𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟒

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Montagmorgen hätte ich am liebsten angefangen zu weinen, als der schrille Ton meines Weckers durch mein Zimmer schallte. Jammernd schlug ich die Decke zur Seite und vergrub meinen Kopf in mein Kopfkissen. Frustriert schwang ich meine Beine über die Bettkante und lief zu meinem Schreibtisch um den Wecker auszuschalten. Der Morgen war definitiv nicht meine liebste Tageszeit.

Die Augen reibend verschwand ich im Badezimmer und putze mir die Zähne. Aus dem Spiegel blickten mir ein müdes Augenpaar entgegen. Die dunklen Ringe unter meinen Augen kamen daher, da ich gestern Abend noch auf die schlaue Idee gekommen war, mein neues Buch anzufangen. Wenigstens war ich jetzt mit der Hälfte durch, auch wenn ich erst um 3.00 Uhr eingeschlafen war.

Wieder in meinem Zimmer schmiss ich Federmäppchen und Block in einen Rucksack und warf diesen in Richtung Tür. Aus meinem Kleiderschrank zerrte ich irgendeine weite Jeans, ein weißes Top und einen grünen Pulli. Mit meiner Tasche über der Schulter schlenderte ich nach unten und machte mir zwei Portionen Müsli. Die größere packte ich in meinen Rucksack und mit der kleineren setzte ich mich an unserer Küchentheke. Von oben hörte ich Schritte und versuchte alles in mich hineinzuschaufeln, doch es brachte nichts. Gerade als ich die letzte Portion auf meinen Läufel gehäuft hatte, erschien meine Mutter im Türrahmen.

Zu meinem Bedauern sahen meine Mutter und ich uns viel zu ähnlich. Die langen strohblonden Haare, die stechen grünen Augen, die kleine Nase und eine schmalere Oberlippe. Nur hatte sie mehr Falten als ich. Aber ab da unterschieden wir uns komplett. Während meine sie immer die teuersten Designer Klamotten trug und eine Figur wie aus einer Frauenzeitschrift hatte, trug ich die meiste Zeit die Klamotten, die ich mit Lou im Second Hand Laden ergattern konnte und konnte mit genügend Rundungen Dienen.

"Kannst du dir nicht mal etwas gescheites anziehen", fuhr sie mich an und musterte mich mit einem Blick, der mir durch Mark und Bein ging.

"Wieso sollte ich? Das ist die Schule", erwiderte ich und sprang vom Stuhl. Ich schob mir den letzten Bissen in den Mund und verschwand dann aus der Küche, ehe meinte Mutter noch weiter an mir herummeckern konnte. Im der Eingangshalle zog ich mir meine Chucks an und schlüpfte auch schon aus dem Haus.

Die Schule lag ziemlich zentral in der Mitte der Altstadt, sodass ich mit meinem Fahrrad eine halbe Stunde brauchte, da wir auf einem kleinen Hügel wohnten. Wie immer fuhr ich durch den Stadtpark, der jetzt wie leer gefegt war. Nur hier und da war ein Vogel zu hören und ab und zu hörte man von weiter weg ein paar Vögel zwitschern.

An der Schule angekommen stellte ich mein Fahrrad ab und schlenderte zu einer rostigen Bank, auf der schon Lou saß. Lou wohnte mit ihrem großen Bruder mitten in der Stadt und hatte somit den kürzesten Schulweg von uns allen. Ich ließ mich neben sie fallen und begrüßte sie wie üblich.

"Und, wie sehr freuen wir uns auf die Idioten", sagte ich eher zu mir selber, als zu Lou. Sie seufzte einfach nur auf und ließ den Kopf gegen meine Schulter sinken. Erinnere mich bitte nicht dran, jammerte sie.

Nach und nach füllte sich der Schulhof mit bekannten und unbekannten Gesichtern. Irgendwann gesellten sich auch Noah und Dania zu uns und wir tauschten üblichen Tratsch aus. Wie sich herausstellte waren Flo und Hanna über die Ferien schon wieder zusammen gekommen, was mittlerweile nichts Neues war.

Im Klassenzimmer nahmen wir unseren üblichen Platz ganz hinten am Fenster ein. Ich legte meinen Schulranzen auf die Fensterbank und blickte aus dem Fenster auf den nach unten. Die letzten Schüler hasteten über den Schulhof und beeilten sich noch in ihre Klasse zu kommen.

