Kapitel 69

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Lifs PoV

,,Ich bin euer Verbündeter."

,,Was?", entschlüpft dieses Wort als Keuchen meinen Lippen, ehe ich mich bremsen kann. Erneut wallt Wut aufgrund seiner Dreistigkeit in mir auf. Wie kann er es wagen nach all der Scheiße, die er verursacht hat, hier aufzutauchen und dann soetwas zu behaupten? Unser Verbündeter? Und wer ist uns? Gehöre ich zu uns dazu? Will ich zu uns dazugehören? Und selbst wenn ich zu uns dazugehören würde, würde ich unter keinen -wirklich keinen- Umständen mit ihm zusammen arbeiten. Aufgrund der vielen Gedanken und hauptsächlich unbeantworteten Fragen, meldet sich bereits ein kleiner, aber stechender Schmerz hinter meiner Schläfe.

Angeekelt verziehe ich mein Gesicht, woraufhin sein Grinsen nur noch breiter wird. Dieser Mistkerl genießt meine Unwissenheit, er genießt, dass ich ihn hasse und mich in seiner Gegenwart unwohl fühle. Doch ich kann nichts dagegen machen; jedesmal wenn ich ihm ins Gesicht sehe, seine Stimme höre, überkommt mich bittere Übelkeit und eine planke Todesangst. Egal wie sehr ich versuche ihn zu ignorieren oder ihn nicht mit dem blutigen Geruch und einer tödlichen Kälte in Verbindung zu bringen, es gelingt mir nicht.

,,Hat Jayden dir denn nichts erzählt?", Jordan legt den Kopf leicht schräg, mustert mich gründlich und ich würde ihm am liebsten ins Gesicht spucken. ,,Dabei wirkt ihr beide so, als würdet ihr euch alles erzählen." Spott mischt in seiner Stimme mit, veleiht ihr einen höreren Klang. ,,Aber so, wie du gerade guckst Lif, scheint es nicht, als hätte er-"

,,Es reicht." Ich hatte schon ganz vergessen, dass Jayden noch hinter mir steht, doch jetzt als er mit einem großen Schritt vor mich tritt, wird mir seine angespannte Haltung nur allzu bewusst. ,,Warum bist du hier?", ertönt Jaydens eisige Stimme und durchschneitet förmlich die kurze Stille des Raumes, die sich wie eine schwere Decke über unsere Häupter gelegt hatte. Jaydens Arme hängen angespannt an seinen Seiten, Adern formen sich auf seiner Haut ab und die Hände sind schmerzhaft zu Fäusten geballt, sodass seine Fingerknöchel weiß hervor treten. Fast meine ich ihn zittern zu sehen, doch bevor ich mich nochmals vergewissern kann, sagt Jordan mit hochgezogenen Augenbrauen:,,Ich bin eingeladen." Die Haltung von dem Mann mir gegenüber ist nun nicht mehr locker und spöttisch, so als hätte er alles unter Kontrolle, sondern vielmehr als wäre er unsicher, skeptisch und ... ängstlich?. Eine Art Schleier überzieht seine Augen und für einen kleinen Moment entgleiten ihm seine Gesichtszüge; doch wie gesagt nur für einen kleinen Moment, dann hat er sich wieder völlig unter Kontrolle.

,,Du warst erst morgen zu erwarten.", gibt Jayden streng zu bedenken und verschränkt die Arme vor der Brust. ,,Wie du bereits weißt-", Jordan steht von dem großen Stuhl auf und kommt auf uns zu, bleibt allerdings stehen, als er Jaydens leises, aber dennoch bedrohliches Knurren bemerkt. Ob ich mich da jemals dran gewöhnen kann? ,,- haben wir nicht allzu viel Zeit, bis er zu seinem finalen Schlag ausholen wird." Nun lenht auch Jordan mit versteinerter Miene an dem großen Schreibtisch aus schwerem dunklen Holz. ,,Es wäre nur ein Tag gewesen.", knurrt Jayden, welcher anscheinend ebenso wenig erpicht auf Jordans Anwesenheit wie ich ist, sie allerdings dennoch duldet.

,,An einem Tag kann sich viel und doch so wenig verändern.", philosophiert Jordan vor sich hin. Verträumt starrt jener in die Ferne, doch sein entspannter Gesichtsausdruck wandelt sich schnell zu einem wütendem, beinahe mordendem. Sein erbarmungsloser Blick richtet sich auf Jayden. ,,Was hättest du ihr an diesem einen Tag gesagt?", fragt Jordan und sieht mich nicht eine Sekunde an und dennoch weiß ich instinktiv, dass er von mir redet. ,,Sie wird nicht anders reagieren, nur weil du ein paar Stunden wartest."

Ich bin der Meinung so etwas wie Mitleid in seinen Augen aufblitzen zu sehen; etwas, was seine Erscheinung weicher und irgendwie liebenswürdiger erscheinen lässt, doch dann sagt er in seiner so typischen höhnischen Stimme:,,Sie wird trotzdem daran zerbrechen. Egal, wann du es ihr beichtest." Jaydens Knurren erfüllt den Raum und erinnert mich daran, dass ich hier der einzige Mensch bin und Angst haben sollte.

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