Ich sitze wie immer hinten in meinem Klassenraum in unserer Oberschule, der Lehrer redet irgendwas, wovon ich leider kein Wort verstehe, ich schaue aus dem Fenster. Wir sind im dritten Stock unserer Schule, die Aussicht ist somit dementsprechend schön, man kann über die meisten anderen Häuser schauen und obwohl es regnet, hört man es kaum. Man sieht nur wie die Tropfen sich langsam den Weg hinunter an der Scheibe bahnen und mir leicht die Sicht vernebeln. Es ist schön draußen, ich mag Regen, da sich die Menschen da endlich mal nur auf sich selbst fokussieren, alle distanziert unter ihren Schirmen.
Offen gesagt, ist es die Hölle gerade hier zu sitzen. Die meisten verstehen das nicht, ich spreche darüber auch mit niemandem, ich meine wer würde schon verstehen, dass mich ganz normale Situationen so belasten. Ich mache mir die ganze Zeit Sorgen über nichts, immer habe ich Angst, dass ich merkwürdig aussehe oder so etwas, ich schaffe es schon gar nicht mehr im Unterricht zuzuhören. Ich hasse es so sehr, am liebsten würde ich-
"Kim Namjoon, kannst du nach vorn kommen und die Gleichung lösen?" Fuck, noch schlimmer könnte es nicht kommen. Auch noch vor der Klasse stehen und an der Tafel schreiben, meine Schrift wird dabei immer so hässlich. Sie werden sich bestimmt wieder über mich lustig machen, so wie sonst auch. Also, nein ich wurde noch nie beleidigt oder ähnliches, aber es fühlt sich so an als würde mich niemand hier so richtig mögen und als würden mich alle verurteilen. Wieso atme ich jetzt so schnell, fuck!
"Namjoon?" Der Lehrer schaut mich auffordernd an, wieso höre ich nur nie zu. Als mein Blick auf die Tafel fällt, bemerke ich immerhin, dass ich das hier lösen kann, vielleicht wird es ja nicht ganz so schlimm. Drücken kann ich mich ja doch nicht.
"A-Ah ja Tschuldigung, ich war gedanklich woanders." Ich stehe auf, ziehe nochmal mein Hemd gerade und bewege mich durch den engen Gang nach vorne, versuche möglichst normal zu gehen, was sich als schwierig herausstellt. Ich schaffe es ja nicht mal normal zu gehen, kein wunder dass mich niemand so richtig mag, was kann ich schon?
Vorne angekommen nehme ich mir die Kreide und schreibe das Ergebnis hin, dass mir langsam durch das schnelle Atmen schwindelig wird, ignoriere ich mal gekonnt. Naja gekonnt kann man das jetzt nicht nennen, es ist etwas schwierig, sich auf die Gleichung zu konzentrieren.
Doch als ich an der letzten Spalte angekommen bin, passiert es. Meine Beine knicken weg und ich falle einfach um, ohne Vorwarnung und ohne irgendeine Möglichkeit es noch abzufangen. Ich falle einfach zur Seite und komme auf dem Boden auf, leider mit dem Kopf sodass ich endgültig das Bewusstsein verliere, shit
"...joon? Namjoon-ah?! NAMJOON!?" Ich öffne die Augen, was ist passiert. Über mir sehe ich das geschockte Gesicht meines Klassenlehrers und das panische Gesicht meines Freundes Yoongi, ich spüre seine Arme um mich, er hat mich anscheinend zu sich gezogen, ich liege auf dem Boden.
Ach ja, ich bin aus irgendeinem Grund zusammengeklappt. Was sage ich denn jetzt, muss ja nicht jeder wissen, dass ich jetzt einfach so umfalle. Verdammt, ich muss mir schnell eine Ausrede überlegen!
"Namjoon, hörst du mich? Bist du wieder bei dir??" Yoongi klingt genauso panisch, wie er aussieht, ich richte mich langsam ein Stück auf.
"J-ja, ich glaube mir geht's gut, was ist passiert?" Ich will wissen, was genau ist, nach ein paar Sekunden war ja alles schwarz.
"Ich weiß nicht, du standst da vorne, hast die Gleichung gelöst und bist dann einfach zu Seite gefallen, auch noch genau mit dem Kopf auf diese Kante, geht's dir gut?" Ich fasse mich an meinen Kopf und tatsächlich, an der Stelle, mir der ich aufgekommen bin, ist Blut. Ich schaue auf meine blutverschmierten Finger und dann zu Yoongi, er ist inzwischen noch blasser als eben, dass das überhaupt möglich ist?
"Komm mit, wir gehen in den Sani-Raum? Ist das okay, Herr Lehrer?" Er nickt uns nur besorgt zu und Yoongi steht auf, mir unter die Achseln greifend um mich zu stützen. So machen wir uns auf den Weg in den Sani-Raum, der Rest der Klasse schaut uns hinterher. Es ist gut so, dass Yoongi mich stütz, sonst wäre ich womöglich nochmal umgefallen...
-
Nachdem der Sanitäter mir die Wunde versorgt hat, beginnt er mit mir zu reden, Yoongi ist schon zurück in den Unterricht. Ich soll noch ein paar Minuten hier liegen bleiben, sodass mein Kreislauf wieder in Fahrt kommt.
"So, warum genau bist du denn umgefallen?"
"Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Mir war einfach auf einmal schwindelig, dann sind mir die Beine weggeknickt und ich bin auf diese Kante gefallen." Ich versuche meine Stimme so ruhig wie möglich zu halten, inzwischen geht das auch wieder.
"Hmm, hast du denn etwas gefrühstückt?" Ich nicke nur.
"Vielleicht war es einfach ein Kreislaufkollaps, das passiert Teenagern öfter, der Kreislauf ist teilweise nicht so gut. Naja, ich werde dann gehen und du kannst dich noch bis zum Ende dieser Stunde ausruhen, wenn es dir gut geht kannst du dann in den Unterricht, sonst besprich das mit deinem Lehrer." Ohne auf irgendeine Antwort zu warten, verlässt der Sanitäter den Raum und lässt mich auf einem dieser Betten hier zurück. Jetzt habe ich erstmal Zeit für mich, zum Glück habe ich mein Handy in meiner Hosentasche. Ich suche nach "Kreislaufkollaps Ursachen."
-Durch Pubertät ausgelöst. Hmm, glaube ich irgendwie nicht, das hatte ich noch nie
-Zu wenig gegessen, getrunken. Auch nicht, ich hatte schon ein Sandwich heute morgen und ne Tasse Kaffee, das ist nicht zu wenig.
-Panikattacke. Vielleicht könnte es das sein, ich kann mir ja mal die Symptome durchlesen.
Atembeschwerden, Unsicherheit, weiche Knie, Zittern, Engegefühl im Hals...Das passt wirklich gut.
Ich wollte gerade mehr darüber rausfinden, als es klingelt und Yoongi mit meinem Rucksack rein kommt, er ist nicht mehr so blass aber sieht dennoch besorgt aus.
"Hey Namjoon, wie geht's dir? Was war denn jetzt überhaupt los, wieso fällst du einfach so um?" Er kommt auf mich zu und setzt sich neben mich auf das Bett. Ich glaube ich erzähle das mit der Panikattacke nicht, was ist ne psychische Sache und ich will ihn nicht belasten.
"Ich weiß nicht, der Sanitäter meinte es wäre einfach ein durch Pubertät bedingter Kreislaufkollaps, aber mir geht's jetzt wieder gut, danke der Nachfrage." Ich lächele ihn leicht an und stehe auf, meinen Rucksack schwinge ich mir über die Schulter und gehe ein paar Schritte vor zur Tür, Yoongi folgt mir und wir machen uns auf den Weg zum nächsten Kurs, nach Hause gehe ich nicht, sonst denken die andern noch ich würde Drama machen. Obwohl ich eigentlich ziemliche Kopfschmerzen habe, vermutlich durch den Aufprall. Aber das muss ja nicht jeder wissen, schließlich bin ich ja kein Jammerlappen.
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Inzwischen sitze ich Zuhause in der Küche, meine Eltern sind nicht da, sodass ich erstmal hier rum gammeln kann. Aber die Sache mit der Panikattacke geht mir nicht aus dem Kopf, ich habe ein bisschen gegoogelt und das kann zum Beispiel auch mit ernster Soziophobie oder anderen psychischen Erkrankungen zusammenhängen, was ist wenn ich...irgendwas habe? Würden mich meine Klassenkameraden für verrückt erklären? Würde Yoongi mich für verrückt erklären? Naja, um ehrlich zu sein habe ich schonmal drüber nachgedacht, dass ich vielleicht irgendwas habe, wie schon gesagt mache ich mir schon sehr viele unnötige Sorgen wenn ich draußen bin und hasse es irgendwas vor meiner Klasse machen zu müssen, mache mir Gedanken um alles. Aber ich dachte immer das wäre normal, nur dass es bei mir vielleicht ein bisschen schlimmer ist. Aber jetzt mache ich mir wirklich ein bisschen Sorgen.
Kopfschmerzen habe ich zwar auch immer noch, aber Yoongi will sich gleich noch mit mir treffen, das haben wir schon gestern ausgemacht und ich kann ja jetzt schlecht absagen, Schmerztabletten tun es auch... Er bestand auch weiterhin darauf, dass wir uns bei ihm treffen, was hat er nur vor?
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Sociophobia° ~ Namjoon FF
Fanfiction-Beendet- The worst thing about anxiety is, that you could have someone screaming at your face that they love you and your mind would tell you that they don't and you'll believe it. It always wins and it breaks you --- POV: Namjoon social anxiety Mo...