Kapitel 15

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Als Theo wieder erwachte, lag er immer noch in den Armen von Molly Weasley. Diese betrachtete ihn und schien nicht wirklich geschlafen zu haben. Er lief leicht rot an und wich den warmen Blicken aus.
„Guten Morgen, Schätzchen. Hast du gut geschlafen?", fragte sie warm. Theo nickte leicht.
„Ja... darf ich jetzt zu Papa?", wisperte er fragend. Hoffnungsvoll blinzelte er hinauf zu der Frau.
Mrs Weasley nickte leicht. „Natürlich. Möchtest du erst noch etwas frühstücken?", fragte sie sanft.
Theo schüttelte den Kopf. „N...nein... ich will zu meinem Daddy."
„In Ordnung, dann bringen wir dich jetzt zurück zu deinem Vater.", Molly stand auf.
„Ich ziehe mir nur noch schnell andere Klamotten an. Okay?"
Das Kind nickte eilig und sah dann der Frau hinterher, die aus dem Zimmer ging. Sein Herz klopfte laut vor lauter Aufregung, bald wieder bei Severus zu sein. Er vermisste den Mann so sehr...
*
Dieser tat in der Nacht kein Auge zu. Ein unkontrolliertes Zittern hatte ihn ergriffen. Noch nie hatte er seine Gefühle nicht kontrollieren können, doch nun kam er nicht mehr zur Ruhe. Er hatte so große Angst, dass seinem kleinen Jungen etwas zugestoßen war, dass er vielleicht nicht mer am Leben...- nein er konnte diesen Gedanken nicht aussprechen.
Dumbledore war kurz nach Mitternacht gegangen, um von Hogwarts aus seine Kontakte spielen zu lassen, doch bis jetzt, war noch nichts passiert. Er hatte ihn wahrscheinlich noch nicht gefunden...
Nun saß er am Küchentisch und starrte aus dem Fenster. Am Abend hatte Harry eine Kerze ans Fenster gestellt. Sollte Theo heimkommen, sollte er wenigstens Licht haben, sollte er wissen, dass man auf ihn wartete. Immer wieder sah er den aufgelösten Ausdruck in Theos Gesicht, nachdem er ihn angeschrien hatte. Er war Schuld. Wieder mal lief alles in seinem Leben schrecklich falsch. Und plötzlich spürte er wie seine Augen feucht wurden. Eilig blinzelte er die Tränen weg. Es brachte jetzt nichts, sich selbst im Selbstmitleid zu suhlen...
Eine warme Hand auf seiner Schulter ließ ihn herumschnellen und geradewegs in grüne Augen sehen.
„Wir... wir finden ihn Professor..."; flüsterte Harry und setzte sich neben Snape, der versuchte seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Langsam griff der Teenager nach einem Lappen und wischte die Pfütze aus Kaffee weg, dann beobachtete er Snape.
„Hast... Haben sie noch Schmerzen?", fragte er den Jungen leise. Der schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Sir... mir geht es gut."
Snape nickte müde und sein Blick glitt wieder zum Fenster.
„Professor? Wir finden Theo. Versprochen.", meinte Harry sanft.
Snape nickte nur leicht. „Danke, Mister Potter..."
„Harry. Sie können mich ruhig Harry nennen...", wagte es jener zu sagen.
Snape zog spöttisch eine Augenbraue hoch. „Soll ich mich jetzt geehrt fühlen, weil Harry Potter höchstpersönlich mir seinen Vornamen angeboten hat?"
Der Junge sah ihn nur erwartungsvoll an und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen.
„Sie... sie müssen natürlich nicht...", meinte Harry dann jedoch eilig, als Snape nicht antwortete und wieder nur schwieg.
„Professor?"
„Mhm?"
„Werden... werden Sie Theo adoptieren?", fragte Harry leise und sah seinen Lehrer ernst an.
Dieser wandte seinen Blick seinem gegenüber zu. Er schien zu überlegen, denn erst kam keine Antwort.
„Wissen Sie. Ich kann ihn nicht offiziell adoptieren. Nicht solange Voldemort lebt. Nicht solange Todesser frei sind. Er wird trotzdem mein..."
„Ihr Sohn sein?", fragte Harry mit strahlenden Augen. Er konnte nicht die Sehnsucht darin unterdrücken.
Snape nickte leicht und senkte seinen Blick. „Wenn er noch...", wieder konnte er diesen Gedanken nicht aussprechen.
„Er lebt noch. Es geht ihm gut!", schalte es plötzlich durch den Flur. Dumbledore kam in die Küche gerauscht. „Es geht ihm gut, Severus. Minerva hat einen alten Zauber ausfindig gemacht, der den Status einer Person anzeigt. Er ist nicht in Gefahr, es ist alles in Ordnung mit ihm."
„Merlin sei Dank...", wisperte der Tränkemeister und vergrub sein Gesicht wieder in Händen. Es ging Theo gut...
Dumbledore blieb noch einige Zeit, ehe er sich verabschiedete und Harry und Snape zurückließ.
„Am besten Sie legen sich auch noch etwas hin. Sie können auch im... Wohnzimmer schlafen, wenn ihnen das lieber ist.", bot Snape leise an.
„Wirklich?", stieß Harry überrascht aus.
„Natürlich, sonst würde ich es ihnen nicht anbieten."
„Danke Sir!"
Snape nickte nur.
Harry stand auf und gähnte leicht.
„Sie sollten auch etwas schlafen, Professor." , meinte er leise. Zugegeben, mit diesen Worten bewegte er sich auf sehr dünnem Eis, doch Snape sah momentan wirklich katastrophal aus.
Snape winkte nur ab und folgte Harry mit seinem Blick, als er zur Tür ging.
„Gute Nacht Professor."
„Schlafen Sie gut... Harry."
*
Als Theo mit Remus und Molly wieder vor seinem Zuhause stand, zitterte er vor Angst. Sein Blick glitt über die verschneite Straße, die heruntergekommenen Häuser und die Schornsteine, die in der Ferne zu sehen waren.
Dann, langsam, trat er einen Schritt zu, auf das Gartentor. Noch immer stand der halbfertige Schneemann dort, doch die Blutspritzer waren verschwunden.
„Was... was, wenn er mich nicht mehr will?", zum erneuten Mal sprach Theo seine Angst aus und sein Blick huschte über die Gesichter der beiden anderen.
„Er möchte dich. Ich bin mir ganz sicher.", flüsterte Molly, nahm den Jungen an die Hand und trat dann einen Schritt vor. Dann drückte sie die Klingel.
Einige Sekunden später wurde die Haustüre aufgerissen und Snape streckte seinen Kopf heraus. Er sah sehr schlimm aus. Seine Gesicht war leichenblass, was die tiefen Augenringe noch stärker herausstechen ließen. Unendliche Sorge spiegelte sich in den schwarzen Augen wieder und seine Hände zitterte kaum wahrnehmbar.
„Mrs Weasley, Lupin... es ist gerade ein unglaublich schle...Theo?!", er starrte den Jungen ungläubig an.
Der senkte den Blick. „Es tut mir leid... ich...", wisperte er, doch er wurde unterbrochen, als Snape seine starken Arme um ihn schlang und ihn fest an sich presste. „Merlin sei Dank...", wisperte der Lehrer krächzend und vergrub sein Gesicht in den dichten Locken, die er so sehr vermisst hatte. Eine unendliche Erleichterung überkam ihn, die ihn zurücktaumeln ließ. Und plötzlich fiel ihm das Atmen wieder so unglaublich leicht und die Anspannung fiel von ihm ab, wie eine unsichtbare Last. Er presste den Jungen noch enger an seine Brust und strich beständig über den knochigen Rücken.
„Mir tut es leid... mir tut es leid... ich wollte dich nicht anschreien, verzeih mir... bitte verzeih mir.", flüsterte Snape heiser und wiegte das Kind in seinen Armen.
Erste Tränen entkamen Theo und er schluchzte leise auf, während er seine Hände um Snapes Hals schlang und seinen Kopf in seinem Pullover vergrub.

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