Royal Gossip - pausiert

Chapter 5

Normalerweise freut man sich, wenn etwas genau so geschieht, wie man es erwartet und vorausgesagt hat. Einzige Ausnahme: das Worst-Case-Szenario, das mich am nächsten Morgen erwartet. Denn meinen Erwartungen entsprechend bleibt der Konflikt mit Penelope nicht folgenlos.

Der Artikel, der um sechs Uhr morgens online geht, berichtet erstmalig über meine Essstörung. Als Beleg dienen mehrere Fotos von mir. Eins von mir mit 15 Jahren, auf dem ich etwas moppelig aussehe und dann eins vom letzten Sommer in der Dominikanischen Republik. Es ist eine private Aufnahme, die mich in Bikini zeigt. Sie wurde definitiv von jemanden in meiner unmittelbaren Nähe aufgenommen.

Alle haben eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben und die einzige, der ich zutraue dagegen zu verstoßen, ist Penelope. Ich habe sie schon länger im Verdacht, kann es aber nicht beweisen. Jedoch steigt bei jedem Geheimnis, das gelüftet wird, mein Misstrauen und der Artikel von heute früh gilt augenscheinlich als Beweis.

Ich bin nicht wirklich frustriert oder geschockt. Es hat mich schon lange gewundert, wie gut und wie lange wir es geheim halten konnten und ich habe nicht damit gerechnet, dass es das immer bleiben wird. "Wie schlimm ist es?", fragt Sage und blinzelt verschlafen. Obwohl es in ihrem Haus über sieben Schlafzimmer gibt, haben wir uns von Anfang an angewöhnt in einem Bett zu schlafen. Sie ist genau die Freundin, die ich immer gesucht habe und ich bin genau der Mensch, der ihr immer gefehlt hat.

"Geht eigentlich", murmle ich und halte ihr mein Handy vor die Nase. Es gibt einen Ton von sich und sie reißt erschrocken die Augen auf. "Das allerdings ist weniger 'geht eigentlich'. Deine Eltern landen um elf. Wetten Sam steht in fünf Minuten vor der Tür und hat den Auftrag dich nach Hause zu bringen?" Sie versucht amüsiert zu klingen, scheint aber selbst dafür zu besorgt zu sein.

"Ich habe ihnen doch gestern eine Nachricht geschrieben. Ich habe sie gebeten, mich das alleine regeln zu lassen. Ich will es wenigstens versuchen." Sage nickt verständnisvoll und beißt sich beim Nachdenken auf ihre Unterlippe. "Und wenn du es einfach trotzdem so machst, wie du es für richtig hältst?", schlägt sie vor und bindet dabei ihre Haare zu einem Knoten zusammen.

"Aber ich habe doch nicht einmal einen genauen Plan!", rufe ich entnervt aus. "Ich habe eigentlich gedacht, dass sobald ich hier bin, sich schon alles wieder einrenken wird. Aber jetzt bin ich nicht einmal 24 Stunden hier und habe es schon viel schlimmer gemacht. Dad hat sich immer so viel Mühe gegeben, um dieses Thema aus den Medien rauszuhalten." Mutlos lasse ich mich zurücksinken.

"Mad, du musst deinen eigenen Weg finden."
"Ja, ich weiß, du Philosophin." Ich lache und Sage räuspert sich extra laut. "Deine Eltern haben ihren Weg. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du einen anderen wählst. Du kannst trotzdem die richtigen Entscheidungen treffen."

"Oh, Mann." Gerührt sehe ich sie an. "Mit einem hatte dieser eine Artikel doch recht." Als sie fragen die Augenbraue hebt, antworte ich: "ABFFL Sage de Lacy." Lachend stimmt sie mir zu und nimmt mich dann in den Arm.

Obwohl vor wenigen Stunden mein größtes Geheimnis herausgekommen ist, geht es mir gut. Ich bin schon seit Monaten seelisch darauf eingestellt, dass die Presse sich über meine Krankheit den Mund fusselig reden wird. Bisher sind es nur Gerüchte und Dad wird alles dafür tun, damit es so bleibt und dennoch wird er es vermutlich nicht schaffen.

"Ich bin wirklich froh, dich zu haben, Sage." Sie drückt mich fester. "Ich erst, Maddy. Ich war vorher total verloren." Ich seufze tief und genieße diesen besonderen Moment mit meiner besten Freundin.

Das könnte das Happyend sein. Das Geheimnis wurde gelüftet und ich atme weiter, ruhig und gleichmäßig, ohne das mein Leben aus den Fugen gerät. Das Problem mit Happyends ist nur, dass es danach noch weiter geht. Und das aus dem, was mal ein Happyend war, etwas anderes werden kann.

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Habt ihr bald Lust auf eine Lesenacht?❤️