❝We don't see things as they are, we see them as we are.❞
Das Rotlichtviertel ist nun wirklich der letzte Ort, an dem Jungkook sich wiederfinden wollte. Niemals wäre er freiwillig dorthin gegangen, aber gewisse Umstände erfordern manchmal drastische...
Ich hatte bloß an dem Getränk genippt und musste direkt husten.
Ich konnte den Alkohol darin deutlich schmecken, aber weil ich vorher eben noch nie welchen getrunken hatte, wusste ich nicht, wie stark er war oder was genau das gewesen ist.
„Mein Herr? Möchten Sie Ihr Geld eintauschen, um unseren Sündhaften eine Freude zu bereiten?“, sprach mich wieder eine Frau an, diesmal aber eine andere. Sie trug zwar die gleichen Sachen, wie die Frau, die mich reingeholt hatte aber ihre Haare waren kurz und schwarz, an den Spitzen blond. Natürlich wusste ich erst nicht, was genau sie von mir wollte, aber dann fiel mir plötzlich der Film ein, den ich abends heimlich mitgeschaut hatte, als mein Vater vor dem Fernseher eingeschlafen war.
Da hatten sie den Frauen zugegröhlt und ihnen Scheine in die Unterwäsche gesteckt.
Keine Ahnung, ob es in Korea auch so lief, schließlich war es ein amerikanischer Film. Ich wollte aber auch nicht dastehen, wie der letzte Idiot. Also holte ich meine Geldbörse aus meinem Rucksack und gab der Frau das Geld in die Hand. Sie sah erst auf das Geld, dann zu mir, gab mir aber dann einige Scheine zurück, wobei das nach viel mehr aussah als das, was ich ihr gegeben hatte.
Na ja, sie wird schon gewusst haben, was sie da tat.
Als sie wieder weg war, wurde das Licht gedimmt und die Männer, die an den Tischen neben mir saßen, drehten sich sofort zu der Bühne um. Einige fingen an zu pfeifen und warfen ihre Hände in die Luft, als wären sie bei einem Konzert gewesen, was mich wieder nur irritiert drein schauen ließ. Machte man das so? Feuerte man die Frauen an, die sich für Geld auszogen?
Weiter konnte ich nicht darüber nachdenken, da setzte ein langsamer Beat ein und der schwarze Vorhang bewegte sich. Durch eine Öffnung in der Mitte, kam ein Bein zum Vorschein, das sich erst streckte und dann einknickte. Wie gebannt, starrte ich auf die lange, schlanke Wade, deren Fuß in einem ziemlich hohen, schwarzen Schuh steckte und bekam von der Seite mit, wie einige Männer bereits Scheine auf die Bühne warfen.
„Venus, Venus, Venus!“, riefen sie immer wieder und ich musste leicht schmunzeln. Eine Stripperin, die sich nach der Göttin der erotischen Liebe benannte...
Wie einfallsreich.
Ich war noch nicht ganz fertig damit, meinen Kopf über so viel Klischee zu schütteln, da wurde der Vorgang komplett aufgerissen und ein graziler Körper streckte sich dem Publikum, und damit auch mir, entgegen. Mit den Händen hielt sie sich an beiden Vorhängen fest und ihr Kopf war nach hinten geneigt, sodass man ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Die schwarze Spitze, die sich um die Kurven der Frau gelegt hatte, schien fast, als wäre sie extra für sie angefertigt worden und ihre Haut glänzte fast schon unnatürlich.
Die Leute drehten praktisch durch, dabei war noch nicht mal viel passiert. Als die Stripperin sich dann aber nach vorn beugte, verschluckte ich mich augenblicklich an meiner eigenen Spucke...
...denn auf der Bühne vor mir tanzte keine Frau.
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