Im ersten Augenblick kann Allie gar nichts sehen, sie spürt nur den eiskalten Windhauch von dem Etwas, welches einen Satz aus dem Container macht und trotz ihres weiten Sprunges gemächlich über sie hinwegsegelt. Und damit auch den letzten Hauch von Licht zwischen den Gebäudegiganten verschwinden lässt.
Einen erstickten Schrei unterdrückend hebt das Mädchen ihre olivbraunen Hände empor und endlich lässt das unbehagliche, kalte Gefühl in ihrem Körper nach.
Strahlend helles Licht erleuchtet den weitläufigen Gang, der Asphalt leuchtet fast gräulich glitzernd auf, so als seien mit einem Mal Tausende von Diamanten auf dem Weg sichtbar geworden. Die verspiegelten Gebäude werfen das Licht hundertfach hin und her und für einen Moment hat Allie das Gefühl, alle Dunkelheit dieser Welt sei verschwunden.Zittrig lässt sie die Hände sinken, plötzlich von einem heftigen Zittern geschüttelt. Kraftlos sinkt sie gegen eines der Gebäude, nur um mit einem spitzen Schrei einen Satz nach vorne zu machen – das Gebäude ist glühend heiß. Sie stolpert und landet auf allen Vieren. Auf Augenhöhe mit dem Segelwesen, welches irgendwie so gar nicht bedrohlich wirkt. Allie steigen heiße Tränen in die Augen. Was geht hier vor sich? Was passiert mit mir?
Und dann geschieht etwas Unerwartetes. Das Wesen bewegt sich langsam auf Allie zu, jetzt kann sie es vollständig erkennen. Seine graubrauen spitzen Ohren werden von flauschigen Fellbüscheln eingerahmt. Aus dem zierlichen, runden Kopf blicken sie zwei grün schimmernde Kulleraugen an, die schwarze Stupsnase ist umgeben von hauchdünnen Schnurrhaaren. Es öffnet den Mund – und erstaunlicherweise sieht Allie keinen einzigen Zahn, stattdessen fährt das Wesen lassoartig seine lilafarbene Zunge aus und stupst damit Allies Hände an. Es stößt ein murmelndes, hell gurgelndes Geräusch aus.Mit einem Mal scheint es sich aufzuplustern und es dauert einen Moment, bis das Mädchen erkennt, dass es an den graubraunen Armen zwei gezackte Flügel besitzt. Mit zur Seite geneigtem Kopf, als wartete es auf eine Reaktion Allies, lässt es sich schließlich genau vor ihre noch immer zittrigen Hände plumpsen.
Und davor hatte ich Angst?, schießt es ihr durch den Kopf. Beinahe ist Allie nach Lachen zumute, doch dieses katzengroße, fledermaus-, echsen-, drachenähnliche Tier ist auch das Letzte, was das Mädchen erwartet hatte.Doch dann fällt ihr wieder ein, was soeben passiert ist. Das Licht, die flammend heißen Gebäude, ein Aufleuchten, das genau dann ausgelöst wurde, als... Nein!
Für einen kurzen Moment schließt Allie die Augen, atmet einige Male tief durch und lässt sich dann aus dem Vierfüßlerstand in die Hocke sinken, hebt endlich ihre Hände vom Asphaltboden ab. Ignoriert, dass dabei ein zischendes Geräusch ertönt, als sei gerade etwas angebrannt. Dreht die Handinnenflächen nach oben. Und für den Bruchteil einer Sekunde wird ihr schwarz vor Augen.
Ein klagender Laut ihres neuen Freundes hält sie davon ab, umzukippen.Das ist nicht möglich!
Langsam krümmt Allie ihre Finger, einen nach dem anderen, streckt ihre Hand wieder aus, inspiziert jeden Millimeter ihrer Hände. Kneift ihre Augen noch ein paar Mal zusammen. Doch es verschwindet nicht. Das ist verdammt noch mal nicht möglich!
Doch keineswegs könnte man das sonnengelbe Leuchten leugnen, welches noch immer aus Allies Handinnenflächen glüht. Allie ist die Ursache für das gigantische Aufleuchten gewesen, welches todsicher für einen Augenblick halb Eden in Licht
– Sonnenlicht? – getaucht hat.
„Was... was hat das zu bedeuten?", bringt Allie bevor, bevor ihre Stimme kläglich versagt, bricht.
Der Katzen-Fledermaus-Echsen-Drache sieht unschuldig zu Allie herauf.
Wieso hat sie es in diese Gasse gezogen? Was war das für ein Blenden vorhin? Wieso ist sie ausgerechnet diesem Tier hier begegnet? Wie zum Tartaros ist es möglich, dass sie Licht aus ihren Händen erstrahlen lassen kann? Und wieso ausgerechnet jetzt?Auch, wenn Allie es furchtbar schwerfällt, sie muss mit dem Beantworten dieser Fragen noch eine Weile warten. Zunächst einmal muss sie entscheiden, was sie jetzt mit dem Tier macht, das bereits jetzt zu Allies Schatten zu werden scheint, denn es macht keine Anstalten, von ihrer Seite zu weichen. Wie ein Panther umkreist es Allie, setzt sich hin und wieder neben sie – und lässt sie nie aus den Augen. Was auch immer das für ein Wesen ist, sie hat es noch nie gesehen. Und dabei kennt sich Allie bestens mit der Natur, Pflanzen, Kräutern und deren Heilkräfte und den tierischen Bewohnern Edens aus. Und auch die Tiere, die ausgestorben sind – wie ja auch eigentlich Drachen – kennt Allie. Die verstaubten, in rotem Band eingebundenen Bücher von Tina mit den vergoldeten Seiten hüten so manche Geheimnisse der Vergangenheit dieser Welt.
DU LIEST GERADE
BEFORE THE SKY TURNED BLACK
Cerita PendekEden, 3021: Dean, Allie, Daya, Ryan und Tacco sind an die menschenunwürdige, ausbeuterische und schlichtweg verlogene Gesellschaft Edens gewöhnt. Noch wissen sie nichts von der starken Verbindung, die sie zusammenführen wird. Dean hält sich mit Hack...