle der Meinung waren, ihn mit ihren Informationen beeindrucken zu müssen, und er sie so sehr viel leichter erhielt.

"Ich ähm...müsste wissen, wann sich einige der reichen Leute mal wieder ein bisschen...Zeit für sich nehmen."

"du willst wissen, wann du einen Bruch machen kannst," übersetzte Dark für sich selbst emotionslos. "Auf Anhieb fallen mir drei Häuser ein, die in den nächsten vier Wochen mindestens einen Tag lang leer sind. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob du mir etwas gutes zu bieten hast." Trey lächelte selbstzufrieden, das machte Dark ein wenig stutzig.

"Vielleicht interessiert es dich, dass in den nächsten Tagen eine bestimmte Söldnergruppe in die Stadt kommt, um nach Kunden zu suchen, und in der Arena zu kämpfen, wenn sie keine Aufträge bekommen." Darks augenbrauen schossen senkrecht in die Höhe.

"Die Blutige Axt kommt hierher? Nach Scarntis?"

"Ganz genau," erwiderte Trey, "aber das ist ja noch nicht einmal das interessanteste..." Er machte eine lange Pause, was Darks Ungeduld noch mehr steigerte, er gab sich jedoch Mühe, es nicht zu zeigen.

"Ich weiß, wie du in die Gruppe aufgenommen wirst." Spätestens in dem Moment verstand Dark, dass er ihn hinters Licht führen wollte.

"Vergiss es," meinte er und zeigte Tree einen Vogel, "ich wirke zwar manchmal etwas beschränkt, aber so blöd bin ich auch nicht."

Trey wirkte beleidigt, er kniff die Lippen zusammen und erwiderte dann: "Wenn du nicht willst, dann gehe ich halt zu jemand anderem." Das Problem bei dem ganzen war, dass Dark schon immer davon träumte der Blutigen Axt beizutreten und mit ihnen durch das ganze Land zu reisen, er würde dabei so unglaublich viel Wissen sammeln können...Aber die Aufnahme in diese Gruppe war so schwer, dass es ihm praktisch unmöglich war. Deshalb glaubte er Trey kein Wort, aber eigentlich hatte dieser einen sehr guten Ruf. Zudem wusste jeder, was passierte, wenn man ihn anlog.

Ein Königreich in TrümmernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt