Kapitel 15

73 7 0
                                    


Er sagte nichts, dafür hörte sie ein leises Seufzen. So schnell sie konnte, lief sie an ihm vorbei und aus dem Badezimmer. Hiyori schloss die Tür hinter sich und musste sich erstmal einen Moment beruhigen. Ihr Herz raste wie wild und die Vorstellung, dass er sich darin gerade komplett anzog, machte die Sache nicht besser. Sie lehnte sich einen Augenblick gegen die Tür und konnte das Klimpern seines Gürtels hören, der er wohl gerade öffnete. Das war ihr Zeichen, schnellstmöglich ins Schlafzimmer zu verschwinden und sich selbst etwas trockenes anzuziehen. Sie schlüpfte aus ihren nassen Sachen, trocknete sich ab und zog sich Unterwäsche, sowie ein frisches Shirt und eine neue Short an. Ihre Haare wickelte sie in das Handtuch und nahm aus dem Schrank seine trockenen Sachen um sie ihm zu bringen. Langsam humpelte Hiyori zum Badezimmer zurück. Das Rauschen des Wassers, war seit wenigen Minuten verstummt und sie ging davon aus, dass er bereits fertig damit war. Wieder musste sie sich einen Moment zusammenreißen, bevor sie kurz an die Tür klopfte und diese dann öffnete.

"Hier sind deine..."

Yato stand vor ihr, glücklicherweise hatte er ein Handtuch um seine Hüfte gebunden und trocknete mit einem anderen sein nasses Haar. Aber alleine dieser Anblick, ließ sie schon wieder aus der Fassung geraten und ihre Innerstes verrückt spielen.

"Ich lege es einfach hier hin und kümmere mich jetzt um das Chaos im Wohnzimmer. Möchtest du ein Glas Wein? Du bleibst doch oder?"

"Ja. Zumindest, bis wir geredet haben."

Hiyori nickte, legte die Unterwäsche zur Seite und schloss die Tür wieder. Sie wollte auf keinen Fall, dass er sie nochmal alleine ließ. Das hier war doch sein einziges, richtiges Zuhause. Sie lief ins Wohnzimmer und sammelte die Scherben vorsichtig auf, bevor sie mir zahlreichen Küchentüchern, den verschütteten Wein aufsaugte und danach einen Handstaubsauger holte, um nochmals über die Stelle auf dem Boden zu fahren, damit sich nicht wieder ein Stück Glas in ihrem Fuß verirrte.

"Hiyori? Sag mal, weißt du wo das Shirt und die Jacke von diesem Anzug sind? Sie lagen nicht dabei..."

Die Angesprochene drehte sich zu ihm. Ihr fiel gerade wieder ein, dass sie ja gestern selbst noch diese Sachen trug, wie auch schon die halbe Woche. Sie lagen noch im Schlafzimmer, neben ihrem Bett, doch sauber waren diese nach ihrer täglichen Heulattacken sicherlich nicht mehr.

Hiyori wandte ihren Blick von ihm ab und seuftze.

"Sorry, stimmt. Sie sind im Schlafzimmer, ich hole sie..."

"Im Schlafzimmer? Wieso hast du die Sachen etwa angehabt?"

Yato hörte sich ein wenig belustigt an und er lief zwei Schritte auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. Doch sein Lächeln verschwand, als er in ihr Gesicht sah, in dem sich schon wieder Tränen bildeten, auch  wenn sie das gar nicht wollte. Die letzten Tage und der wenig Schlaf zerrten einfach an ihren Nerven und es machte es nicht besser, dass er ihr so Nahe war.

Sie schluchzte laut und nickte und fand sich im nächsten Moment in seinem Arm wieder. Er hatte ihre Hüfte fest umschlungen und presste sie regelrecht an sich, so sehr, dass sie seine Nervosität fühlen konnte. Diesmal lies sie sich einfach fallen und begann genauso hemmungslos zu weinen, wie sie es in den letzten Tagen getan hatte. Sie wusste gar nicht mehr wohin mit ihren ganzen Gefühlen und gerade jetzt, wollte sie einfach nur von ihm gehalten werden. Hiyori schlang ihre Arme um seinen Hals und vergrub ihren Kopf an seiner nackten Schulter. Sie spürte seine Lippen, die ihren Kopf küssten und ihr Ohr streiften. Er flüsterte ihr Entschuldigungen ins Ohr, während seine Fingerspitzen beruhigend über ihren Rücken wanderten und diesen streichelten. Sie standen so eine ganze Weile da, bis sie sich langsam wieder etwas beruhigt hatte und ihr Gesicht von seiner Schulter nahm. Ihre Tränen und die Körpernähe, ließen seine Haut wieder feucht werden und sie fand auch noch kleine Spuren ihrer Wimperntusche, die sie zärtlich mit ihrem Daumen wegwischte. Danach sah sie in seine Augen und wanderte mit ihrem Blicke zu seinen Lippen und es dauerte nur einen Wimpernschlag, bis sie diese spürte. Fast schon schüchtern, küsste er sie mit geschlossenem Mund und sie genoss diese kleine Geste, die ihr sagte, dass er nach Hause gekommen war.
So schnell wie er das getan hatte, löste er sich auch wieder von ihr.

HomelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt