Ich bin jetzt schon den dritten Tag im Krankenhaus, ich darf voraussichtlich morgen gehen. Ich weiß, die Verletzungen sind prinzipiell nicht so tragisch aber sie wollen sicher gehen, dass ich mich nicht wieder ritze, da es sonst weitläufig aufreißen und erneut stark bluten könnte. Meine Arme werden hier jeden Tag sogar mehrmals kontrolliert und neu verbunden, sodass sich da auch nichts entzünden kann.
Ich muss sagen, es ist schon nicht leicht darauf zu verzichten, aber es gibt ja schließlich auch genug Alternativen, über kurze Zeiträume reichen die teilweise auch aus. Bis her hat mich auch außer Yoongi niemand besucht, meine Eltern sind noch immer auf Reisen, ihnen ist soweit ich weiß ein Geschäftstermin dazwischen gekommen, sodass sie gar nicht erst wiedergekommen sind. Und da ich ja schon volljährig bin und es nachgewiesen kein Suizidversuch war, konnte ich die Ärzte hier überzeugen sie nicht anzurufen. Es hat aber wirklich gedauert, sie zu überreden, sie sollen wirklich nicht mitbekommen, dass ich so etwas mache.
Ich bin auch sehr froh, dass mich niemand aus meiner Klasse besucht hat, es hat auch seine Vorteile der Außenseiter zu sein. Niemand wird das hier herausfinden...
Ich habe sogar seit gestern einen Zimmergenossen, er hatte einen Autounfall und hat sich das Bein gebrochen. Er ist von meiner Schule, ich kenne ihn vom sehen und ich hatte erst wirklich Angst, dass er es rumerzählt, jedoch hat er mir versprochen darüber nicht zu reden. Immer, wenn seine Freunde vorbeikommen, ziehen wir einfach den Vorhang zu, sodass sie mich wenigstens nicht sehen können. Er heißt übrigens Hobi, seine Freunde sind alle etwas jünger als er und heißen so weit wie ich das mitbekommen habe Jimin, Taehyung und Jung...Jungkook glaube ich. Sie sind aber nicht an meiner Schule, das weiß ich von Hobi. Wir haben uns schon öfter unterhalten.
"Hey Namjoon, mir hat gerade Jimin geschrieben, dass sie vorbei kommen wollen, willst du den Vorhang wieder zuziehen?" Hobi spricht mich von seiner Seite des Zimmers an, auf Wunsch steht mein Bett inzwischen an der Fenster Seite, so ist es auch einfacher mich hinter diesem blöden Vorhang zu verstecken.
"Ja, ich glaube das wäre doch besser." Sage ich und lächele ihn leicht an, daraufhin stehe ich auf und ziehe den Vorhang zu, nach ein paar Minuten höre ich auch schon die Tür. Sie kommen rein und gesellen sich zu Hobi.
Doch nach ein paar Minuten, die ich damit verbracht habe zu lesen, werde ich etwas hellhöriger.
"Wer ist eigentlich noch mit dir auf dem Zimmer, ich weiß der Vorhang ist wahrscheinlich absichtlich zu, aber ihr habt euch doch bestimmt schon mal unterhalten, oder?" Ich weiß nicht welcher der drei es ist, aber die Frage ging so gesehen ja an Hobi, daher reagiere ich erstmal nicht.
"Joa, wir haben uns schon mal unterhalten, aber er will soweit ich weiß lieber seine Privatsphäre was das an ge-"
"Nein, schon okay." Gebe ich dann doch von mir und stehe auf um den Vorhang zur Seite zu ziehen, sie sind ja eh nicht auf meiner Schule, da kann ich das Risiko ja eingehen und Hobi ist sehr sympathisch, daher sind es seine Freunde bestimmt auch.
"Hi, ich bin Namjoon." Stelle ich mich bei ihnen mit einem leichten Lächeln vor, ich setze mich zu ihnen gewandt wieder auf mein Bett.
"Ich habe mich die letzte Zeit etwas versteckt, da ich Angst hatte, dass irgendwer aus meiner Klasse das", ich halte meinen Arm mit dem Verband hoch, "mitbekommen könnte, und Hobi ist ja an meiner Schule. Aber im übrigen erscheint ihr mir nicht wie Menschen, die Gerüchte verbreiten würden, daher dachte ich mir ich stelle mich mal vor." Sage ich vermutlich etwas zu schnell als normal, aber das scheint sie nicht zu stören. Sie stellen sich auch einem nach dem anderen vor und wir verfallen in eine ungezwungene Unterhaltung. Doch nach ein paar Minuten kommt die Frage, vor der ich etwas Angst hatte.
"Du Namjoon, was genau...hast du denn am Arm, ich bin etwas schwer von Begriff, daher habe ich die Andeutung nicht ganz gerafft schätze ich." Jungkook, wie ich mittlerweile weiß, kratzt sich etwas verlegen am Hinterkopf.
Ohne irgendwas zu sagen, ziehe ich meinen Ärmel wieder etwas hoch und deute auf die paar Narben, die unter dem Verband hervor kommen, mein Gesichtsausdruck bleibt hoffentlich recht neutral, ich will nicht zu emotional werden.
"Ich hoffe du verstehst, was ich damit andeuten will." Er nickt nur und schaut etwas traurig.
"Wolltest...du dich wirklich umbringen?"
"Achso nein, versteh das nicht falsch, das war jetzt eher ein Unfall. Ich habe einfach zu tief geschnitten, mein Freund hat mich dann ins Krankenhaus gebracht und ich muss hier jetzt noch bis morgen oder übermorgen bleiben, einfach zur Vorsicht, dass die Wunden nicht aufreißen. Also keine Sorge, was das angeht, ich schaffe das schon." Er beginnt wieder etwas zu lächeln und wirkt erleichtert, er scheint besorgt zu sein soweit ich das beurteilen kann.
Nachdem wir uns noch ein bisschen unterhalten haben, kommt unerwartet Yoongi ins Zimmer, er hat einen Beutel mit Snacks dabei. Er schaut etwas verwirrt auf uns.
"Hi Yoongi, ach ja du kennst Hobi ja noch gar nicht, er hatte einen Autounfall und ist jetzt mein Zimmergenosse. Das sind seine Freunde Jimin Taehyung und Jungkook, wir haben irgendwann angefangen uns zu unterhalten. Setz dich einfach dazu, okay?" Er kommt auf mich zu und nimmt mich kurz in den Arm, danach setzt er sich zu mir aufs Bett.
Obwohl wir eigentlich nicht gerade die sozialsten Menschen sind, ist es wirklich schön sich mit ihnen zu unterhalten, irgendwie sind Gespräche mit Menschen im Krankenhaus immer so entspannt. Vermutlich da das Menschen sind mit denen man dann eh nichts mehr zu tun hat.
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Diese paar Tage, in denen ich im Krankenhaus war, gingen schneller vorbei als erwartet. Auch wenn ich das Krankenhaus eigentlich verabscheue, sind die Tage hier deutlich entspannter als erwartet, hier muss ich mir keine Sorgen machen, dass mich jemand nach den Narben fragt. Außerdem bin ich ja auch nicht hier, weil ich Angst um jemanden haben muss, sondern weil ich der Patient bin, das ist angenehmer, als hier voller Angst die Stunden abzusitzen. Von Jin und der ganzen Sache habe ich Hobi und den anderen auch nichts erzählt, wir haben gar nicht über die Gründe der Narben gesprochen.
Jedenfalls muss ich mich jetzt wohl oder übel wieder mit der kalten Realität beschäftigen, Hobi und ich haben aber Nummern getauscht, dann können wir uns irgendwann mal wieder treffen oder so. Wie schnell man doch Freundschaften schließen kann, wenn man gezwungenermaßen viel Zeit miteinander verbringt.
Jedoch muss ich mir jetzt erstmal Gedanken darüber machen, wie ich die Narben gut verstecken kann, vor allem im Sportunterricht. Die anderen aus meiner Klasse wissen schließlich nichts darüber, sie wissen ja nur, dass ich ein paar Tage krank war, was ich habe wissen sie nicht mal. Es hat einfach keinen interessiert, aber gleich werde ich sicher von ihnen gefragt.
Angezogen habe ich einfach einen Oversize Pulli, so sieht man nicht, dass ich einen Verband trage, aber ich muss mir trotzdem noch etwas überlegen, was ich erzählen kann. Das wird so stressig, außerdem tut es weh den Arm sonderlich viel zu bewegen und auch noch heute haben wir Volleyball. Aber ich kann mich nicht einfach davor drücken, das würde auffallen.
Daher werde ich das jetzt einfach durchstehen müssen...
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Die ersten Stunden verliefen ganz normal, ich wurde zwar ein paar mal gefragt, was ich hatte, aber da habe ich mir einfach eine Ausrede gesucht. Ich sagte, ich hätte ein paar Tage Fieber und Kopfschmerzen, jedoch geht es mir jetzt wieder gut. Bald ist ja eh Wochenende, dann haben die Narben da noch etwas Zeit um zu heilen.
Aber das problematische kommt erst jetzt, denn gleich nach der Pause haben wir Sport. Zum Glück draußen, daher müssen wir uns durch den Winter und die Kälte nicht umziehen, aber es wird dennoch weh tun, da wir Volleyball spielen. Was ist, wenn die Narben wieder aufreißen? Ich hoffe das alles läuft gut...
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Sociophobia° ~ Namjoon FF
Fanfiction-Beendet- The worst thing about anxiety is, that you could have someone screaming at your face that they love you and your mind would tell you that they don't and you'll believe it. It always wins and it breaks you --- POV: Namjoon social anxiety Mo...