Blake war die ganze Woche nicht in der Schule. Eigentlich wollte ich nochmal nach ihm sehen, musste dann aber für einen Biotest lernen. Wahrscheinlich habe ich den Test nur als Ausrede genommen, weil ich mich vor der Ungewissheit fürchte. Wie wird es jetzt mit uns weitergehen?
Ich weiß, dass ich in Blake verliebt bin und dank Claire weiß ich auch, dass Blake ähnlich empfindet.
Shane habe ich ebenfalls die ganze Woche nicht mehr gesehen. Seit ich mit Chaya bei ihm war, ist er irgendwie anders und geht mir aus dem Weg. Er wirkt traurig und verletzt. Dass ich Schuld daran habe, ist mir bewusst.
„Weißt du schon, was du heute Abend anziehen wirst?", fragt mich May und macht alberne Kussgeräusche. „Ich fände es richtig lustig, wenn du in Gammelklamotten aufkreuzen würdest", grinst Leia. „Oder direkt im Schlafanzug", pflichtet ihr Roxy kichernd bei. Ich kann bloß die Augen verdrehen und seufze. „Ihr seid keine besonders große Hilfe", wende ich mich an Roxy und Lee. „Und nein May, ich habe absolut keine Ahnung."
Blake hat mich für heute Abend zu sich nach Hause eingeladen, doch er wollte mir nicht verraten, was er geplant hat. Dementsprechend weiß ich auch nicht, was ich anziehen soll. Schick und elegant oder eher sportlich?
„Wie wäre es mit diesem Kleid?" Roxy hält das dunkelblaue Kleid in die Höhe, das ich auf der Silvesterparty anhatte. „Ne", schüttele ich sofort den Kopf. „Zu viele, schlechte Erinnerungen." Meine Freundin wühlt sich weiter durch meinen Kleiderschrank, bis sie mir das schwarze Kleid entgegenstreckt, das ich auf der Party mit May getragen habe. „Das geht auch nicht."
„Und warum nicht?", seufzt Roxy genervt und wirft das Kleid zurück in den Schrank. „Zu viele, schöne Erinnerungen, die niemals wiederkommen werden." May und Lee seufzen ebenfalls und schütteln ihre Köpfe. Ich weiß, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.
„Und was ist hiermit?" Roxys Augen ruhen erwartungsvoll auf mir. Eine Strumpfhose, ein kurzer Rock und ein schicker, cremefarbener Pullover. „Das ist perfekt!", lächele ich und lege die Anziehsachen auf meinen Schreibtischstuhl. „Gut", klatscht Lee erleichtert in die Hände. „Bleiben nur noch die Fragen, wie du dich schminken und was du mit deinen Haaren machen möchtest."
Ich bin froh, dass meine Freundinnen zu mir gekommen sind und mir ihre Hilfe angeboten haben. Alleine wäre ich vollkommen hilflos und ausgeliefert gewesen.
„Ich würde nur ein bisschen Make Up und Wimperntusche benutzen", überlegt Mayleen laut. „Und Rouge."
„Keine gute Idee. Blake muss nur ein Kompliment von sich geben und schon ist Lucy rot wie eine Tomate", kichert Roxy und zwickt mir in die Seite. Ich würde zwar gerne protestieren, aber sie hat Recht. Ich reagiere sehr intensiv auf Blake. „Dann halt nur Wimperntusche und Make Up", stimmt May zu und sucht schon einmal die passenden Utensilien heraus.
„Und was soll ich mit meinen Haaren machen?", bitte ich um Rat und mustere meine zotteligen Strähnen. Um ehrlich zu sein, hasse ich meine Haare. „Ist doch ganz klar, Lucy. Du lässt die Haare offen und flechtest die vorderen Strähnen zu einem Fischgrätenzopf zurück", klatscht Leia in die Hände und steckt auch Mayleen mit ihrer Idee an. „Oh Gott, ja! Du wirst so wunderschön aussehen!", quiekt sie und strahlt mich an. „Blake muss dich einfach küssen!"
Ihre Worte treffen direkt ins Schwarze. Ich hatte noch keinen ersten Kuss und habe dementsprechend Angst, etwas falsch zu machen. Ich möchte nicht, dass Blake der Kuss nicht gefällt.
„Ganz ruhig", tätschelt Roxy über meine Hand. „Sollte er dich tatsächlich küssen wollen, musst du es einfach auf dich zukommen lassen."
„Genau. Du kannst dabei nichts falsch machen", stimmt Leia ihr zu und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. „Du könntest natürlich auch mit deinem Einhorn üben", grinst May und drückt mir das Stofftier ins Gesicht. Lachend schlage ich ihre Hand weg und schüttele den Kopf. „Sicherlich nicht!", schmunzele ich und werfe das Einhorn in die andere Zimmerecke. „Aber ich meine es ernst – kann ich wirklich nichts falschmachen?"
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Paper Hearts
ChickLit„Seit ich ihn kenne, besitze ich ein Herz aus Papier."- Lucienne Sawyer Es erfordert nur einen Moment der Schwäche, eine Sekunde der Unachtsamkeit, einen Herzschlag der Verzweiflung und schon hat sich Blake Archer in Lucys Leben geschlichen. Dass ih...