Kapitel 6 Garmon, der Armane

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Scar lachte kurz auf. "Ja klar, ein Armane. Verschwinde du Verrückter, wenn du wirklich ein Armane wärst, würdest du längst an irgendeinem behelfsmäßigem Galgen baumeln."

"Wir Armanen wissen uns anzupassen. Denn obwohl ihr uns fürchtet und vertreibt, sind wir immer noch für euch zuständig. Wir haben einen Eid darauf geschworen. Und wir werden ihn einhalten, komme was wolle. Aber falls ihr mir nicht glaubt..." Mit einem ekelhaften Knacken wuchs er, seine Augen leuchteten in einem matten Rot auf, überall auf seinem Körper bildeten sich Muskeln aus, bis er schließlich auf eine Größe von drei Metern angewachsen war. Alle starrten ihn entsetzt an(alle außer Al) oder fasziniert(Al).

"Will noch irgendjemand die Tatsache anzweifeln, dass ich ein Armane bin." Niemand sagte etwas, die Waffen blieben jedoch oben.  Dann verwandelte er sich zurück und meinte:

"Es wäre...sehr nett, wenn ihr die Waffen runternehmen würdet. Das macht mich nervös."

"Vergiss es," meinte Livia, doch Dark legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah sie nur kurz an. Dann bedeutete er den anderen, die Waffen sinken zu lassen.

"Er ist in seiner verwandelten Form wahrscheinlich stärker als wir zusammen, wenn es stimmt, dass es Magie beherrscht. Also macht es sowieso keinen Sinn gegen ihn zu kämpfen. Und da er uns noch nicht getötet hat, scheint er auch keine feindlichen Absichten zu hegen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Armanen eigentlich die Guten sein sollten." Dabei sah er gaaaanz unauffällig zu Al hinüber. Diese nickte. "Schließlich haben sie unter den Sardoniern als Polizei gearbeitet, und scheinen das nicht vergessen zu haben."

"Nimm bitte deinen Bogen runter Mira," sagte Al, "du kannst ihn damit nicht töten. Glaub mir." Diese brummte irgendetwas nicht sehr nettes, nahm dann aber ihre Waffe runter.

"Darf ich mich setzen," fragte Garmon höflich. Dark nickte und rückte etwas zur Seite. Livia warf dem Fremden einen ungnädigen Blick zu und ging betont auf Abstand.

"Was wollt ihr denn von uns," fragte Dark, ebenfalls höflich, aber mit einem harten unterton. Man musste seinem Gegenüber bei Verhandlungen zwar zeigen, dass man die Etikette beherrschte, aber nicht harmlos war.

"Wie ihr sicherlich mitbekommen habt, hat Lord Drayton in letzter Zeit sehr viele Aufträge an dutzende Söldnerteams verteilt." Alle nickten. "Nun, die Aufgabe der Teams war recht einfach: Sie sollten ihm einen Armanen bringen, tot oder lebendig, für Lebende gibt es natürlich einen Bonus." Er seufzte, und einen Moment lang sah er aus, wie ein uralter, gebrechlicher Mann, und nicht wie der junge, vielleicht zwanzigjährige Garmon, der alle erschreckt hatte. "Wir waren viel zu lange nicht mehr in dieser Welt...man achtet und fürchtet uns nicht mehr." Noch ein Seufzen.

"Jedenfalls...Wir wollen herausfinden, was das soll. Was Lord Drayton damit beabsichtigt, denn wir hören diese Trottel schon aus einer Meile gegen den Wind. Er kann nicht ernsthaft glauben, damit auch nur einen Armanen zu fangen. Und selbst wenn ihm ein Team einen lebenden Armanen bringen würde: WAS will er mit ihm anfangen? Wir reden nicht, man kann uns foltern, wie man will. Und deshalb..." Garmon wand sich unbehaglich.

"Werte Livia, es tut meinem Volk wirklich leid, aber wir müssen herausfinden, warum diese Hexenjagd auf uns veranstaltet wird, daher würden wir euch bitten...auf die Burg eures Vaters zurückzukehren und es in Erfahrung zu bringen. Wir würden..."

"Nein," zischte Livia und sprang auf. "Niemals. Da mache ich nicht mit. Vergesst es. Mein Vater ist ein Monster, ich..."

"...und genau deshalb brauchen wir eure Hilfe. Wir wollen dieses Monster stoppen. In der Zeit des sardonischen Reiches und auch davor, wurden wir gerne als Gesetzeshüter eingesetzt. Aber danach wurde man neidisch auf uns, man griff uns immer wieder an und wir wehrten uns. Wir waren etwas Fremdes, etwas seltsames. Dann bekamen die Menschen Angst vor uns und beschlossen, mein Volk auszulöschen." Garmon senkte den Kopf, seine Augen glänzten verdächtig. "Ich habe damals viele gute Freunde verloren."

Ein Königreich in TrümmernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt