"Ja, Penelope. Du hast recht." Ich erkenne meine eigene Stimme kaum wieder, so kalt klingt sie. Sages Blicke schießen kleine, giftige Pfeile auf Penelope, doch ihr spöttisches Grinsen gerät nicht einen Moment ins Wanken.
"Ich bin in Therapie und das auch schon sehr lange. Es ist nichts, wofür ich mich schäme. Ich dachte nur, dass ich für die Konfrontation noch nicht bereit gewesen wäre, aber anscheinend bin ich das doch. Also danke für die Nachfrage."
Penelope wurde wütend. "Sie hat nicht damit gerechnet, dass du so souverän antwortest. Das war echt cool, Maddy." Sage grinst und ich lächle ihr dankbar zu. Alec, der gerade den Raum betritt und die Spannung sofort zu spüren scheint, setzt sich kommentarlos hin.
Mit einem erfreuten Seitenblick auf ihn, fährt Penelope vor. "Wie kommt es dann aber, dass dein Freund davon nichts weiß?", stichelt sie weiter.
"Woher willst du wissen, dass er es nicht weiß? Vielleicht wollte er dir auch einfach nicht davon erzählen." Mal sehen, ob Alec dazu etwas sagt.
"Uh, der hat gesessen", kommentiert Sage amüsiert.
"Du weißt es vielleicht nicht, Madison. Aber es gewisse Situationen in denen Männer einem alles erzählen, was man hören will." Sie zwinkert mir zu. "Nate?" Er löst sich von Ems Lippen. "Würdest du mich hochbringen?" Sie schwankt plötzlich und stürzt dann auf Nate. "Mir geht es nicht so gut", lallt sie.
"Wow, offensichtlicher geht es nicht." Sage nimmt wieder die Funktion der Kommentatorin ein. Mein Blick liegt auf Alec, der etwas zu interessiert, das Etikett der Tequila Flasche mustert.
"Der Abend war echt lang. Sage, wollen wir gehen?"
"Ja", stimmt sie mir zu. "Lass uns die Biege machen. Ich rufe uns ein Uber."
Als wir es uns auf der Rückbank des schwarzen Bentleys gemütlich machten, schüttelte Sage ungläubig den Kopf. "Haben wir wirklich gedacht, sie würde netter werden, wenn sie mehr getrunken hat?"
"Das war wohl vergeblich", antwortete ich mit einem theatralischen Seufzen. "Wie heißt es so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt."
"Ich glaube in Bezug auf Penny müsste es heißen. Die Hoffnung klatscht an die Wand, versucht sich hochzuziehen, rutscht langsam ab, wird zu einem kleinen Rinnsal und löst sich dann in Luft auf."
"Sage!" Ich halte mir vor Lachen den Bauch und kralle mich in ihre Schulter um auf dem Sitz nicht vornüber zu kippen. Die Fahrerin beobachtet uns misstrauisch über den Rückspiegel, was uns nur noch mehr zum Lachen bringt.
Wenig später liegen wir in ihrem Bett und sehen zur Decke hoch. Nur noch das Licht des Mondes wirft einen hellen Schimmer in ihr Zimmer.
"Ich wusste echt nicht, wie sehr du mir gefehlt hast." Ich drücke ihren schwarz weißen Panda Bären an mich und sie ihr plüschiges Eichhörnchen.
"Ich wusste es!", bemerkt Sage und grinst mich an. "Sind wir leicht angetrunken eigentlich immer so nostalgisch?" Sie deutet auf die Stofftiere.
"Ich glaube nicht", murmle ich.
"Willst du darüber reden?" Sie rückt etwas näher zu mir. Ich schüttle den Kopf. Sie nickt. "Okay. Wir machen uns morgen einen richtig tollen Tag. Ich würde sagen, wir starten mit Pancakes, gehen dann auf einen Flohmarkt in der Nähe, trinken Kaffee in unserem Lieblingscafé, essen bei unserem Lieblingsthailänder, gehen in unsere Lieblingsbuchhandlung und so weiter und so fort. Ich glaube, du hast das Prinzip verstanden."
"Ja, aber danke für die detailgetreue Darstellung, liebste Sage!"
"Stets zu ihren Diensten. Gute Nacht, Maddy. Ich hab dich lieb."
"Ich dich auch. Schlaf gut."
Ich träumte den Alptraum, aller Alpträume. Und als wir am nächsten Morgen vor den versprochenen Pancakes saßen, traue ich mich kaum ihn in Worte zu fassen.
"Rück schon raus mit der Sprache!", fordert Sage und mir fallen fast die Augen raus bei der Menge Ahornsirup, die sie über ihr Frühstück kippt. "Triggert dich das?", fragt sie plötzlich.
Ich schüttle den Kopf. "Nein, gar nicht. Es sind eher Kommentare, wie die von Penny. Und wo wir gerade beim Thema sind. Rate mal, von wem ich geträumt habe."
"Oh nein!" Sage ließ vor Schreck ihre Gabel fallen. "Bitte nicht." Sie ließ den Kopf auf die Tischplatte, neben ihren Teller sinken. "Das muss der ultimative Alptraum gewesen sein", nuschelt sie.
"Bei deiner Reaktion geht es mir gleich viel besser", verkünde ich grinsend. "Also", beginne ich und setze mich aufrecht hin. "Ich war auf dem Weg zur Therapie und habe mir einen Latte Macchiatto mit Hafermilch gekauft und in meinem wiederverwendbaren Becher füllen lassen."
"Maddy!"
"Warte, das ist ein wichtiges Detail", rechtfertige ich mich und fahre fort. "Ich löse also den Deckel, weil ich den Schaum trinken will und was sehe ich in der Schaumkrone? Kein Herz, sondern Pennys Gesicht!"
"Ahhhh, hilfe. Oh man, Mads, etwas weniger Dramatik, sonst sehe ich mich heute Nacht noch deinen Alptraum träumen", jammert sie und schiebt sich zum Trost eine riesige Ladung Pancakes in den Mund.
"Dann betrete ich Doktor Claytons Praxis. Die Sprachstundenhilfe sagt mir, dass ich gleich druchgehen kann. Ich setze mich auf das Sofa und wer betritt das Zimmer?" Ich lege eine Kunstpause ein. Sage kaut vor Schreck mit offenem Mund. "Penelope! Mit dicker Hornbrille und Klemmbrett in der Hand!"
"Was hast du dann gemacht?"
"Das einzig richtige. Ich bin weggelaufen."
"Oh man, du arme. Ich bin allein von deiner Erzählung fürs Leben gezeichnet." Sie widmet sich ihren Pancakes.
"Frag mich mal." Ich greife nach den Erdbeeren und streue Zimt über mein Frühstück.
"Am besten planen wir jetzt unseren Tag. Damit wir auf andere Gedanken kommen." Ich stimme zu und wir erstellen eine To-Do-Liste mit allen Dingen, die wir heute machen wollen.
"Ich freue mich so", quitscht Sage als wir die Wohnung verlassen. "Das wird der beste Tag aller Zeiten."
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Eigentlich mache ich das nicht, aber @Irres_Irrlicht ich widme dir dieses Kapitel ♥ Nur wegen deinen Kommentaren hat mich heute die Motivation überfallen endlich weiter zu schreiben!
Außerdem spiele ich gerade iwie mit dem Gedanken auch über Penny eine Geschichte zu schreiben. Mag den Gedanken voll herauszufinden, wie und warum sie so gehässig geworden ist. Was meint ihr?
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Royal Gossip - pausiert
RomanceIntrigen, Eifersucht und Verrat herrschen in der Welt, in die Maddie plötzlich eintaucht. Geschützt von einer behüteten Kindheit und liebevollen Eltern wuchs die Tochter von Eleonore Franklin und Prinz Mason von England im ruhigen Nottingham auf. N...