J.S.
Schon von weitem ist der donnernde Galopp der königlichen Hengste auf den weiten Feldern außerhalb des White Palace zu hören; ihre Hufen graben sich im schnellen Tempo in die aufwirbelnde, dunkle Erde.
Prinz Jeon hält die ledernen Zügel fest umklammert, ein gespanntes Lächeln auf seinen Lippen, während der Wind ihm sein dunklebraunes Haar zersaust.
Rose ist eine überraschend gute Reiterin, das muss er dem weiblichen Beta aus Lux wirklich lassen.
Vor seinen Augen wirbeln silbernes Haar und das Samt ihres langen Kleides durch die Luft, welches das goldene Sonnenlicht einfängt und den dünnen Stoff zum Schimmern bringt.
Ab und zu wirft sie einen Blick über ihre schmale Schulter und schenkt ihm ein triumphierendes Grinsen- wohlwissend, dass der Kronprinz nicht mit ihr mithalten kann.
Sie reiten durch die breiten Getreidefelder von Aryan, und das schwache Sonnenlicht lässt die hohen Weizenhalme in einem goldenen Licht erstrahlen, als bewegten sie sich durch eine körnige Wüste.
"Komm schon, Jul...!", der Prinz klopft seinem weißen Hengst zuversichtlich gegen die Seite, um wieder aufzuholen:
"Du weißt doch, ich verliere nicht gern!"
Jul gibt nur ein fassungsloses Schnauben von sich, doch nur Sekunden später reitet der Prinz wieder neben Miss Rose her und erwiedert ihr triumphierendes Lächeln- nicht lange, bis er den Beta überholt und sie in einer dichten Staubwolke zurücklässt.
Das Gefühl von Val's weichen Lippen kehrt unmittelbar in seine Erinnerung zurück; er schmeckt die süßen Erdbeeren im warmen Wind und hört sein tiefes Seufzen im Beben der Erde unter sich.
Wie ist es möglich, dass mein innerer Wolf bereits so entschlossen wirkt?
Er wollte so viel mehr von Val schmecken und erfühlen als nur diesen Kuss- er wollte ihn zu seinem Beta machen; zu seiner zweiten Hälfte, seinem silbernen Mond.
Es ist noch zu früh.
Jeon kennt ihn doch kaum, also wie kann sein Wolf sich bereits so sicher sein?
"Prinz Jeon!", die hohe Stimme von Rose dringt nur schwach an seine Ohren und der Prinz wirft einen Blick auf den Beta zurück, den er gerade allein in den weiten Feldern zurück lässt.
"Ruhig...!", er zieht kurzerhand an den Zügeln seines Hengstes und das harte Leder drückt sich in seine Handflächen.
Ein schweres Gefühl breitet sich in seiner Brust aus, während er in schleppendem Galopp zu Miss Rose zurückreitet, die auf dem schmalen Feldweg stehen geblieben ist, der die goldenen Getreidefelder teilt.
Fast hätte ich sie einfach hinter mir gelassen- wo ist nur diese federleichte Spannung in der Luft, wenn ich mit Val zusammen bin?
Der Prinz räuspert sich unbehaglich; die großen, goldbraunen Augen zu Boden gesenkt, als er vor ihr anhält:
"Miss Rose-", murmelt seine sanfte Stimme, bereit für eine aufrichtige Entschuldigung, als sie ihm plötzlich das Wort abschneidet:
"Der Himmel sieht nach Regen aus, wir sollten zurück zum Palast.", sie klingt höflich und der Ausdruck in ihrem eleganten, blassen Gesicht ist entschlossen, als sie auf der Straße kehrt macht und voran zum Schloss reitet.
Sie ist verletzt.
Er blickt ihr mit offenem Mund hinterher, dunkle Reue glänzt in seinen Augen. Mit einem schweren Seufzen und hängenden Schultern beginn er jedoch, ihr zu folgen.
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Secrets of Silver
Fantasy𝙡𝙖𝙪𝙛𝙚𝙣𝙙 Ein Königreich, geteilt durch Blut und den gesellschaftlichen Stand. Der zukünftige Alpha-König Sivas hat die Wahl; nur einer von den sechs attraktiven, talentierten Betas bekommt am Ende die rote Rose, um an seiner Seite das weiße K...