Das Wertvollste ist immer das, was man nicht kaufen kann. Wer behauptet, mit Geld ließe sich alles erreichen, hat nie welches gehabt.
- Bill Gates -DA ICH, KURZ NACH DEM GESPRÄCH mit Seth, in Windeseile aus der Bibliothek geflohen bin, laufe ich wieder durch die Gänge, die mit vorbeiziehenden Minuten stetig voller werden. Unzählige Schüler, die über die Gänge laufen, sich aneinander vorbeiquetschen und ihre Mitmenschen nebenbei anrempeln. Dazu ist der Linoleumboden nass, ein jeder hat einen Teil des geschmolzenen Schnees auf den Fliesen verteilt.
Rutschgefahr. Überall war es glatt, ein zu schneller Schritt, ein zu impulsiver Schritt nach vorne hätte gereicht, um sich der Länge nach hinzulegen.
Wie eine Verbrecherin streiche ich durch die Gänge, eile den Flur entlang, stets auf Vorsicht bedacht. Zu jedem Zeitpunkt fühle ich mich beobachtet, wie ein verschrecktes Tier, das jederzeit von seinem Jäger entdeckt werden kann, dass jederzeit ins Visier geraten kann, ins Visier eines Typens, der mich nicht nur hasst, sondern der auch bisher keine Gnade gezeigt hat.
Seth Morrison, Seth, ehemaliger bester Freund, der dritte im Bunde, aus dem Gespann, bestehend aus Violet, mir und ihm. Das Trio. Die fantastischen drei. Die drei Musketiere. Das waren wir. Einst. Welten liegen dazwischen. Die Wahrheit, auch die Lüge, haben einen meterdicken Riss, eine unüberbrückbare Kluft, zwischen uns gehauen.
Wie ein Damoklesschwert sind beide Endgegner über uns geschwebt, bis sie auf uns niedergesaust sind, bis sie uns zerstört haben. Und während ich so daran denke, an all das, was schuld daran ist, dass das ewige Band der Freundschaft, vorgesehen für die Ewigkeit, zerbrochen ist, dass es am Ende nicht alles aushielt, werde ich melancholisch. Es ist eine Schande, dass die Menge an Lügen und Wahrheiten, die das Band der Freundschaft verkraften konnte, nur endlich ist, nicht unendlich. Wie wir es früher geglaubt haben.
Und während ich so durch die Flure laufe, denke ich an jenen Abend. An den Abend, an dem alles endgültig aus den Fugen geraten ist.
Sie kommt auf mich zugeschwebt; ihr Körper, wie der einer Elfe, schiebt sich durch die Massen, als würden sie ihr freiwillig Platz machen. Die wilde Haarmähne mit den violetten Haarsträhnen, den funkelnden Augen. Wir beide dachten an diesem Abend, dass wir für immer wären.
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LOVE LETTERS TO A STRANGER
Teen FictionLiebesbriefe an einen Fremden. »Wer bist du, hinter dem Blau deiner Tinte und dem Kratzen deines Stiftes? Wer bist du, wenn die Tinte verblasst und all unsere kleinen Briefe nichts als ein Nachhall vergangener Zeiten sind?« Honey Ambrosé ist stumm...