Secrets of Silver

𝑅𝑒𝑑 𝑎𝑛𝑑 𝑆𝑖𝑙𝑣𝑒𝑟

V.

Jude lässt den Pinsel ein letztes Mal über die feinen Haarsträhnen zwischen seinen Fingern streifen, bevor er auf seinem Stuhl mit einem prüfenden Blick zurückrollt.

"Perfekt."

Valen mustert ihn mit seinen unsicheren, großen Augen: "Ist auch keine dunkle Strähne mehr zu sehen?"

Kopfschüttelnd reicht Jude seinem jüngeren Bruder einen Spiegel, und auf seinen Wangen bilden sich stolze Grübchen.

Die rosigen Lippen nachdenklich zusammengepresst, nimmt Valen den Spiegel entgegen und betrachtet sich eingehend in der glatten Oberfläche.

Die feinen, silbernen Haarsträhnen fallen ihm glänzend in sein makelloses, goldbraunes Gesicht. Dichte Wimpern umschließen seine mit silbernen Kontaktlinsen besetzten Augen, verstecken jedes Merkmal, das sein bronzerotes Omegablut verraten könnte.

Sein Haar ist von Natur aus dunkelbraun, fast Schwarz und seine Augen glänzen wie Bernsteine, wie die aller anderen Omegas in Aryan. Das Einzige, das noch auf sein Omegablut schließen lässt, ist sein verführerischer Duft und sein attraktives Gesicht.

Und das ist genau der Grund, weshalb sein älterer Bruder ihn verstecken will; er färbt seine Haare mit silberner Farbe und setzt ihm Kontaktlinsen ein, damit er aussieht wie ein höherrangiger Beta.

Valen war gerade mal zehn Jahre alt, als zwei ausgewachsene, männliche Betas versucht haben, ihn auf ihr Anwesen zu entführen und als Diener zu versklaven.

"Er ist nur ein wertloser Omega, dafür wird man uns sicherlich nicht zur Verwantwortung ziehen..."

Zum Glück war Jin Simmons derzeit in einer der Tavernen in der Nähe unterwegs und hatte den Überfall mitbekommen. Der gutaussehende, schlanke Beta rettete Valen aus ihren Klauen und brachte ihn wohlbehalten nach Hause, wo er sich in seinen dusseligen Bruder Jude verliebt hat.

"Val ist bald sechzehn...man wird sein Blut testen lassen, und sobald sie feststellen, dass er ein Omega ist, wird man versuchen, ihn zu einem Diener in einem ihrer Anwesen zu machen.", hatte Jin eines Abends zu seinem Bruder gesagt.

Valen hatte ihrem Gespräch heimlich gelauscht, und ihm war das Blut in den Adern gefroren- sein wertloses, rotes Omegablut.

"Das werde ich nicht zulassen.", Jude's Stimme klang hart.

"Ich könnte ihn adoptieren, ihn für meinen kleinen Bruder ausgeben- einen Beta."

"Jin-"

"Lass mich ausreden, Darling.", erklang Jin's gespielt mahnender Tonfall und entlockte Valen ein schwaches Lächeln, "Wir fälschen seinen Blutpass, färben seine Haare und besorgen ihm Kontaktlinsen. Ich betreibe ein riesiges Kosmetikunternehmen, das ist doch für etwas gut, findest du nicht?"

Und obwohl Valen seitdem theoretisch in Sicherheit ist, hat er eine Menge verloren; er darf sich niemals in der Öffentlichkeit verletzen, muss sich vor jedem Beta in Acht nehmen, der mit ihm redet, um sich ihnen nicht versehentlich zu unterwerfen wie ein Omega, oder unbeabsichtigt seinen Geruch zu verstreuen, der Misstrauen erwecken könnte.

Valen lebt eine perfekte Lüge, die ihn in Sicherheit bringen sollte- und doch ist sie dabei, ihn langsam von Innen heraus zu zerfressen.

Also lebt er sein Leben durch die Welt der Bücher und Schriftrollen, verzehrt sich nach Geschichten über starke Helden und romantische, echte Liebe.

Auf diese Weise geht er bei seinen Abenteuern durch die Bücherwelt niemals ein echtes Risiko ein.

Da fällt ihm ein-