Der Tag, an dem du aufhörst, das Rennen mitzumachen, ist der Tag, an dem du das Rennen gewinnst.
- Bob Marley -ALS DIE SCHULKLINGE LÄUTET, mir das Ende des heutigen Unterrichts bedeutet, steigt eine Vorfreude in mir auf, die sich anfühlt, als hätte jemand in meinem Bauch eine Flasche Cola geschüttelt, geöffnet und zusätzlich einen Mentos-Drop hinzugegeben. Kurzum: in mir sprudelt alles über, was in einem so übersprudeln kann.
Entspann dich, Honey. Sei cool, Honey.
Mal ehrlich, heute früh war ich auch noch nicht so nervös und dass Silas und ich am Nachmittag etwas unternehmen, ist auch nichts so Besonderes. Wir fahren auch gemeinsam nach Hause und es ist auch kein Date. Es ist ein Treffen am Nachmittag als Freunde. So wie an dem Tag, an dem wir im Café Wintermondwind waren. Tja, die Gedanken hindern meine Beine nicht daran, mich auf die Schultoilette zu tragen und dort im Spiegel mein Gesicht zu überprüfen.
Meine blasse Haut hat fast schon etwas an sich, das man als Farbe bezeichnen konnte. Und meine Nase wird geziert von dunkelbraunen, wie Honig aussehenden Sommersprossen, die man im Winter so gut wie gar nicht erkennen kann, jetzt jedoch wieder auftauchen. Eigentlich mag ich sie sogar, sie haben den gleichen Ton wie meine Augen und verpassen meinem sonst eher unscheinbaren Gesicht etwas Interessantes.
Meine Haare, die ich den ganzen Tag zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden getragen hatte, öffne ich, sodass sie sich in leichten Wellen über meine Schultern ergießen. Ich spritze mir eiskaltes Wasser auf die Haut, um dieses kribbelnde Gefühl loszuwerden. Schließe die Augen, atme tief ein und aus. Dann hebe ich den Blick, betrachte mit zusammengekniffenen Augen, was sich vor mir abbildet. Sieh dir ohne Vergebung in die Augen – was siehst du?
Ich sehe ein Mädchen, schlank, nicht wirklich klein und auch nicht wirklich groß. Früher war das Mädchen nicht ganz so dünn, ihr Gesicht ist schmaler geworden und ihre Augen sehen trauriger aus, in letzter Zeit konnte das Honigfarbene Gold wieder das altbekannte Funkeln auffangen. Sie ist auf dem Weg, wieder wie sie selbst auszusehen.
Sieh dir ohne Vergebung in die Augen – was siehst du?
Im hinteren Teil, dort wo sich auch die Toilettenkabinen befinden, erscheint schemenhaft eine Person. Violette Spitzen, frecher Bob und eine selbstsichere Haltung. »Sechzehn Jahre und endlich hast du auch einmal ein Date«, fragt Violet.
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LOVE LETTERS TO A STRANGER
Teen FictionLiebesbriefe an einen Fremden. »Wer bist du, hinter dem Blau deiner Tinte und dem Kratzen deines Stiftes? Wer bist du, wenn die Tinte verblasst und all unsere kleinen Briefe nichts als ein Nachhall vergangener Zeiten sind?« Honey Ambrosé ist stumm...