Kapitel 65

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Jaydens PoV

Sie ist wieder bei mir, ist das erste, was mir durch den Kopf schießt, als ich sie endlich wieder in meinen Armen spüre. Ihr vertrauter Geruch steigt mir in die Nase, nimmt sofort von mir besitz und löst somit eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Alles in mir verzerrt sich dannach sie noch enger an mich zudrücken -ihre weichen Kurven gegen meine harten Muskeln zu fühlen-, sie nie mehr loszulassen. Die Torturen zu vergessen, die ihre Abwesenheit in mir ausgelöst haben.

Ich hätte sie nie gehen lassen dürfen. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass sie es so erfährt. Für Lif ist Vertrauen und Ehrlichkeit mit das wichtigste und ich habe ihr etwas verschwiegen, das alles auseinander brechen lies. Ich hätte es ihr nicht verschweigen dürfen, doch die Angst, dass sie -wie sie es auch getan hat- sich von mir entfernen würde, war zu übermächtig.

Es lief alles fast perfekt zwischen uns und obwohl ich ihr es erzählen wollte, konnte ich es nicht. Lif war so am Boden zerstört durch den Streit in ihrer Familie, ich konnte ihr nicht noch mehr auf Halsen. Sie glücklich, unbeschwert und lächeln zusehen lässt mein Herz jedes mal einen Satz machen. Wie sich ihre Stirn leicht in Falten legt, wenn sie aus tiefstem Herzen lacht und wie sich ihre vollen Lippen verziehen, wenn sie wieder Blödsinn ausheckt.

Und doch passierte genau das, was ich verhindern wollte.

Die letzten zwei Tage -einschließlich heute- waren für mich der pure Horror.

Kurz nachdem Katherine Lif hinterher geeilt war, berichtete mir einer meiner Wachposten, dass zwei Mitglieder von Jordans Rudel mein Revier betretten haben und dabei drei meiner Wachposten an der Grenze ausgeschaltet haben. Die Panik, die mich daraufhin erfasst hat, ist kaum in Worte zu beschreiben. Alles in mir schien sich zusammenzuziehen, zu verkrampfen, weil sie vielleicht in Gefahr ist. Dröhnender Schmerz hatte meinen Kopf befallen, trieb mir beinahe die Tränen in die Augen, während mein Mund staubtrocken wurde.

Obwohl ich keine Sekunde gezögert hatte, waren sie schon weg. Beide. Die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Mein Leben war schon immer von Schmerz geprägt gewesen, doch was ich in diesem Moment empfunden hatte, war eine ganz andere Ebene; nicht zu vergleichen mit dem, was ich in meiner Vergangenheit habe durchmachen müssen. Das Wissen, dass ich an ihrem Leid Schuld bin, macht mir selbst jetzt, wo ich Lif in meinen Armen halte, zu schaffen. Ich bin nicht gut für sie, ich reiße sie, obwohl Lif ein glückliches Leben verdient hat, mit mir ins sichere Verderben und doch bin ich so eigennützig und kann mich nicht von ihr fern halten. Selbst wenn sie es nicht beabsichtigt bringt sie mich zum Lachen bis mir der Bauch schmerzt, sie versteht mich, wo es andere nicht einmal versuchen und sie steht für mich ein, wo jede mögliche Hoffnung bereits verloren geglaubt war.

Blut tropft von ihrer Stirn auf mein Shirt, doch es interessiert mich nicht weiter. Meine Augen scannen ihre äußerliche Erscheinung immer und immer wieder ab, suchen nach weiteren Verletzungen, die ich vielleicht in meiner Panik übersehen habe. Ihre rötlichen Haare hängen ihr strähnig ins Gesicht, Dreck verunstaltet ihr schönes Gesicht und ihr ganzer Körper scheint die Kraft verlassen zu haben. Träge lehnt sie sich gegen mich, als wäre ich ihre sichere Rettung in einem wütenden Sturm. Bei diesem Gedanken zieht sich etwas in mir zusammen, doch nicht auf diese zermürbende Art und Weise wie die letzten Tage, sondern auf eine Art, die einem das Gefühl gibt frei zu sein. Frei von allen Problemen und Sorgen, frei von dem Hass vieler Menschen, frei mit Lif, meiner Mate, der einzigen Person, die ich in meinem Leben brauche.

,,Lif, ist alles okay?", frage ich sie. Ich muss einfach ihre Stimme hören; hören, dass es ihr gut geht, dass sie bei mir ist.

Ich ziehe sie näher an mich heran, aus Angst, dass sie verschwinden würde. Ich drücke ihren Kopf an meine Brust und will meinen Kopf in ihrem Haar vergraben, doch sie dreht sich von mir weg.

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