Kapitel 2

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"Suchst...du den hier?"

Etwas ihr sehr bekanntes baumelte plötzlich in ihrem Augenwinkel. Sie drehte ihren Kopf nach oben und blickte in Yatos grinsendes Gesicht.

"Wo hast du den her und was hast du mit meinem Auto gemacht?"

Sie riss den Schlüssel sofort an sich und steckte ihn in ihre Hosentasche.

Er schüttelte den Kopf, schmiss die Tasche mit seinem Trainingsanzug und ihrem Kulturbeutel auf die leere Sitzbank gegenüber von ihr und schwang sich daneben.

"Was soll ich denn mit deinem Auto gemacht haben? Der Schlüssel lag zwischen den Klamotten, die du mir gegeben hast. Ich habe deine Karre nicht angefasst!"

"A-aber, ich habe doch da vorne geparkt und...?"

"Was ist denn mit dir los? Du hast nicht dort geparkt, sondern auf der anderen Seite!"

Er zeigte auf die gegenüberliegende Fensterfront des Restaurants und Hiyori schluckte, als sie das Rot schon von weitem erkannte. Ihre Wangen nahmen die gleiche Farbe an und sie räusperte sich, ohne ihn anzuschauen, bevor sie schnell einen Schluck ihres Kaffees nahm, was Yato ihr gleich tat.

"Ok. Also vertrauen tust du mir anscheinend nicht gut zu wissen, aber das würde mich auch stark wundern, du hast mich schließlich an einer Tankstelle aufgegabelt. Ich könnte ein Serienkiller sein."

"Lass den Schwachsinn!!"

Sie starrte immer noch auf ihre fast leere Tasse, die sie fest umklammerte.

"Ein Serienkiller, der seine Morde mit einem Schwert begeht und seinen Opfern die Ohren abschneidet. Wie klingt das?"

"Krank! Sag, hast du wieder Fieber?"

"Siehst du Hiyori und genau das verstehe ich nicht. Wie alt bist du? Studierst du wirklich an der Keio-U?"

Er zeigte auf die Aufschrift auf dem Pulli, den er anhatte und zog ihre Aufmerksamkeit dann doch wieder auf sich.

"Lass mich raten, so wie du dich für meinen Gesundheitszustand interessierst, ist es Medizin. Also, wieso tust du das für mich? Ich meine mich mitzunehmen ist ja schon mutig, aber mir auch das alles zu ermöglichen. Ich habe etwas länger gebraucht, weil ich die Dusche wirklich genossen habe und nicht weil ich dein Auto klauen wollte, wie du anscheinend vermutet hast. Ich kann zwar fahren, hab aber keinen Führerschein..."

Er trank seine Tasse mit dem Kaffee aus, gerade in dem Moment, als die Bedienung das Essen brachte. Hiyori hatte eine Reihe verschiedener Beilagen wie Gyoza, Misosuppe, gebratene Nudeln und gebratenen Reis bestellt und dazu Yakitori Spieße, etwas Fisch und Gemüse.

Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal gesehen hatte, wie jemand so sehnsüchtig etwas zu Essen angestarrt hat und nun tat er ihr schon wieder leid.

"Bitte, ess du erstmal. Ich habe vorhin reichlich gefrühstückt..."

Er blickte sie einen Moment lang an, bevor er kurz seine Hände vor seinem Gesicht faltete, sich seine Stäbchen nahm und anfing zu essen, bzw. er fing an es zu verschlingen, genau wie die Kekse in ihrem Auto.

"Mach langsam, ich esse dir schon nichts weg."

Yato ignorierte sie einfach und schob sich so viel in seinen Mund wie reinpasste. Sie stellte seine Fragen erstmal zurück, anscheinend würde er jetzt sowieso nicht mit ihr sprechen, da er zu beschäftigt war. Stattdessen bestellte sie sich doch noch ein paar der mit Hühnchen gefüllten Teigtaschen und dazu etwas fritiertes Gemüse. Sie wollte nicht schon wieder bald anhalten müssen, nur weil sie dann doch Hunger hatte.

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