11 - Mistletoe

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Sobald ich das Eis unter meinen Kufen spüre, fühle ich mich frei. Ich liebe dieses Gefühl, über die Schlittschuhbahn zu gleiten und sich schwerelos zu fühlen. Meine Gedanken verschwimmen, als Blake ein kleines Kind zur Seite schubst und dieses weinend auf dem Boden landet.

Wie kann man nur so herzlos sein? Ich verstehe es nicht. Da ich weiß, dass Blake auch anders sein kann, gehe ich davon aus, dass er sich bewusst dafür entschieden hat, die Rolle des Arschlochs einzunehmen.

Ich seufze ein letztes Mal, ehe ich mir die Kapuze tiefer ins Gesicht ziehe und dem Blauäugigen nachlaufe. Er klatscht gerade mit seinen Freunden ab und fixiert sein nächstes Opfer. Um einen weiteren Sturz zu verhindern, haste ich über das Eis - geradewegs auf Blake zu - und schneide ihm den Weg ab, sodass er ins Straucheln gerät. „Verdammte Scheiße, was soll das?!", flucht er, womit er mich zum Grinsen bringt. Er hat es verdient.

„Ey, du! Warte", vernehme ich seine Stimme hinter mir und mache abrupt einen Schritt zur Seite. Der Blondhaarige schafft es nicht mehr, seine Geschwindigkeit zu regulieren und knallt gegen die Bande. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie wütend er gerade ist.

Im nächsten Moment löst sich Blake von der Bande und versucht, mich zu fangen. Wir sprinten über das Eis, schlängeln uns durch die anderen Leute und stellen vermutlich eine Art Verfolgungsjagd dar. Es macht Spaß, ihn zu provozieren, weshalb ich manchmal die Richtung wechsele oder Pirouetten vor seiner Nase drehe.

„Es reicht!", brüllt er nach einigen Minuten außer Atem. „Kesselt sie ein, Jungs!" Sofort weiten sich meine Augen, denn ich werde wohl kaum vor fünf Jungs flüchten können. Ich schlittere noch ein paar Sekunden über das Eis, bis ich plötzlich am Oberarm gepackt und zu Boden gestoßen werde. Schmerz durchzuckt meinen Körper und vermischt sich mit Adrenalin.

„Mal sehen, wer du bist. Hältst dich wohl für besonders witzig", spottet Blake und zieht mir die Kapuze aus dem Gesicht. Als sein Blick auf meinen trifft, weiten sich seine Augen und sein Mund klappt auf. Damit hat er anscheinend nicht gerechnet. „Du?", stößt er fassungslos die angehaltene Luft aus und hilft mir netterweise auf die Beine.

„Überrascht?", antworte ich mit einer Gegenfrage und klopfe mir den Schnee von der Kleidung. „Bei dir sollte mich eigentlich gar nichts mehr überraschen, Gabriella."

„Sie heißt Lucy", schaltet sich in diesem Moment Shane ein. Irgendwie ist es süß, dass er Blake korrigiert, aber die Bedeutung hinter Gabriella ist noch viel süßer. Trotzdem lächele ich Shane zu und husche dann mit einem „Man sieht sich" von der Eisbahn.

Roxy ist die Erste, die mich in ihre Arme schließt. „Geht es dir gut? Der Sturz sah nicht gerade angenehm aus", erkundigt sie sich bei mir und reicht mir meine Winterstiefel. Ich nicke bloß. Der Schmerz war es wert, Blakes überraschtes Gesicht zu sehen. „Denen hast du es so richtig gezeigt", kichert May begeistert und streckt dann Ayden als Antwort auf sein Augenbrauenwackeln die Zunge heraus.

„Böse Zungen führen zu Streit, Mayleen", tadelt er meine Freundin. „Gute dafür zum Orgasmus."

Wir seufzen und entfernen uns von der Eisbahn. Ayden ist ein hoffnungsloser Fall. Ehe sich alle unsere Wege trennen, trinken wir noch eine heiße Schokolade und beschließen, am Wochenende gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt zu gehen.

„Ich wusste gar nicht, dass du so gut Eislaufen kannst, Lucy", ertönt auf einmal Blakes Stimme auf dem Nachhauseweg neben mir. Sein Atem kitzelt auf meiner Haut und löst eine Gänsehaut der Kälte aus. „Du weißt vieles nicht", zucke ich mit den Schultern. Blake ist jemand, der sich niemals die Mühe machen würde, alles über eine Person zu erfahren.

„Ich weiß mehr, als du denkst", protestiert er und versucht meinen Blick aufzufangen.

Warum redet er plötzlich wieder mit mir und tut so, als wäre nie etwas zwischen uns vorgefallen? Er war schließlich derjenige, der mir bewusst gemacht hat, dass er keinen Kontakt mehr zu mir haben möchte. Auf seine komischen Spielchen habe ich keine Lust - das ist mir auf Dauer zu anstrengend.

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