𝐶ℎ𝑜𝑠𝑒𝑛

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V.

...und der Pinz beugte sich vor und küsste seine beste Freundin, seine Seelenverwandte, seine große Liebe.

Mit einem leisen Kichern schlägt er das Buch zu und drückt es fest an seine Brust.

"...der beste Freund, der Seelenverwandte, die große Liebe.", wiederholt er im Flüsterton.

Valen beißt sich aufgeregt auf die weiche, volle Haut seiner Unterlippe, als er die Gefühle verinnerlicht, die in Form von schwarzer Tinte auf weißem Papier geschrieben sind.

Sein silbernes Haar verteilt sich auf dem dunkelgrünen Untergrund der Wiese, aus welcher kleine, gelbe Blumen hervorlugen und an seinen gebräunten Wangen kitzeln.

Die Sonne steht hoch am Himmel und Val schließt seufzend seine Augen, als er plötzlich das Geräusch von schweren Autoreifen auf dem breiten Kiesweg hört, das sich in seine Richtung bewegt.

Wer könnte-

Sein Herz beschleunigt sich unmittelbar und er richtet seinen Oberkörper kerzengerade auf, die Augen in seinem hübschen Gesicht vor Angst geweitet.

Val drückt das Buch fester an seine Brust, als er die riesige Limousine zu ihrem Haus vorfahren sieht.

Sie haben mich ausgewählt.

Sein Blut wird kalt, von den Zehen bis hoch zu seinem Kopf scheint die bronzene Flüssigkeit in seinen Adern vollständig zu gefrieren.

Er hat Jin und seinem Bruder nichts von seiner Bewerbung erzählt, als er vor ein paar Wochen nach Hause gekommen ist.

'Wie wahrscheinlich ist es, für die königliche Rose ausgewählt zu werden?', hatte er Jin gefragt, als in den Nachrichten verkündet wurde, dass der Prinz bald sechs Kandidaten für seine Hand in den weißen Palast einladen würde.

'Sehr unwahrscheinlich. Der Prinz ist im Moment der stärkste Alpha aus ganz Aryan, es werden sich tausende um ihn reißen.'

Tausende.

Val hatte nur auf seiner Lippe herumgekaut- wie immer, wenn er nervös wurde, und beschlossen, den Vorfall mit der Bewerbung lieber nicht zu erwähnen. Er würde ihnen nur unnötig Sorgen zu bereiten, als er ohnehin schon tat.

Und doch konnte er sich nicht davon abhalten, zu fragen: 'Wie ist er so, der Prinz?'

Jin hatte nur mit den Schultern gezuckt, 'Der König ist sehr krank, daher lastet eine ungeheure Last auf seinen jungen Schultern. Ich habe gehört das macht ihn recht zurückhaltend, fast kalt.'

Valen hatte nur schwer geschluckt.

Ganz und gar nicht so, wie die romantischen Prinzen und Helden in meinen Geschichten.

Jetzt sind sie hier, um ihn auf seinen Palast zu bringen, oder nicht?

Aber warum ich?

Langsam erhebt er sich auf der breiten Blumenwiese und späht hinüber zu der Limousine vor Jin's großer Villa, aus der nun zwei Personen aussteigen, ganz in seidenen, weißen Klamotten.

Die Frau hat zurückgekämmtes, silbernes Haar und trägt ein schlichtes, weißes Kleid. Der Mann steckt in einem weißen Anzug, mit kurzen, silbergrauen Haaren. Sie beide tragen das königliche, goldene Siegel auf ihren Schulterplatten.

Val's nackte Füße bewegen sich zögerlich auf das Haus zu, als die Frau mit Jin zu sprechen beginnt, der daraufhin einen geschockten Blick in Val's Richtung wirft.

Jude ist noch auf der Arbeit und wird erst bei Sonnenuntergang zurückkehren, womit Jin zumindest außer Gefahr ist, mit einem Omega entdeckt zu werden.

Secrets of SilverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt