𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟏

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Mit schweren Schritten und einem Cesare Salat, mit extra viel Mais, stapfte ich die Treppen zum Dach des örtlichen Krankenhauses hoch. Im Pausenraum war es einfach zu voll gewesen, also hatte ich mir kurzerhand mein Essen geschnappt und mich verzogen.

Mit einem Ächzen schob ich die schwere Metalltür auf und trat in die Nachmittagssonne. Sofort fing ich unter der Krankenhauskluft an zu schwitzen, da wir um die 35°C haben mussten. Mit dem Handrücken wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Ich drehte mich einmal im Kreis, um nach einer Sitzgelegenheit zu sehen, doch die einzige Bank, die es hier oben zu geben schien, war besetzt.

Spöttisch wurde ich aus zwei dunkelbraunen Augen beobachtet. Sein Blick glitt einmal an meinem Körper entlang und wieder zu meinem Gesicht. Unschlüssig, aber immer hungriger, stand ich noch da. Der Typ saß in der Mitte der Bank in einem Schneidersitz und zog an einer Zigarette, wodurch er den ganzen Platz für sich beanspruchte.

Nach einem weiteren Blick auf den Typen drehte ich mich um und ging auf den Rand des Daches zu. Ich stellte meinen Salat und mein Getränk ab und hievte mich auf den Vorsprung des Daches. Langsam öffnete ich den Deckel meiner Tupperdose und begann genüsslich meinen Salat zu essen. Mais ist doch das Beste, was es gibt.

"Du kannst dich übrigens auch hier hinsetzen", rief der Unbekannte mir mit seiner tiefen und rauen zu, doch ich ignorierte ihn einfach. Unberührt schob ich mir eine weitere Gabel in den Mund und ließ die Beine baumeln. Der Kerl drückte sich von seiner Bank ab und kam zu mir rüber geschlendert, während ich die Augen verdrehte. Sein Gang war lässig und unbeschwert. Die Zigarette hing ihm aus seinem rechten Mundwinkel und ließ ihn, wie den typischen Fuckboy wirken.

"Sehr gesprächig heute, was", zog er mich auf und lehnte sich gegen den Dachvorsprung.

"Willst du dich nicht wieder einfach auf deine Bank setzten", fuhr ich ihn an, doch würdigte ihn immer noch keines Blickes. Wieso musste der Typ ausgerechnet mir heute auf die Nerven gehen.

"Arbeitest du hier, oder musst du Sozialstunden ableisten", fragte er mich und schnipste seine Zigarette über den Rand des Daches nach unten. Er verschränkte seine Arme vor der Brust, wodurch der dünne, grüne Kittel über seine Brust spannt.

"Sozialstunden", gab ich nur zurück und wandte mein Gesicht ihm zu. Lass mich raten, du bist natürlich aus ganz ehrenhaften Gründen hier.

Ich schnaubte. Wenn er hier ehrenamtlich arbeitet, dann würde ich auf der Stelle einen Besen fressen.

Empört sah er mich an und fasste sich an die Brust.

"Wie kannst du es nur wagen von mir zu glauben, ich würde das hier nicht freiwillig machen, du Kriminelle."

Ein Grinsen stahl sich auf seine geschwungenen Lippen und gab den Blick auf wunderschöne, weiße Zähne frei. Ein paar braune Strähnen fielen ihm aus dem Chaos, auf seinem Kopf, in die Stirn. Wie er so da stand, mit diesem unverschämten Lächeln, hätte man ihn gleich auf irgendein Magazin für kleine Mädchen packen können.

Ich zog eine Augenbraue nach oben.

"Na klar arbeitest du hier ehrenamtlich um einen guten Eindruck in deinem ach so tollen Lebenslauf zu haben", konterte ich und meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.

"Okay, ich muss zugeben, du hast mich erwischt. Anscheinend erkennt eine Kriminelle einen Mitverbündeten auf 10 Kilometer Entfernung."

Mit den Augen rollend widmete ich mich wieder meinem Essen.

"Ich bin keine Kriminelle. Nur laut des Jugendamts habe ich ein minimales Aggressionsproblem", erklärte ich und stocherte in meinem Salat herum, auf der Suche nach Mais.

"Warte, soll das heißen, wenn ich ein falsches Wort sage, schmeißt du mich da runter", wollte er wissen, ehe er über den Rand blickte und nach unten schaute.

"Vielleicht", gab ich mit einem grinsen zurück und schob mir eine weitere Gabel in den Mund.

"Oh, da hatte meine Mama wohl recht."

Betrübt blickte er auf den Boden und kratzte sich am Nacken.

"Die hübschen Mädchen sind immer die verrücktesten, fuhr er fort, was mir laute Würgegeräusche entlockte.

"Ein Wunder, dass du noch nicht auf deiner Schleimspur ausgerutscht bist, erwiderte ich etwas schnippischer als gedacht und versuchte, das Grinsen zu unterdrücken.

Er schlug sich die Hand vor den Mund und beugte sich weiter rüber zu mir. Mir stieg der Geruch seines Aftershaves entgegen, vermischt mit einer ganz eigenen Note. Habe ich dem Miesepeter da etwa ein Lächeln entlockt, murmelte er und stupste mit seinem Zeigefinger meinen Mundwinkel an.

"Wenn du nicht sofort deine Finger von mir nimmst, steche ich dir meine Gabel ohne zu zögern ins Auge", warnte ich ihn und hob demonstrativ meine Gabel hoch.

Sofort wich er einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände.

"Ich sagte es doch! Alle Verrückten sind auch hübsch."

Er zwinkerte mir zu, was ihm einen weiteren Augenroller einbrachte.

"Und weswegen musst du Sozialstunden ableisten", fragte er und steckte sich eine weitere Zigarette in den Mundwinkel. Ich wüsste nicht, was dich das angeht, wies ich die Frage zurück und fächelte den Rauch aus meinem Gesicht.

"Ach komm schon, ich muss wissen mit welcher Art Verrückten ich es hier zu tun habe!"

"Willst du mir jetzt auch noch weismachen, dass man Menschen in verschiedene Gruppen einteilen kann", versuchte ich ihn abzulenken und zog eine Augenbraue hoch.

Natürlich gibt es verschiedene Arten von Menschen. Es gibt die nicht-Verrückten und die Verrückten und die sind aufgeteilt in leicht, mittel und schwer. Ist doch ganz einfach, erklärte er und blickte mir triumphierend entgegen. Und glaube ja nicht, dass du von der Frage ablenken kannst, fügte er noch hinzu.

"Gott, du kannst einem echt auf die Eier gehen", murmelte ich und nahm nun einen Schluck aus meiner Apfelschorle. Ich verabscheue jegliche Softdrinks, vor allem Cola, ganz anders als meine beste Freundin Dania. Sie liebt alles was so süß ist, dass du einen Zuckerschock erleidest, sobald man einen Schluck davon nimmt.

"Das ist mein Spezialgebiet, Verrückte", gab er zurück und grinste mich breit an.

"Na gut. Eventuell bin ich auf eine Klassenkameradin losgegangen, als sie meinte eine Freundin von mir dumm anmachen zu müssen. Und ganz vielleicht, habe ich ihr dabei ein paar Gelnägel abgebrochen und die Extensions rausgerissen", murmelte ich peinlich berührt und aß eine weitere Portion. Kauend versuchte ich eine Reaktion auf seinem Gesicht zu sehen, doch ich konnte nur ein selbstgefälliges Grinsen auf diesem Gesicht sehen.

"Ich sagte es doch. DU bist verrückt und sogar eine von der ganz schlimmen Sorte."

"Ach halt doch die Klappe. Dieses Mädchen ist einfach nur ein Miststück und meinte meine beste Freundin beleidigen zu müssen. Das hat sie absolut verdient", verteidigte ich mich.

Die Worte einer Verrückten, gab dem riesen Ego zurück und grinste nur noch breiter.

Die Idee mit dem vom Dach schmeißen klingt gar nicht so schlecht", warnte ich ihn und setzte mein ich-kann-dich-umbringen-wenn-ich-will-Lächeln auf. Beschwichtigend hob er die Hände und meinte nur:

"Ich sage nur die Wahrheit, Verrückte."

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Hey,
Dass ist das erste Kapitel von Hate and Love. Schreibt mir gerne wie ihr es findet und ich hoffe, ihr freut euch auf das nächste Kapitel.
-Larry

Hate and LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt