𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟑

65 5 1
                                    

Am nächsten Morgen fängt meine Schicht schon um zehn Uhr an. Jeden Tag musste ich sechs Stunden im Krankenhaus aushelfen, was sich als gar nicht so schlimm entpuppte. Viele der Krankenschwester waren total nett und auch die Patienten freuten sich immer, wenn ich ihnen ihr Essen brachte.

Als ich am Krankenhaus ankam, schnappte ich mir sofort meine Klamotten und zog mich in der Umkleide um. Selbst an diesen dämlichen grünen Kittel hatte ich mich mittlerweile gewöhnt. Im Pausenraum betrachtete ich die Aufgaben Verteilung und sah, dass ich auf der Schwangerenstation eingeteilt war. Hinter mir ertönte ein ohrenbetäubender Lärm. Ich drehte mich um und wollte meinem Erschrecker eine Schimpftirade vom feinsten an den Kopf knallen, als mir ein amüsiertes Grinsen entgegen kam.

"Sieht so aus, als könnten wir heute den ganzen Tag zusammen verbringen."
Er nahm seine Tasse unter der Maschine hervor und goss sich etwas Milch in den Kaffee. Wieder drehte ich mich um und ging nochmal die Liste durch und tatsächlich. Heute war ich mit einem gewissen Flynn Danters eingeteilt worden. Ging es denn noch schlimmer.

Brummend ging ich zu meinem Spind und nahm einen Schluck von meiner Wasserflasche, während ich spürte, wie sich Flynns Blick in mich einbrannte.

"Also El die Verrückte, was machen wir heute zusammen", brabbelte er vor sich hin und lehnte gegen den kleinen Tisch, auf dem auch die Kaffeemaschine stand.

"Wir beide", erwiderte ich und fuchtelte mit meine Zeigefinger zwischen uns beiden hin und her, machen gar nichts zusammen. Wir kümmern uns lediglich um die Patienten und gehen dann getrennte Wege."

Wie gestern waren seine Haare eine reinste Katastrophe wobei ich mich fragte, ob der zu Hause denn überhaupt eine Bürste besaß.

„Tu nicht so, als wärst du nicht schon längst meinem Charm verfallen", meinte er, was meine Augen wie von selber zum rollen brachte.

"Na klar. Ich muss mich richtig zurück halten dir nicht die Kleider vom Leib zu reißen und es mit dir gleich hier auf dem Tisch zu treiben."

Als er das hörte warf er den Kopf in den Nacken und gab eine Lache von sich, die wahrscheinlich das ganze Krankenhaus zu beben brachte.

"Bring mich nicht auf dumme Ideen, du Verrückte", warnte er mich und trank erneut aus der Tasse. Dann stellte er diese auf besagten Tisch und klatschte in die Hände.

"Sind sie bereit MyLady die Schwangerenstation heute unsicher zu machen", forderte er mich heraus und blickte mir dabei direkt in die Augen. Ich seufzte nur laute auf.

"Na dann auf ins Verderben", murmelte ich zu mir selbst.

Doch die Arbeit mit Flynn stellt sich als gar nicht so schlimm heraus, was ich ihm natürlich niemals sagen würde. Die nächsten Tage werden wir immer wieder auf die gleiche Station verteilt, was mit der Zeit immer angenehmer wird. Zwar geht er mir immer noch gehörig auf die Nerven, aber manchmal kann er mir sogar ein leichtes Grinsen entlocken. Wir kümmern uns immer zusammen um die Patienten, bringen ihnen ihr Essen oder machen Spaziergänge. Von Tag zu Tag beginnt mir die Arbeit hier richtig Spaß zu machen.

Am Freitag machen wir etwas später als gewohnt Pause, da uns eine Patientin noch unbedingt von ihrem Hund erzählen musste. Zusammen lassen wir uns auf die kleine Holzbank fallen. Zwar machte die Arbeit im Krankenhaus unglaublich viel Spaß, doch nach nur vier Stunden schmerzten meine Füße höllisch. Könnte vielleicht auch daran liegen, dass ich nicht der sportlichste Mensch bin, wer weiß.

Ich packe mein Brot mit Tomaten und Mozzarella aus, als mir ein wundervoller Geruch in die Nase steigt. Genüsslich atme ich den Duft von Zimt und Zucker ein. Mir läuft förmlich das Wasser im Mund zusammen, als ich die schönsten Zimtschnecken meines Lebens direkt in Flynns Schoß liegen sehe. Belustigt mustert er meinen vermutlich sabbernden Mund und meine weit aufgerissenen grünen Augen.

"Sogar selbst gemacht", erklärt er stolz und hielt mir eine von den dreien hin. Innerlich ringe ich mit mir selber, ob ich diese Köstlichkeit nehmen sollte oder nicht.
Kurzerhand schnappe ich mir einfach die Zimtschnecke und lege ihm eine meiner Gurken und Karotten in die Hand.

Dann schließe ich die Augen und beiße langsam und vorsichtig in das Gebäck. Sofort zog sich alles in meinem Mund zusammen, so lecker schmeckte dieses Meisterwerk. Eigentlich bin ich kein großer Fan von Zimt, doch im Moment fühlt es sich so an, als hätte mein Mund den stärksten Orgasmus, den ich je erlebt habe. „Wie kann ein bisschen Zimt mit Blätterteig nur so geil schmecken?"

„Wie es aussieht, scheint es dir zu schmecken", zog Flynn mich auf, während ich noch einmal reinbeiße. „Ach halt doch die Klappe", gebe ich nur zurück und genieße diese Köstlichkeit.

"Ist das wirklich selber gemacht", frage ich etwas perplex und mit vollem Mund. Ganz wie es sich für eine Dame eben gehört. „Stellst du meine Gläubigkeit jetzt etwa in Frage?" Gespielt empört starrt er mich an und versucht mir dann die Zimtschnecke aus der Hand zu nehmen, doch ich gebe ihm einen kleinen Schlag auf die Finger.

"Vergiss es! Ich frage mich nur, wie du das bitte hinkriegst", gab ich ganz offen und ehrlich meine Faszination zu.

"Tja, wenn man geschickte Finger hat ist vieles möglich", antwortete er und zwinkert mir nur zu.
Oh Gott. Wenn ich nicht gerade einen Bissen Zimtschnecke in meinem Mund gehabt hätte, hätte ich mich vermutlich übergeben.
Anscheinend fand er meine Reaktion ziemlich lustig, denn er brach in schallendem Gelächter aus. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, biss er nun auch mal in einer seiner mitgebrachten Mahlzeiten.

"Wieso musst du eigentlich Sozialstunden abarbeiten", versuchte ich zu ermitteln.

Mit einem mal erstarb das Grinsen auf seinem Gesicht und ein nicht so fröhlicher Ausdruck macht sich breit. Damit hatte ich wohl ins Schwarze getroffen.

"Es tut mir leid, aber meine Schandtaten, werde ich nicht einer Verrückten erzählen."
Da war es wieder, dieses unausstehliche Grinsen, was ein jedes mal ein leichtes Kribbeln in meiner Magengegend verursachte.

"Sagt ein Verbrecher", konterte ich und erwiderte sein Grinsen.


Hate and LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt