Kapitel 11

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Kapitel 11

In den nächsten Tagen ging es Harry bei Snape nicht besser. Er stand jeden morgen pünktlich auf und bereitete das Frühstück für Snape und Theo vor. Doch seinem Lehrer schien er es einfach nicht recht machen zu können. Mal war ihm der Tee zu stark, mal die Rühreier zu trocken oder er schimpfte darüber, dass Harry angeblich absichtlich Kaffee über seine Zeitung gekippt hätte. Das Snape selbst die Tasse umgestoßen hatte, war dem scheinbar egal. Theo sah dabei von Mal zu Mal irritierter und ungehaltener aus. Und dann, einmal, als Snape gerade meckerte, Harry hätte das Porridge absichtlich versalzen, räusperte er sich leise und lächelte aufmunternd zu Harry hinüber, während er meinte, ihm würde es sehr gut schmecken und sich bei Harry bedankte, dafür dass er immer das Frühstück machte. Snape verstummte daraufhin und schien leicht pikiert zu sein, während er sich hinter der Zeitung verschanzte. Der Teenager hingegen sah von seinem Toast auf und blickte Theo vollkommend überrascht an, dann schlich sein ein leichtes, scheues Lächeln auf seine Züge- das erste ehrliche Lächeln seit Tagen. „Das... das freut mich, Theo.", flüsterte er kaum hörbar, um den Tränkemeister nicht zu reizen. Theo grinste ihn nur breit an, ehe er wieder in seinem Porridge herumspachtelte und sich genüsslich einen Bissen in den Mund schob.

Das Snapes Schikanen an diesem Vormittag schlimmer ausfielen, konnte das warme Gefühl in Harrys Brust nicht trüben. Jemand hatte sich für ihn stark gemacht! Und dass es sich dabei auch noch um Snapes Kind handelte, das den Mann sehr zu lieben schien, machte Theos Worte noch bedeutsamer für ihn und er klammerte sich an diesen warmen Gedanken, als Snape seinen Aufsatz wieder und wieder kritisierte und dabei Harrys Verstand durchgehend anzweifelte. Der nahm es stumm hin und widersprach nicht. Und das machte Snape scheinbar noch wütender.

*

Der Beobachter konnte einen Jungen auf dem Besen sehen, mit seinem Freund um die Wette fliegend... eine Karte, auf der Abdrücke in Form eines Fußes sich bewegten... er sah den selben Jungen mit glänzenden Augen vor einem kleinen Haufen Geschenke stehen... ein Hund rannte auf den Jungen zu, der nun nicht älter als sechs oder sieben Jahre wirkte, und jagte ihn auf einen Bau- höhnisches Gelächter klang in seinen Ohren wieder... er sah den Jungen vor einem Spiegel stehen, mit feuchten Augen, als der Beobachter näher trat, erkannte er den Spiegel- in der Annahme, Fans oder den Jungen selbst darin zu sehen, blickte er hinein und erstarrte- die Eltern des Kindes hatten jeweils eine Hand auf dessen Schulter gelegt und lächelten es war am, dahinter die restliche Familie- Sehnsucht und Schmerz erfüllten des Geist der Person- plötzlich spürte er einen leichten Druck und einen zaghaften Widerstand.

Snape zog sich aus dem Geist des jungen Potters zurück. Der saß nicht mehr auf dem Stuhl, auf welchem er gesessen hatte, als Snape seinen Geist attackierte, sondern war davon heruntergerutscht du hockte jetzt, die Füße angezogen davor. Sein Zauberstab lag nutzlos neben ihm auf dem grauen Teppichboden.

„Und schon wieder haben Sie versagt, Potter!", schnarrte Snape und zog den Jungen grob auf die Beine.

„Wann werden Sie endlich lernen ihren Geist zu verschließen?!", spuckte er weiter. Harry blickte nicht auf. Jetzt war er schon fast sechs Tage bei Snape Zuhause und seit vier Tagen versuchte er in den Okklumentikstunden seinen Geist zu verschließen. Nie wollte es ihm gelingen. Er hatte keine Ahnung, wie er es jemals schaffen sollte, Snape aus seinen Erinnerungen fern zu halten- geschweige denn Voldemort.

Jeden Abend aufs neue war er den Schikanen und Demütigungen ausgesetzt und jeden Abend aufs neue versuchte er verbissen, sich irgendwie zu schützen. Manchmal kam ihm der Gedanke, das Snape dies vielleicht nur tat um ihn zu quälen.

„Na los, heben Sie ihren Zauberstab auf und weheren Sie sich. Sie sind genauso faul und nutzlos wie ihr Vater!".

Harry wollte bereits aufbegehren, doch dann besann er sich des besseren. Er hatte es einmal, vor zwei Tagen gewagt, Snape Paroli zu bieten, als der seinen Vater beleidigt hatte, und dann hatte er einen ellenlangen Aufsatz darüber schreiben können, wie man Respektspersonen gebührend behandelte, während Snape ihn mit Argusaugen beobachtet hatte und ihm ständig Beleidigungen an den Kopf warf und ihn verhöhnte. So blickte er nur wutentbrannt auf, und entschloss sich dieses Mal richtig zu verteidigen.

Gracious SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt