Ich humpelte noch schneller oder versuchte es zumindest. Dort in einem Busch ungefähr drei Meter entfernt lag Viona auf der Seite und Blut quoll aus ihrem Hinterbein. Der Gepard hatte sie ganz schön erwischt. Ich rief ihr zu sie solle sich zur Tür bewegen doch sie ließ nur ein entkräftetes Knurren hören. Ich humpelte zu ihr und zog sie mit aller Kraft die ich aufbringen konnte auf die Beine. Erst jetzt viel mir auf das ihr Bein nicht nur eine Bisswunde hatte sondern es auch noch komisch nach hinten abstand. Halb zog ich sie halb ging sie langsam auf die Tür zu. Das Geräusch hinter uns wurde immer lauter. Dann kehrte endlich das Adrenalin in meinen Körper zurück und ich vergaß meine Schmerzen. Ich strengte mich an und alles verging wieder einmal in Zeitlupe ich seufzte erleichtert. Jetzt hatten wir eine kleine Chance. Ich drängte Viona dazu weiter zu gehen und bloß nicht stehen zu bleiben, ich redete ihr gut zu und hob sie sogar ein Stück hoch. Wir kamen quälend langsam voran und ich hatte das Gefühl der Gepard würde sich jeden Augenblick auf uns stürzen. Ich warf einen Blick zurück doch er war noch nicht zu sehen. Dann hörte ich weit entfernt die polternden Schritte Scipios. Wir erreichten die Tür doch im selben Augenblick schoss der Gepard unter den Bäumen hervor. Ich geriet in Panik, wieso konnte die Zeit nicht noch langsamer vergehen? Ich sah immer noch alles in Zeitlupe doch das kam mir plötzlich lächerlich schnell vor. Ich drückte an der Tür doch wie ich feststellte, musste man ziehen. Ich konnte nun deutlich das Fauchen hinter mir hören und zog verzweifelt an der Tür. Mit einem leisen Quitschen schwang sie ein Stück auf. Ich zog kräftiger und wagte noch einen Blick über die Schulter. Der Gepard war noch erstaunlich weit weg doch er machte schon den nächsten Sprung und nun waren es nur noch ein paar Meter. Mit einem kräftigen Stoß rutschte Viona durch die Tür. Das Fauchen hinter mir war nun schrecklich laut, im nächsten Moment hörte ich den Kies unter den Pfoten des Geparden knirschen. Ich rettete mich mit einem Sprung hinter die Tür und diese fiel krachend zu. Mit zitternden Händen schob ich den Riegel vor und sank an der Wand hinunter. Tränen liefen mir über das Gesicht und mich lies das Bild von Scipio wie er mich bedrohte nicht los.
Ich hörte ein rumpeln. Anscheinend versuchte jemand die Tür einzurennen. Doch die Tür hielt eisern. Ich lehnte den Kopf hinter mir an die Wand und schloss die Augen. Natürlich gab es viele Eingänge ins Schloss und Scipio konnte ohne Probleme einen anderen nehmen aber das war mir in diesem Moment egal. Ein Stechen in meinem Bein und ich keuchte. Ich streckte es aus und der Schmerz ging soweit zurück dass ich es aushalten konnte. Viona sah krank aus. Ihre Augen glänzten nicht wie sonst sondern waren blass und sie hielt sie halb geschlossen. Ich hörte Schritte. Jetzt war es vorbei mit mir dachte ich und fand mich damit ab. Doch zu meiner Überraschung hörte ich kurz darauf nicht Scipios Stimme sondern Evans. Er würde mich vermutlich wieder mit diesem Hochnäsigen Blick anschauen und verächtlich Grinsen, wenn er mich zusammen gekauert und Tränen nass fand. Ich schloss die Augen und hoffte Evan würde sich umdrehen doch natürlich kamen die Schritte unaufhaltsam näher.
Da, jetzt bog er um die Ecke mit Michi. Ich schaute Michi schräg an und kam zu dem Schluss, dass er wohl noch normal war. Als Evan mich erblickte stockte er kurz und ging dann entschieden auf mich zu. Ich starrte auf den Boden damit er mein verheultes Gesicht nicht sah. Doch natürlich brachte das nichts. Michi kniete sich neben mich und nach kurzem Zögern tätschelte er meine Schulter. Ich schreckte zurück. Ich hielt es nicht aus wenn mich jetzt jemand berührte. Er sah ein wenig verletzt aus, doch schnell hatte er wieder sein normales freundliches Gesicht. Er fragte mich leise was passiert war, und ich antwortete so leise wie möglich damit der Prinz es nicht hörte. Jetzt wo er mich gesehen hatte war mir es eigentlich egal ob er hörte was passiert war, aber er lies sich ja nicht dazu nieder, so wie Michi, sich hin zu knien. Also sollte er es eben nicht hören. Ich erzählte wie Scipio mich in den Wald gezogen hatte und mich dann mit dem Messer bedroht hatte. Und von meiner Flucht. Das er mich geküsst und mich angefasst hatte lies ich lieber weg. Nachdem ich fertig war richtete sich Michi wieder auf und ging zu Evan. Doch zu meiner Befriedigung sagte er nur das Scipio auch zu den Verrätern übergegangen war. Als Evan fragte was passiert war sagte Michi höfflich aber bestimmt: "Wenn ihr das wissen wollt, Eure Majestät , fragt ihr sie doch einfach selber." Dann lief er los um Anna zu holen. Schweigen kehrte ein. Nur unterbrochen durch manches Jammern Vionas. Irgendwann schaute ich hoch und sah das der Prinz mich beobachte. Konzentriert. Als würde er über etwas stark nachdenken. Ich schaute ihm in die Augen und unsere Blicke blieben aneinander hängen.
"Erzählst du mir jetzt was passiert ist?" fragte er nach einer halben Ewigkeit. "Willst du es denn wissen?" fragte ich zurück. Schweigen. "Ja." sagte er. Ich erzählte ihm die selbe Version, die ich auch Michi erzählt habe und die frage die er danach stellte verwirrte mich ziemlich. "Ist Michael schon bei Anna angekommen?" Ich runzelte die Stirn. Woher sollte ich das wissen. Dann hörte ich plötzlich schwere polternde Schritte und dahinter leichtere Schritte die von einer Frau stammten. Vermutlich Michi und Anna. Und dann waren da noch leisere Trippelschritte die vermutlich vom Eichhörnchen und der Hyäne stammten. Zögernd sagte ich: "Sie sind schon auf dem Weg hierher." Der Sinn der Frage war mir allerdings immer noch nicht klar. Evan schaute mich kurz an dann huschte ein lächeln über sein Gesicht. "Willkommen zweite Fähigkeit" sagte er grinsend. Ich verstand immer noch nicht. "Du hörst ihre Schritte nicht wahr?" Ich nickte stumm. "Und ich höre sie nicht. Du hast ein besseres Gehör als andere Menschen. Und das hast du vermutlich Viona zu verdanken. Du hörst wie sie es tut."
War das wirklich war? Es konnte gut sein aber Evan konnte mich auch einfach verarschen. Doch ich erinnerte mich an die polternden Schritte von Scipio wie er durch den Wald hastete. Hätte das ein anderer Mensch nicht gehört?
Anna hatte Viona eine Bandasche um das hintere Bein gelegt und die Bisswunde gesäubert. Sofort lies der Schmerz in meinem Bein nach. Somit wusste ich, dass es auch Viona besser ging. Ein Knirschen ertönte. Ich horchte. Die anderen redeten unbekümmert weiter doch Evan hatte gemerkt das ich etwas gehört hatte. Wenn es wirklich stimmte das ich ein besseres Gehör hatte, und zum Beispiel Scipio gerade an einem Anderen Tor stand und durchgelassen wurde, konnte ich es vielleicht verhindern. Ich strengte mich an. Blendete alle anderen Geräusche aus. Dann stellte ich mir Scipio vor und seine Stimme ertönte. Laut, stark und deutlich zu vernehmen. Er unterhielt sich mit jemandem, mit wem wusste ich nicht. Doch die Stimme schien mir bekannt zu sein. Mir lief ein eisiger Schauer über den Rücken als ich die Stimme erkannte.
Es war einer der Wächter. Einer deren die Viona und mich schon einmal angegriffen hatten. "Wo ist sie?" zischte er. "Sie ist mir entwischt." meinte Scipio niedergeschlagen. "Das wird den Meister nicht freuen du weist doch, sie wird jeden Tag stärker." Dann ertönte eine dritte Stimme. Leiser als die anderen. Älter. Mächtiger. Böser.
"Tollpatsch"
Hätte jemand mich Tollpatsch genannt hätte ich vermutlich angefangen zu lachen, doch diese Stimme war so bedrohlich das mir so überhaupt nicht zu lachen zumute war. Ich zitterte. Diese Macht die von der Stimme her kam war riesig. Sie drängte mich aufzugeben. Ich war dieser nicht gewachsen. Sie bohrte sich in meinen Kopf hinein und ich wurde Wütend. Furchtbar wütend. Doch zu meinem Erstaunen nicht auf die Stimme oder auf Scipio. Nein, auf Evan.
Knurren. Viona katapulierte mich wieder zurück in das nahe. Mein Blick klärte sich und ich sah nicht mehr Scipio und den Wächter sondern Evan. Er hatte sich über mich gebeugt und betrachtete mich mit besorgtem Blick. Ich war leicht zur Seite gekippt als ob ich geschlafen hätte. Evan zog mich mit einer Leichtigkeit auf die Füße die mich ziemlich überraschte. Meine Knie waren wie Wackelpudding und ich zitterte . Plötzlich spürte ich eine Jacke die mir umgehängt wurde und ich kuschelte mich in sie. Ein wunderschöner Geruch ging davon weg und ich musste nicht erst hoch schauen um zu wissen, dass es Evans war. Ich blickte ihn an und merkte das er mich auch anschaute. "Ist dir nicht kalt?" fragte ich doch er antwortete nicht. "Was hast du gehört?" fragte er mich eindringlich und ich antwortete:" Scipio und der Wächter haben geredet und dann war da noch eine dritte Stimme. Mit so viel..." ich stockte. Ich hatte Macht sagen wollen aber dann hielten sie mich für ganz verrückt. "Naja. Sie klang alt und Böse." Jetzt hielten sie mich auf jeden Fall für bekloppt. Besser als Verrückt. Ich war so ein vermaledeiter Optimist.
--------------------------------------------
Hallihallo
dieses Kapitel widme ich Andrea.
Da sie mich motiviert hat weiter zu schreiben. Ich hoffe dir gefällt dieses Kapitel und allen anderen natürlich auch.
SprotteM
DU LIEST GERADE
Ally Rose
Teen FictionAlly ist 16 Jahre alt. Jeder in ihrem Dorf hat sein Tier schon gefunden, doch Ally immernoch nicht. Welches Tier hat nur das selbe Zeichen wie sie? Alle im Dorf verabscheuen sie, da sie glauben, dass es das Tier, das mit ihr verbunden seien müsste...