„Ich verstehe es einfach nicht."
„Ich doch auch nicht."
„Sie ist noch ein Kind, wie können sie nur so etwas schreiben?"Die aufgeregten Stimmen meiner Eltern haben mich aufgeweckt und jetzt sitze ich oben auf der Treppe und lausche. Dabei fühle ich mich wie eine fünfjährige, aber mir bleibt einfach nichts anderes übrig, wenn ich wissen will, was los ist. Auf meinem Handy wurde alles bis auf WhatsApp deinstalliert und gesperrt. Am Anfang war ich total wütend und habe mir Möglichkeiten überlegt, zu rebellieren. Aber irgendwann habe ich den Sinn dann doch verstanden. Jedenfalls halbwegs.
Eigentlich bin ich wirklich kein Morgenmensch und die Tatsache, dass es erst kurz vor fünf ist, sagt einfach alles über die Stimmung meiner Eltern aus.
„Sie betiteln sie als das Idealbild der modernen Frau!" Dad ist so fassungslos, dass seine Stimme bebt. „Wie können sie das schreiben, wenn sie doch keine Ahnung haben, wie sie wirklich ist? Ich meine, sie kennen sie nicht!" Er regt sich nie so auf, wenn es in den Artikeln um ihn geht. Nur wenn über Mum oder mich geschrieben wird, kann er einfach nicht mehr an sich halten.
„Schatz, du musst etwas leiser sprechen. Wir dürfen sie nicht wecken." Er beginnt auf und ab zu wandern. „Lass uns in Ruhe überlegen, was wir machen können. Wegen diesem Steckbrief..."
„Nichts", schimpft Dad und unterbricht sie damit. „Wir haben sie sechzehn Jahre aus allem raushalten können, aber es war ihre Entscheidung. Sie wollte zu dieser Party. Sie wollte diesen großen Auftritt und damit hat alles angefangen." Er seufzt schwer. „Ich will sie nur beschützen", murmelt er gedämpft. Als ich einen Blick riskiere, sehe ich wie meine Mum meinen Dad hält und ihm sanft über den Rücken streicht.
Sofort brennen mir Tränen in den Augen. Ich zucke zurück und schleiche mich in mein Zimmer. Jeder weiß, dass es besser ist sich mit den Medien gut zu stellen. Denn wenn man ihnen hier und da mal eine Information zuspielt, sind sie durchaus gewillt auch mal eine andere zurückzuhalten. Er darf keinen Streit mit ihnen riskieren. Schon gar nicht für etwas, was sie wieder und wieder machen werden. Davon kann man sie nicht abhalten und wenn er mich verteidigt, würden sie sich nur über die zusätzliche Aufmerksamkeit freuen.
Ratlos stehe ich in meinem Zimmer, doch innerhalb von Sekunden drehen sich die Rädchen in meinem Kopf und eröffnen mir meine nächsten Schritte.
Zuerst tripple ich auf Zehenspitzen zu Henry und schnappe mir sein Handy, was auf dem Nachtisch liegt. Wieder in meinem Zimmer angekommen, schließe ich die Tür und rufe Sage an.
„Du lebst also doch noch", stellt diese zwei Sekunden später fest.
„So ist es", antworte ich patzig. „Du hattest den Auftrag mir nichts von den Artikeln zu erzählen, oder?"
Kurze Stille. „Was hätte es denn für einen Sinn dir alles brühwarm zu berichten?" Traurigerweise bestätigt sie damit meine Vermutung.„Ich habe dich mehrmals gefragt!" werfe ich ihr zornig vor. Gleichzeitig tippen meine Finger meinen Namen in Henrys Handy. Sage erwidert nichts. „Der Artikel trägt echt die Überschrift das ‚Idealbild einer Frau?' Lächerlich." Ich schnaube und lese mir den Artikel und den folgenden Steckbrief durch.
Ein leises Kichern kommt mir über die Lippen, als ich lese, dass meine Charaktereigenschaften sanftmütig, gelassen und offenherzig sind. „Offenherzig?", platzt es aus mir heraus. „Diese Zeitung ist bisher die erste, die mich so nennt." Das ist so lächerlich, dass es mich schon wieder amüsiert.
„Ich weiß." An Sages Stimme kann ich erkennen, dass sie lächelt. „Aber es wird noch besser", kündigt sie an.
„ABFFL: Sage de Lacy", pruste ich und halte mir die Hand vor den Mund. „ABFFL, wer sagt das denn heute noch?" Sie kichert und ich sehe sie vor mir, wie sie in ihrem Seidenpyjama auf dem Bett liegt und die Füße gegen das Kopfteil gestemmt hat.„Nicht zu fassen..."
„Warte noch", kommt es von Sage. Ich überfliege den Abschnitt über meine perfekten Eltern und lande bei dem Teil mit meinen Beziehungen. „Die Prinzessin von England will ihre Tugend bewahren, ganz wie es sich für sie und ihre gesellschaftliche Position gehört?" Meine Stimme hebt sich am Ende, so perplex bin ich bei den Worten, die ich gerade gelesen habe. „Woher wollen die das denn wissen?"„Steht darunter", kommentiert Sage, wobei ihre Stimme ganz und gar nicht mehr amüsiert klingt. „Prinz Mason berichtet, dass seine Tochter gerade an einem entscheidenden Punkt in ihren Leben angekommen sei. Auf die Frage, ob sich Maddy bis zur Ehe auf niemanden einlassen würde, antwortet er mir einem vielversprechenden ‚hoffentlich'. Wir sind daher durchaus der Meinung, dass Maddy ihren Eltern in Bezug auf Vernunft und Treue in keinem Punkt nachsteht.
Ihre immer gepflegte Erscheinung und ihre höflichen Umgangsformen sowie die Tatsache, dass sie sich keine öffentlichen Patzer oder Skandale geleistet hat, sprechen definitiv für sie. Obwohl allerlei Gerüchte um sie ranken, bestätigt das nur, was wir schon wissen. Unsere Prinzessin gehört zu den erfolgreichsten, schönsten, interessantesten und wohlerzogensten blablabla." Seufzend verstumme ich.
„Weißt du, wann dein Vater mit der Presse geredet hat?", fragt Sage schließlich und ich schüttle nur seufzend den Kopf. Die Presse lügt und verdreht Tatsachen, aber sich etwas komplett auszudenken ist unmöglich.
„Er war in den letzten Wochen nur zwei oder dreimal in London. Hier war das bestimmt nicht."
„Ich verstehe trotzdem nicht, wie das passieren konnte. Er weiß genau, wie er den Journalisten aus dem Weg gehen kann." Wieder seufze ich hörbar. Die einzig denkbare Möglichkeit ist, dass er genau wusste, was er da gesagt hat.„Du bist halt sein kleines Mädchen." Sage versucht ihn in Schutz zu nehmen. „Er hat mich nur gebeten, dir nichts von dem ganzen Klatsch zu erzählen, damit du mal eine Zeit lang ganz ohne den Trubel leben kannst."
„Aber wie stellt er sich das denn vor? Ich werde doch wieder zurückkommen und spätestens dann hätte ich davon erfahren. Und du hättest mir trotzdem davon erzählen müssen. Denn genau das ist das Problem. Er sieht mich als das kleine Mädchen, das ich schon lange nicht mehr bin."
„Ja, stimmt. Aber was willst du machen? Du bist weder das kleine Mädchen von vor drei Jahren noch die tollste Frau der Welt."
„Nicht? Das verletzt mich jetzt aber zutiefst!" Sage kichert und ich fasse einen Entschluss.„Es ist Zeit, dass ich zurückkomme."
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So, es wird spannender.❤️
Was sagt ihr zu Sage und zu Masons Verhalten?
Wollt ihr heute noch ein Kapitel?
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Royal Gossip - pausiert
RomanceIntrigen, Eifersucht und Verrat herrschen in der Welt, in die Maddie plötzlich eintaucht. Geschützt von einer behüteten Kindheit und liebevollen Eltern wuchs die Tochter von Eleonore Franklin und Prinz Mason von England im ruhigen Nottingham auf. N...