3. Kapitel

46 5 1
                                    

Langsam ging ich weiter auf die Mitte des Platzes zu. Alle Leute wichen vor mir aus, sodass ich gerade auf Markus zuging. Als ich in der Mitte angekommen war sagte jemand:" Da bist du ja." Ich brauchte einen Moment um zu realisieren das, dass Markus gesagt hatte und er mich meinte. Ich schaute wohl etwas verwirrt, denn plötzlich triefte seine Stimme vor gespieltem Mitleid:" Hat es dir denn niemand gesagt? Deine Eltern nicht und deine Schwester auch nicht?"

Das Wort Eltern machte mich fast so wütend wie das Mitleid. Er wusste genau, dass Erlin und Savina nicht meine echten Eltern waren und ich wusste genau, dass er überhaupt kein Mitleid empfand. "Was soll niemand mir gesagt haben?"sagte ich verunsichert. "Das heute dein letzter Tag in unserem Dorf war? "antwortete er mit gehessigtem Grinsen." Was soll das heißen?" fragte ich mit greller Stimme. "Ally!" hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Es war Joy, die mit einem Rucksack angerannt kam. "Ich wusste das alles nicht. Ich hatte zwar so etwas geahnt aber... ich wollte dich noch warnen. Ich dachte es hätte noch Zeit. Hab es grad erst erfahren.

Es tut mir so unendlich Leid!" keuchte sie und Tränen liefen ihr übers Gesicht. "Was ist denn überhaupt?" wollte ich gerade fragen als Markus uns unterbrach: " Das ist ja überaus rührend aber dafür haben wir jetzt keine Zeit",er reusperte sich,

"Hiermit verbanne ich, Markus Julius Kanam, das Mädchen Noname...", er reusperte sich wieder"...Ally Rose aus dem Dorf Lyxavia." Applaus war keiner zu hören, oder ich hatte es nur nicht gehört, da das alles erst einmal einrasten musste, bis ich begriff was das hieß. Ich war verbannt. Ich würde heute gehen müssen und dürfte nie wieder kommen. Ich müsste Joy verlassen. Für immer. Als Markus Julius Kanam, dessen Lächeln ich am liebsten verfluchen würde, den Mund wieder öffnete wollte ich garnichts mehr hören. "Da sie mehrfach als Lügnerin angezeigt wurde, und sie 17 Jahre alt ist und sie ihr Tier immernoch nicht gefunden hat."Ich war 16! Nicht einmal das hatten sie auf die Reihe gebracht. Ich schaute Joy an und sie ging zu mir und gab mir den Rucksack. "Hier sind ein paar Sachen die dir vielleicht helfen können." Mehr konnte sie nicht sagen denn zwei Wächter hatten mich gepackt und schleppten mich zum Tor. "Pass auf dich auf",flüsterte sie noch. Ich wollte etwas zurück flüstern aber ich war schon zu weit weg. Du auch! dachte ich und hoffte das sie wusste was ich sagen wollte. Da waren wir auch schon da und die Wächter stießen mich aus dem Dorf. Ich hörte wie einige murmelten und da viel mir erst auf das es das noch nie gegeben hatte. Noch nie wurde jemand aus dem Dorf verbannt. Gerade laut genug, dass mich die versammelten Leute und Tiere verstehen konnten, sagte ich: "Ihr werdet es bereuen." Und ging ohne mich umzusehen in den Wald. Als ich aus dem Blickfeld verschwunden war drehte ich mich so, dass ich zum zweiten Eingang ging, um meine Messer Sammlung aus dem alten Spechtnest zu holen. Vor dem Eingang standen zwei Wachen, das wunderte mich ein wenig, denn sonst stand dort nie jemand. Wahrscheinlich wollten sie nicht das ich wieder in das Dorf kam. Als ob es nicht auffallen würde wenn ich plötzlich wieder in dem Dorf auftauchte. Also ging ich zu dem Baum mit dem Spechtnest und kletterte hinauf, holte meine Messer und verteilte sie mir über den ganzen Körper. Zwei steckte ich in meine Ärmel und band sie mit einem Stoffstreifen fest. Ich testete ob ich sie noch gut hervor ziehen könnte, was zu meiner überraschung sehr gut ging. Zwei tat ich an die Innenseite meiner Stiefel. Mein lieblings Messer steckte ich an die Seite meines Gürtels zusammen mit den Restlichen. Dann kletterte ich wieder runter, nahm mir zwei große und schwere Steine und kletterte wieder einen Baum in der Nähe des zweiten Tores hoch. Ich sprang von Baum zu Baum und landete am Ende auf einer großen Eiche über den Wachmännern. Ich ließ die zwei Steine so fallen, dass sie sie genau auf den Köpfen landeten, und beide zu Boden sackten. Dann kletterte ich hinunter und durchsuchte sie. Der kleinere der Beiden hatte eine lange wunderschöne Klinge die ich an mich nahm aber ansonsten hatten sie nichts brauchbares dabei. Ich rannte wieder in den Wald und band mir das Schwert auf den Rücken, sodass nur der Griff oben herraus schaute. Ich wusste nicht, ob ich mit einem Schwert umgehen konnte, aber ich fühlte mich dadurch sicherer. Ich hatte erst einmal eine so ähnliche Klinge in der Hand gehabt und das auch nur sehr kurz. Als ich an dem Baum mit dem Versteck vorbei kam, kletterte ich noch einmal hoch und warf einen letzten Blick auf das Dorf Lyxavia, dass bis vor einer halben Stunde noch mein Zuhause gewesen war.

Ally RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt