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Es tut mir so Leid Yoongi. Naja, er kann mich nicht hören, ich habe das gerade nur geflüstert und er ist nicht im Raum. Genau genommen schläft er noch. Während ich hier sitze und es schon wieder getan habe, mein Arm ist blutüberlaufen, genau wie der Boden. Ich habe aber genau darauf geachtet, dass nichts an seine Kleidung kommt, die ich ja momentan trage.

Was mache ich hier nur? Manchmal frage ich mich wirklich wieso ich überhaupt noch kämpfe, es ist so anstrengend. Das alles ist doch nur anstrengend, ich erinnere mich nicht wann ich das letzte mal nur Spaß ohne Sorgen hatte. Das ist schon so lang her. Inzwischen trage ich immer irgendwas mit mir herum, seihen es Sorgen wegen bestimmten Dingen, diese andauernde Unbehaglichkeit wenn ich unter Menschen bin oder auch ganz anderen Stress. Grundlegend macht irgendwie nichts mehr...so richtig Spaß.

Nachdem ich ein paar Minuten regungslos auf dem Boden saß, die Klinge habe ich längst neben mich auf den Boden fallen lassen, stehe ich vorsichtig auf. Mein Arm hat schon langsam aufgehört zu bluten, ich muss also nicht so aufpassen, dass es nicht auf meine Kleidung tropft. Ich halte den schmerzenden Arm unter den Wasserhahn um das restliche Blut abzuwaschen, daraufhin verbinde ich ihn, den Verband hatte ich in meinem Rucksack. Die kleine Blutpfütze auf dem Boden mache ich auch weg, allerdings deutlich ordentlicher als bei mir Zuhause, Yoongi soll nicht mitbekommen wie oft ich mich eigentlich ritze. Ihn würde das nur belasten. Ich werde ihm das Leben auch immer schwerer machen, vielleicht wäre es besser wenn ich einfach sterbe. Der Gedanke kommt mir immer öfter. Als das angefangen hat, dachte ich immer ich wäre im Leben nach dem Tod willkommen, falls es sowas überhaupt gibt. Da ist ja Jin. Doch dann kamen mir sogar daran die Zweifel, vielleicht habe ich Jin nicht geholfen und er will mich dort gar nicht sehen. Jetzt habe ich endgültig das Gefühl nie irgendwo willkommen zu sein, nicht mal nach dem Tod.

Aber ich merke, wie ich langsam aufgebe, wie ich langsam das Versprechen das ich Yoongi und Jin, wenn nicht hauptsächlich mir selbst gegeben habe, das Versprechen zu kämpfen. Aber die Frage ist wofür überhaupt? Wenn ich mit der Schule fertig bin muss ich arbeiten um zu überleben, irgendwann bin ich dann zu alt dafür. Dann kann ich ein paar Jahre machen was ich will um dann ja doch zu sterben. Was macht daran Spaß?

Nachdem ich noch ein paar Minuten meinen Gedanken nachgehangen habe, mache ich mich ganz leise auf den Weg zurück ins Schlafzimmer um mich dann unter die Decke auf die Couch zu legen, einschlafen konnte ich recht schnell. Obwohl mich die Sorgen quälen, dass ich morgen wieder in die Schule muss...

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Als ich am nächsten Morgen in die Küche komme, sehe ich schon einen halbtoten Yoongi. Seinen Kopf hat er auf der Tischplatte des kleinen Küchentischs abgelegt, in seiner Hand befindet sich eine Tasse mit dampfendem Kaffee. Er ist definitiv kein Morgenmensch.

"Morgen Yoongi, na müde?" Sage ich, ich hoffe er hat das Lachen in meiner Stimme gehört, sonst boxt er mich noch. Naja, dafür wäre er wohl doch zu müde.

"Ja. Im Kaffeefilter ist noch was, du kannst dir auch einen machen." Er hebt seinen Kopf nicht an oder dreht ihn, sodass er einfach direkt auf die Tischplatte spricht. Man versteht kaum was er sagt.

Auf der kleinen Ablage neben der Spüle entdecke ich den Filter, den Wasserkocher habe ich bereits angemacht. Nachdem ich mir eine saubere Tasse aus dem Schrank genommen habe, setze ich den Filter darauf und gieße mir wie Yoongi vor ein paar Minuten das dampfende Wasser darüber. Der Kaffee läuft in meine Tasse.

Nachdem Yoongi und ich diesen ohne viel Konversation getrunken hatten, machen wir uns auf den Weg zur Schule, er hat scheinbar wirklich nicht mitbekommen, was ich gestern Abend gemacht habe. Ich werde ihm das wohl nie erzählen, ich will ihn zwar nicht anlügen, aber ihm Sorgen bereiten genauso wenig.

Außerdem habe ich die blauen Flecken in meinem Gesicht soweit abgeschminkt, Jungho muss sein Kunstwerk der Schmerzen ja immerhin nicht dauerhaft begutachten können.

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Bereits auf dem Weg zum Eingang der Schule sehe ich Jungho und seine Freunde, sie laufen vor der Schule umher, bewaffnet mit einem Gartenschlauch und Gießkannen.

"YA, wegen euch haben wir jetzt Arbeit aufgebrummt bekommen! Das macht ihr später für uns!" Jungho brüllt in die Masse der Menschen, wir befinden uns mittendrin. Gekonnt ignorieren wir sie. Auch wenn sie das provoziert, es wäre viel zu unangenehm in dieser Menschenmenge mit ihnen zu sprechen. Ich hasse es sowieso schon hier unter Menschen zu sein, da muss ich es mir ja nicht noch unnötig schwer machen.

Doch scheinbar haben wir sie wirklich provoziert, als Jungho in die Klasse kam, kommt er direkt auf mich zu. Er sieht mich an, allein seine Augen sprudeln schon über vor Wut. Er greift nach meinem Rucksack und schmeißt ihn durch die halbe Klasse, bis nach hinten an die Spinde, die Hälfte meiner Bücher fällt heraus. Doch dieses mal bin es nicht ich, der ihn anschnauzt, es ist zu meiner Überraschung Yoongi.

"YA, jetzt hör doch mal auf mit dem albernen scheiß, nur weil wir dein Geschrei eben ignoriert haben, kannst du nicht unsere Sachen demolieren, du scheiß Vollidiot!" Die ganze Klasse, oder zumindest der Teil der schon da ist, wird ruhig und beobachtet die Aktion. Yoongi, das war gewagt, Jungho als Vollidiot zu bezeichnen geht mit Sicherheit nicht gut aus.

Jungho rennt auf ihn zu, drückt ihn am Kragen gegen die Wand. Ich will eingreifen, jedoch signalisiert Yoongi mir, dass er das allein machen will. Jungho schreit ihn an, jedoch hat Yoongi nur dieses provozierende Grinsen auf dem Gesicht. Ich habe sowas bei Yoongi noch nie erlebt, aber ich habe ihn genauso eingeschätzt. Andere provozieren und vielleicht sogar Schläge einstecken, aber es so leiten, dass er selbst keine Strafe bekommt. Genau das hat er gerade vor.

Doch nach ein paar Minuten sehe ich, dass Jungho seine Hand zur Faust ballt, so aggressiv wie er jetzt ist, könnte er Yoongi ganz schön wehtun, jetzt muss ich eingreifen!

Ich springe auf um mich vor Yoongi zu stellen, jedoch reagiert Jungho schneller als ich. Noch während ich mich bewege, holt er bereits mit dem Arm aus, aber er hat scheinbar nicht mit einberechnet, dass ich schräg von unten aufspringe, da er mich mit seinem Ellenbogen direkt auf der Schläfe getroffen hat. Doch das war nicht das schlimmste, da er mich dabei herunter gedrückt hat, bin ich mit dem Hinterkopf auf einer Tischplatte aufgeschlagen. Fuck!

Das tat verdammt weh, bereits nach ein paar Sekunden wird alles schwarz. Verdammt...

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Pov: Yoongi

Jungho drückt mich am Kragen gegen die Wand, genau das war der Plan. Er wird mich gleich schlagen, jedoch werde nicht ich dafür eine Strafe bekommen. Vielleicht schaffen wir es ja irgendwie einen Rauswurf zu veranlassen, wenn es so weiter geht.

Doch als ich gerade bemerke, wie er die Fäuste ballt, springt Namjoon auf, er will sich zwischen uns drängen um mich zu beschützen. Auch wenn er schon mal von ihm geschlagen wurde, er soll das jetzt doch nicht regelmäßig durchmachen müssen!

Doch ehe ich mich versehe, hat Jungho ihn mit seinem Ellenbogen am Kopf getroffen und zur Seite gedrückt, er wendet sich wieder mir zu. Doch ich lasse meinen Blick nicht ab von Namjoon, denn er ist eben genau mit dem Hinterkopf auf eine Tischplatte gedonnert, ich hoffe das war nicht so fest!

Doch mich überkommt Angst, als ich sehe wie er sich kraftlos zurück auf den Boden fallen lässt, nach einem kurzen Versuch sich aufzurichten. Geht es ihm gut?!

"Namjoon? YA, Namjoon bist du wach!?" Ich knie mich neben ihn und rüttele an seiner Schulter, jedoch reagiert er nicht. Er ist wirklich ohnmächtig!

"AISH, was hast du nur gemacht Jungho?!" Er sieht mich für einen kurzen Moment perplex an, er scheint nicht einmal gerafft zu haben was passiert ist, wie kann man nur so schwer von Begriff sein? Jedoch wende ich mich recht schnell wieder Namjoon zu, ich hebe den immer noch ohnmächtigen Jungen im Brautstyle hoch und renne zur Krankenstation, wie auch immer ich es jetzt geschafft habe den deutlich größeren Namjoon zu tragen.

Hoffentlich geht es ihm gut...

Sociophobia° ~ Namjoon FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt