Am nächsten Morgen wache ich schweißgebadet auf, ich hatte von dem Vorstellungsgespräch geträumt. Angst davor hatte ich ja ohnehin schon, aber dass es so schlimm enden könnte hätte ich mir nicht ausmahlen können. Verdammte scheiße!
Ich hatte mich in diesem Traum total blamiert, ständig habe ich mich versprochen, habe gezittert und auch sonst so ziemlich alles falsch gemacht, der Mann an dessen Gesicht ich mich nicht mal erinnern kann, hatte mich sogar ausgelacht. Ich bekam eine Panikattacke und lief einfach aus dem Raum, die ganzen Menschen dort schauten alle zu mir, ich war das Zentrum der Aufmerksamkeit. Das war schrecklich, was wenn das wirklich so abläuft? Was mache ich dann? Was, wenn das bei jedem Vorstellungsgespräch so läuft? Was, wenn ich nie einen Job finde? Dann kann ich nicht allein wohnen, belaste Yoongi weiterhin, werde niemals-
"Namjoon, steh auf! Heute ziehst du ja zu Yoongi!" Höre ich meine Mutter von unten rufen, mein Vater ist wie immer auf Geschäftsreise oder so, aber meine Mutter hat sich erstaunlicher weise dazu erbarmt uns ein bisschen zu helfen. Naja, wir haben schließlich beide kein Auto und können Umzugskisten etwas schlecht transportieren. Naja, ich sollte nicht so übertreiben, auch wenn ich mich von meinen Eltern, besonders von meinem Vater in den letzten Wochen etwas entfernt habe, sie ist ja doch meine Mutter und liebt mich auf ihre Weise. Ich weiß nur, dass sie dies vielleicht nicht mehr tun würde wenn sie wüsste, dass ich psychisch krank bin. Daher habe ich mich ein wenig von ihr entfernt, sodass sie das nicht merkt.
Um ehrlich zu sein, es macht mir nicht einmal etwas aus, dass ich von Zuhause wegziehe, wir sind nach Jins Tod schon einmal in eine andere Wohnung gezogen, zwar nicht weit weg von der ersten, aber diese Trennung viel mir viel schwerer, mit dieser Wohnung verband ich so viele Erinnerungen an Jin. Doch dass diese Wohnung nur eine Übergangslösung wird, bis ich ausziehe wusste ich ja ohnehin, daher macht es mir nicht so viel aus. Meine Eltern werde ich vermutlich genauso wenig sehen wie jetzt auch, und selbst wenn mache ich ja doch nichts besonderes mit ihnen. Das größte Event mit meiner Familie ist es, zusammen einen Film zu schauen, wir essen ja nicht mal zusammen.
"Ich mache mich nur schnell fertig, ich wollte erst noch duschen. Dann kann ich ja schon mal anfangen die Kisten ins Auto zu tragen!" Schreie ich runter, während ich mich aus meinem Bett quäle, ich habe dank diesem Traum so geschwitzt, dass ich eindeutig duschen muss.
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Ich befinde mich jetzt im Auto auf dem Weg zu Yoongi, meine Mutter fährt mich. Es ist recht still, meine Mutter scheint nicht sonderlich emotional zu sein. Naja, sie sieht mich ja eh recht wenig und wusste wohl, dass ich bald ausziehe. Außerdem habe ich die letzten Wochen mehr bei Yoongi verbracht als Zuhause, sie scheint es nicht zu stören. Wie schon gesagt, wir haben uns ein wenig distanziert.
Yoongi steht schon vor der Tür des mehrstöckigen Gebäudes, in dem seine Wohnung ist, ich habe ihm eben schon bescheid gegeben, dass wir bald da sind. Er will mir tragen helfen. Meine Mutter parkt das Auto direkt vor dem Gebäude und begrüßt Yoongi kurz, dann beginnen wir drei die Kisten erstmal in den Hausflur zu stellen. Nach einem relativ monotonen Abschied macht meine Mutter sich wieder auf den Weg nach Hause, doch ich habe endlich mal Emotion in ihrer Stimme gehört, ein wenig traurig scheint sie also doch zu sein.
Gesprächslos tragen Yoongi und ich die Kisten nach oben, es ist nicht so dass wir nichts hätten worüber wir reden könnten, aber Treppen plus Kisten schleppen ergibt zu anstrengend für zwei ich sage mal faule Säcke wie uns. Sonderlich sportlich sind wir ja nicht gerade.
"Braucht ihr vielleicht Hilfe?" Ich bin gerade wieder auf dem Weg runter um noch eine Kiste zu holen, ein paar sind da noch, als ich eine bekannte Stimme höre. Hoseok und die anderen stehen in der Tür des Gebäudes.
"Oh Hallo, ja das wäre vielleicht gut. Wir sind nicht gerade die sportlichsten, nachher krepiert hier noch jemand." Sage ich leicht lachend und gehe auf sie zu um sie richtig zu begrüßen, auch Yoongi ist inzwischen wieder hier.
"Du hast uns ja gesagt, dass du heute hier her ziehst, da dachten wir uns wir kommen mal vorbei zum Helfen. Naja, ich wohl eher nicht, aber die anderen wenigstens." Sagt Hobi und zeigt auf sein Bein, der Gips ist zwar ab aber er hat immer noch eine Krücke und so eine Schiene, eine Kiste tragen kann er wohl kaum.
Nach kurzen Smalltalk beginnen wir die restlichen Kisten nach oben zu tragen, Hobi sitzt momentan in der Küche und brüht Wasser auf für Tee oder Kaffee.
Nach zwei Durchgängen haben wir alle Kisten hochgetragen, sie blockieren jetzt Yoongis kleinen Flur, es sitzen alle in der Küche und unterhalten sich angeregt über dies und jenes, auf dem Tisch sechs Tassen gefüllt mit dampfendem Tee und Kaffee.
"Wie hat sich das jetzt überhaupt ergeben, dass du hier her ziehst? So lang geplant war das ja nicht, oder?" Jimin schaut mich gespannt an, die anderen ebenso.
"N-Naja, meine Eltern wissen ja nicht, dass ich mich...ritze und psychisch krank bin, sie sollen das auch nicht so schnell herausfinden. Und im Sommer bleibt mir ja doch nichts anderes übrig als kurze Sachen anzuziehen, meine Eltern würden es also herausfinden. Und da wäre auch das Problem, sie verstehen nämlich beide nicht wie psychische Krankheiten sind, sie halten es nur für affig oder sonstiges, so wie ich meinen Vater kenne würde er mich vielleicht sogar rauswerfen. Also wohne ich lieber im Frieden mit meinen Eltern hier, als dass sie mich irgendwie rauswerfen oder so." Sie nicken verständnisvoll und versuchen irgendwie nach aufmunternden Worten zu suchen, auch wenn ihnen das nicht so ganz gelingt, irgendwie muntert es mich doch auf.
"Naja, es ist vielleicht auch so nicht so schlecht, dann habe ich immer jemanden um mich herum der mich ablenken kann wenn es mir mal schlechter geht, meine Eltern waren ja außerdem auch fast nie Zuhause." Sage ich und lächele Yoongi ein bisschen an, er weiß, dass es noch einen weiteren Grund gibt, den wir ihnen aber nicht erzählen können. Und zwar, dass sofort jemand da ist, falls ich noch mal versuche mich umzubringen oder einfach wieder zu tief schneide. Er will unter keinen Umständen, dass sich die Sache mit Jin wiederholt...
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Sociophobia° ~ Namjoon FF
Fanfiction-Beendet- The worst thing about anxiety is, that you could have someone screaming at your face that they love you and your mind would tell you that they don't and you'll believe it. It always wins and it breaks you --- POV: Namjoon social anxiety Mo...