𝔾𝕝𝕚𝕞𝕡𝕤𝕖
━━━ ★ ━━━𝓥𝓮𝓷𝓾𝓼
Eine lange Zeit sagten wir nichts mehr, nach diesem kurzen Austausch. Und das war selbst für mich eine Neuheit. Ja, ich hatte es nicht nur ein Mal geschafft, jemanden mit einem Lapdance abspritzen zu lassen, aber bisher war noch keiner dabei gewesen, der mich auch dazu gekriegt hatte. Kein einziger. Und nun war da dieser dunkelhaarige, nervige, hübsche Typ, der so einiges in meinem Leben durcheinander brachte.
Naja, viel mehr in meinem Kopf, als in meinem Leben.
Okay, in meiner Hose auch.
Ich konnte mir einfach nicht erklären, was Jungkook so besonderes an sich hatte, das meinen Kopf in einen Rummelplatz verwandelte. Ich hatte so viele junge, hübsche Typen gesehen. Typen, die vor mir auf die Knie gefallen sind, mir Rosen überreicht haben, mir ihre ewige Liebe geschworen haben und ich hatte nichts gefühlt. Wieso also bei Bambi? Wieso bei diesem rehäugigen Tollpatsch, der gerade zitternd seine Hose eingesaut hatte?
„D-Das ist mir noch nie passiert...", kam plötzlich wieder von der Seite und ich zog eine Augenbraue hoch. „Du bist noch nie gekommen? Das kannst du mir nicht erzählen", grinste ich, aber Jungkook schnalzte mit der Zunge, atmete tief ein und aus und zog schon fast beschämt an dem Stoff über seinem Schritt. „Doch, bin ich. Aber nicht... so. Also nicht bei einem-" „Trockenfick?", komplettierte ich seinen Satz und sofort spannte er sich wieder an. Himmel Herrgott, konnte er nicht endlich mal ein bisschen lockerer werden?
„Jungkook", seufzte ich, nachdem ich mir meinen Morgenmantel geschnappt und wieder übergezogen hatte. Ich wäre zwar lieber nackt geblieben, aber in diesem Moment schien es mir einfach, als könnte der Braunhaarige keine Erotik mehr vertragen. „Wieso hast du so ein Problem mit Sex und allem, was dazu gehört? Fandest du in deinem Kuhdor- Bei dir zu Hause niemanden geil? Da muss es doch sicher 'nen sexy Typen gegeben haben, dem du es besorgen wolltest", führte ich aus und trank einen Schluck aus der Wasserflasche, die auf dem Tisch stand.
„Nein... Bei uns gibt es keine Kissenbeißer", murmelte er und ich verstand bloß Bahnhof. „Kissenbeißer? Was zum Geier ist das denn bitte?", wollte ich wissen und beinahe sofort riss Jungkook die Augen auf. „Entschuldigung! Ich meinte es nicht so! Ich bin es nur so gewohnt, diesen Ausdruck zu benutzen, dass ich nicht darüber nachgedacht habe...", und noch immer verstand ich kein einziges Wort. „Was oder wer ist ein Kissenbeißer? Sorry, aber ich habe null Plan, wovon du da redest", gab ich zurück und wartete auf eine Antwort.
Jungkook schien sich damit sichtlich unwohl zu fühlen und ich hätte mich einen Moment später selbst dafür ohrfeigen können, dass ich nur von der Wand bis zur Tapete gedacht hatte. Aber groß zu denken war ja nie meine Stärke gewesen. „Ein Kissenbeißer ist ein, naja, homosexueller Mann?", erklärte Bambi und dann klingelte es bei mir auch endlich. Nur leider hatte mein Humor überhaupt keine Lust mehr, mitfühlend zu sein und ich brach beinahe in Tränen aus, so sehr musste ich lachen. „Kissenbeißer? Ernsthaft? In welchem Jahrhundert sind denn bitte die ganzen Jesusjünger hängen geblieben?", prustete ich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
Plötzlich änderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht und er sah unfassbar wütend aus. Jungkook stand auf, sah sich kurz um und zog seine Klamotten zurecht, ehe er in richtung Ausgang stapfte. „Jetzt warte doch!", rollte ich mit den Augen und lief ihm direkt hinterher. Als ich ihn endlich am Arm gepackt hatte, drehte er sich mit Schwung zu mir um und ich sah die Tränen, die ihm übers Gesicht liefen. „Nein!", schlug er meine Hand weg und wischte sich energisch über die Augen. „Ich kann nichts dafür, dass wir verschieden aufgewachsen sind! Ich mache mich auch nicht lustig darüber, wie du lebst, aber du machst meine Ansichten jedes Mal lächerlich, es reicht! Ich gehe!", brüllte er mir ins Gesicht und verschwand aus meiner Wohnung.
Ich war zuerst völlig perplex und konnte meine Gedanken kaum sortieren. Allerdings traf es mich wie ein Hammerschlag, als es mir klar wurde: Jungkook hatte recht. Ich setzte immer voraus, dass man meinen Lebensstil akzeptiert, tat es aber bei anderen so gut wie nie.
Scheiße.
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Danke für euren tollen Support! Wirklich, ich bin rich unfassbar dankbar dafür, dass ihr mich hier nicht im Stich lasst.❤️❤️❤️
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On Top ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ
Fanfic❝We don't see things as they are, we see them as we are.❞ Das Rotlichtviertel ist nun wirklich der letzte Ort, an dem Jungkook sich wiederfinden wollte. Niemals wäre er freiwillig dorthin gegangen, aber gewisse Umstände erfordern manchmal drastische...