Und, du Freak? Ich hab gehört, du musst wegen deiner Action Sozialstunden ableisten", schnitt die schrille Stimmer des grausamsten Miststücks, nach meiner Mutter, durch das Klassenzimmer.
Ich verdrehte nur die Augen und versuchte Hanna zu ignorieren, während ich mich in meinem Stuhl weiter zurücklehnte. Anscheinend hatte sie wieder neue Extensions drinnen, denn ihre Haare waren genauso lang und voll, wie vor den Ferien.

"Ich hab gehört, sie musste wie ein Opfer die Toilettenböden im Krankenhaus putzen", stieg ihre beste Freundin Polly mit ein. Meine Kiefer spannte sich an und meine Hände ballten sich zu Fäusten, doch Dania warnte mich mit ihrem Blick. Noch ein Fehler und ich würde ziemlich sicher von de Schule fliegen.

"Hat sie etwa zu reden verlernt", rief Hanna wieder in die Runde und die ganze Klasse fing an zu lachen.

"Wer weiß. Vielleicht hatte ich auch den geilsten Sex auf einem Krankenbett mit dem schärfsten Typen, den du dir nur vorstellen kannst", gab ich unberührt zurück.

Sie schnaubte nur und quittierte diese Aussage mi einem Wer's glaubt. Endlich nahte die Erlösung in Form unseres Klassenlehrers, der mit Schwung die Tür aufriss und mich aus meinem Elend befreite.

Nachdem ich den ersten Schultag mehr oder weniger überlebt hatte, schlenderten Dania und ich zu meinem neuen Spind. Dort lieferte ich meine ganzen Schulbücher ab, da sie mir beim Fahrrad fahren sonst den Rücken zertrümmern würden.

"Herr Orson scheint wirklich okay zu sein", meinte Di und redete von unserem neuen Klassen - und Deutschlehrer.

"Ja, er wirkt ziemlich sympathisch", gestand, wobei es nicht verwunderlich war. Komischerweise hatte ich mich bis jetzt mit jedem unserer Deutschlehrer gut verstanden und war auch Klassenbeste. Das einzige Fach, indem ich besser war als meine beste Freundin.

Ordentlich stellte ich meine Schulbücher in einer Reihe und hängte auch noch meinen Stundenplan an die Innenseite meines Spinds.

Auf einmal spürte ich ein Atmen in meinem Nacken und sah Dis erschrockenes Gesicht. Aus reinem Reflex drehte ich mich um und schlug zu. Glücklicherweise traf ich den Bau der Person, die sich vor mir jetzt zusammen krümmte. Unglücklicherweise kannte ich diesen braunen Haarschopf.

"Ich sagte doch, du bist eine Verrückte", brachte Flynn gepresst heraus und deutete auf mich.

"Was schleichst du dich auch von hinten an ich heran! Und war machst du überhaupt hier", stellte ich ihn zur Rede und stützte meine Hände an meiner Hüfte ab. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und er jetzt merkte ich, wie viel größer er war als ich.

"Ich gehe hier zu Schule und du scheinst wahllos, unschuldige Männer zusammen zu schlagen", zog er mich auf und auf sein Gesicht stahl sich dieses unsagbare Lächeln.

"Wenn diese Männer so lebensmüde sind und ohne Vorwarnung auf einmal hinter mir stehen, liebend gerne," gab ich knurrend zurück und schlug meine Spind Tür zu.

"Jetzt sei doch nicht so beleidigt. Wollte eigentlich nur Hallo sagen. Nach den letzten aufregenden Tagen, wollte das Schicksal wohl, dass wir uns wiedersehen."

Er zwinkerte mir zu und ein zweideutiges Lächeln trat auf seine Lippen. Das wurde von meiner Seite mit einem Würgen quittiert.

"Wie dem auch sei, muss jetzt los. Die Jungs warten schon", erklärte er und deutete mit dem Daumen auf eine Gruppe aus Jungs und einem Mädchen hinter sich.

"Wir sehen uns."
Daran hatte ich leider keinen Zweifel.

..............
Schalom,
Das ist Kapital 4.
I know, der ✨erste Schultag✨ ist ein basic Kapitel, aber manche Kapitel müssen eben sein.
Schreibt mir gerne, wie ihr es bis jetzt findet und wenn ihr wollt, lasst einen Vote da 👀
-Larry

Hate and LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt