Den ganzen Weg in das Loft versuche ich zu verhindern, dass sich meine Mundwinkel selbstgefällig nach oben verziehen, doch meinen großen Erfolg lässt man mir definitiv und unfreiwillig anmerken. Ich habe es geschafft! Die meisten Spielmacher auf der Tribüne konnten den Blick gar nicht mehr von mir abwenden, und auch der oberste Spielmacher schien mehr als beeindruckt von meiner Darbietung in der Turnhalle zu sein. Alle Augen waren wie gebannt auf mich gerichtet und haben das vor ihnen präsentierte Spektakel voller Ehrfurcht und sprachloser Begeisterung beobachtet. Mein jahrelanges Training hat sich nach all den Jahren also wirklich ausgezahlt. Auch den Respekt der gepanzerten Friedenswächter scheine ich geerntet zu haben, denn obwohl sie zu viert um mich herum verteilt auf der nach oben fahrenden Plattform stehen, bleiben sie auf Abstand. Und als sich die Türen des Fahrstuhls mit einem Klingeln öffnen, treten sie stumm und mit großen Schritten von mir zurück, um mir den Weg in meine Unterkunft zu gewähren.
Gut gelaunt und mit ausgestreckten Armen tanze ich den Flur entlang, während meine Hände über die edel tapezierten Wände fahren. Ich beschließe, den anderen von meiner Einzelstunde zu erzählen, doch als ich den Speisesaal betrete, ist er leer. Nicht einmal von Hermes ist eine Spur. Vermutlich machen sich alle für die Punktevergabe zurecht, die noch heute Abend stattfindet, also lasse ich mir von einem Avox ein Glas Orangensaft einschenken und mache kehrt, um mich in meinem Zimmer zurückzuziehen.
Ich entscheide mich kurzerhand dafür, eine Dusche zu nehmen, um den Schweiß der Einzelstunde, der noch immer an mir klebt, abzuwaschen. Mit einem Schwamm fahre ich über die nackte Haut, und als ich meinen Oberkörper einseife, atme ich zwischen zusammengebissenen Zähnen laut auf. An meinen Rippen bildet sich bereits ein hässlich ausschauender Bluterguss, der sich langsam aber sicher über meine ganze, linke Seite zieht. Schnell lege ich mir ein Badetuch um und lasse mich einkleiden; eine cremefarbene Bluse und eine dunkelgrüne Cordhose.
Während ich auf das Abendessen warte, plagen mich schließlich Zweifel. War ich den Spielmachern vielleicht zu selbstbewusst? Fanden sie mein Auftreten zu arrogant, zu unsympathisch? Und welche Punktzahl werde ich bekommen? Ich möchte mich nicht verrückt machen, und doch kann ich meinen Kopf einfach nicht abschalten. Es ist Jahrzehnte her, seit ein Tribut aus Distrikt 1 weniger als acht Punkte auf sein Training bekommen hat, doch wenn das Kapitol mit meiner Darbietung unzufrieden war, wird mich gewiss solch ein Schicksal ereilen. Und dann kann ich meine Chancen auf gute Sponsoren aufgeben. Denn die sind wichtig, wenn es in der Arena mal brenzlig wird. Sollte ich aufgrund meiner niedrigen Punktzahl und meinem schlechten Image keinen einzigen Sponsor auf meiner Seite haben, wird mir niemand aus der Not helfen.
Irgendwann klopft Dove an meine Tür, um mich zum Abendessen zu rufen. Mein Haar ist immer noch feucht, also beschließe ich, es wild herunterhängen zu lassen, bevor ich Dove stumm in den Speisesaal folge. Bis vor wenigen Stunden konnte ich es kaum noch abwarten, meinen Mentoren von meiner Einzelstunde zu erzählen, doch mittlerweile fühlt sich mein Körper vor Angst und Aufregung ganz taub an. Und als ich sie alle am Tisch sitzen sehe, auch Melisande und Remus, rutscht mir das Herz mit voller Wucht in die Hose, während ich mich an meinem Platz niederlasse. Melisande streckt ihren Arm nach mir aus um mir mütterlich über den Handrücken zu streicheln und lächelt mich mit ihren schneeweißen Zähnen stolz an. Ich zwinge mich widerwillig dazu, ihr Lächeln zu erwidern und schlucke.
Auch Hermes ist bereits da und verspeist hungrig seine Vorsuppe. Anders als ich, scheint er kein bisschen aufgeregt über die bevorstehenden Bewertungen zu sein und ich frage mich elendig, wie er es schafft, immer so entspannt zu wirken. Als sich unsere Blicke treffen, zwinkert er mir beiläufig zu, während er sich an dem Tischgespräch beteiligt. So ruhig und gedankenversunken wie ich dasitze, bin ich mir sicher, dass mir meine Besorgnis groß und deutlich ins Gesicht geschrieben steht.
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Die Tribute von Panem - Die Hungerspiele der Darling Valentine
FanfictionSie wurde geboren, um zu gewinnen - oder zu sterben. Darling ist achtzehn, als sie sich für die neunundsechzigsten Hungerspiele freiwillig meldet. Es ist die Chance, ganz Panem zu beweisen, was in ihr steckt. Zunächst ist sie von Stolz erfüllt - bis...