36 - Die Bitte

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Die Schulwoche vergeht langsam und ereignislos. Ich gehe Blake so gut es geht aus dem Weg, bekomme aber dennoch mit, dass die ganze Schule über ihn herzieht. Claire hat es meiner Meinung nach übertrieben. Außerdem hatte sie nichts mit der Sache zu tun - das war etwas zwischen Blake und mir.

Shane und ich sehen uns nur kurz in der Schule. Er ist schon total nervös, was ich von mir nicht behaupten kann. Ich habe einfach nur Angst, dass es zwischen uns komisch werden könnte.

„Gut gemacht, Hanna und Veronica", lobe ich meine beiden Schützlinge und klopfe ihnen auf die Schulter. Neben dem regulären Training am Dienstag und Freitag trainieren wir jetzt zusätzlich samstags im Valley of Mountains.

Ende März findet nämlich der sogenannte Cross-Lauf statt, für den wir trainieren müssen. Da bei diesem Wettkampf von klein bis groß jeder starten wird, findet das Training samstags gemeinsam statt. Natürlich wird bei den Übungsformen altersgerecht aufgeteilt, lediglich das Ein- und Auslaufen erfolgt zusammen. Weil Hanna und Veronica heute allerdings die einzigen Kleinen waren, bin ich mit den beiden langsam hinter her gelaufen.

„Oh Lucy. Bist du hingefallen?", werde ich von Laurent gefragt. Er sitzt mit Jacob, Mary und Evan auf dem Boden und tauscht seine Laufschuhe gegen Sneaker ein. Die Vier sind ebenfalls sechszehn Jahre alt, allerdings habe ich nicht viel mit ihnen zu tun. Wir verstehen uns zwar gut, aber als Freunde würde ich sie nicht bezeichnen.

„Na ja", druckse ich herum und starre auf meine schlammverschmierte Leggings hinab. „Die beiden Kleinen sind den vorletzten Berg hochgegangen, weil sie nicht mehr konnten, also wollte ich auch gehen." Mary schüttelt jetzt schon belustigt den Kopf. „Ihr wisst ja selber, dass es da verdammt rutschig und glatt ist und ja", stammele ich mit roten Wangen. „Weil ich einfach nicht vorwärtskam, bin ich dann hochgekrabbelt. Ging auf jeden Fall besser als laufen."

Wir fangen an, zu lachen. „So etwas bringst auch echt nur du", schmunzelt Evan und verdreht die Augen. Jacob stimmt ihm grinsend zu.

„Tja, Lucy ist halt einzigartig."

Ich wirbele herum und pralle gegen Blakes Brust. „Was zum Teufel machst du hier?", frage ich ihn entgeistert und streiche mir eine Strähne, die sich aus meinem Zopf gelöst hat, hinter das Ohr. Ich denke nicht, dass Blake stinkende und verschwitzte Mädchen in schlammbedeckten Sportsachen attraktiv findet.

„Ich hole dich ab - das siehst du doch", zwinkert er mir zu und nimmt mir meinen Rucksack ab. Ich bin so perplex, dass mir die Worte im Hals stecken bleiben.

„Ist das nicht der Schwule, der jemanden zum Verwöhnen sucht?", mischt sich Ella spöttisch ein. Die 13-jährige ist eine richtige Hexe und kennt so etwas wie Empathie nicht. „Ignorier sie einfach", raune ich Blake zu, als ich sehe, dass er sich anspannt. „Wir gehen", zischt er daraufhin und greift nach meiner Hand. Ich protestiere: „Meine Trainerin nimmt mich mit zurück."

„Schon alles geklärt. Ich fahre dich nach Hause, Lucy", erwidert der Blondhaarige und führt mich zu seinem Auto. Ich sollte mir nicht immer alles von ihm gefallen lassen. „Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier und heute Training habe?", baue ich ein Gespräch auf. Im Hintergrund läuft das Radio, doch die Musik lässt zu wünschen übrig. „Hab mich ein bisschen erkundigt", winkt er ab. „Und du bist wirklich den Berg hochgekrabbelt?"

Sein Themenwechsel lässt mir das Blut in die Wangen schießen. Glücklicherweise hat die Schwellung nachgelassen und mir meine Mum die Story mit dem Tennisball geglaubt. Dad wirkte nicht sonderlich überzeugt, aber er hat es dabei belassen.

„Weißt du, wie rutschig das war? Lieber krabbeln, anstatt hinzufallen", rechtfertige ich mich und trinke einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Der Schweiß rinnt immer noch über meine Stirn und verbreitet einen beißenden Geruch im Auto. „Ich kenne wirklich niemanden, der auf solche Ideen kommt."

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