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(September 2021)
Seit einer Woche hatte ich nun diese Unterleibschmerzen, immer wieder Senkwehen und Übungswehen. Doch heute waren sie dauerhaft und schmerzender.
Kai musste ich immer regelrecht aus dem Haus werfen damit er zum Training oder den Spielen ging, den die Premier League hatte wieder angefangen. Genau so war es auch heute gewesen. Er hatte Training und übermorgen das zweite Spiel. Montag wollte meine Mutter anreisen. Mir die letzten Tage vor der Geburt helfen.
Ich saß unten auf dem Sofa und Baloo lief aufgeregt hin und her, er war schon seit einer Stunde total nervös.
„Komm her großer. Was ist denn los mit dir?" rief ich ihn, klar kam er auch aber kurz nachdem er sich hingelegt hatte, stand er auch wieder auf.
„Komm ich lass dich mal raus." langsam stand ich auf und ging mit ihm zur Gartentüre, da spürte ich wie mir was die Beine runterlief.
„Oh." murmelte ich leise, versuchte es einzuhalten aber es ging nicht.
Machte ich mir jetzt schon in die Hose? Doch als die Flüssigkeit den Boden traf und ich sah, das diese leicht grünlich war machte es klick. Die Fruchtblase war geplatzt.
Dann waren das heute also keine Übungswehen, es waren richtige wehen. Jetzt musste ich meine Panik in den griff bekommen. Doch da ich stand war die Wehe richtig deutlich zu spüren und deswegen hielt ich mich an der Küche fest. Ich musste auf die Uhr schauen, ganz dringend.
Ich rief meine Hebamme an, diese beruhigte mich und blieb 3 Wehen lang am Telefon bevor sie entschied doch besser herzukommen.
Oh Gott. Kai. Er würde sicher noch 2 Stunden wegbleiben doch er wollte doch dabei sein, ich wollte ihn dabei haben.
Deswegen rief ich ihn an.
„Hey Melissa. Kai ist beim Trainer. Alles ok?" ich hörte Timos Stimme. Wieso ging er Kais Handy.
„Timo. Oh Gott. Bitte schick ihn nach Hause. Ich weiß nicht wie lange sich das Krümelchen Zeit lässt." zwischen dem reden kam eine wehe und ich hörte es auch im Hintergrund hektisch werden da er schon während ich was sagte, schon über den Platz rief.
Kurz danach hörte ich wie das Handy weitergereicht wurde.
„Ich bin auf dem Weg ok. Du musst ruhig bleiben. Ich beeile mich." Kai war total hektisch am Telefon doch seine Stimme zu hören beruhigte mich etwas. Zumindest bis ich wieder diese Schmerzen spürte.
„Oh verdammt tut das weh." ich versuchte gegen den Schmerz zu atmen, wie man es mir gezeigt hatte. Leider brachte das so gar nichts.
Ich hörte die Türe aufgehen, die Hebamme hatte den Schlüssel bekommen eben für den Fall das ich nicht die Türe aufmachen konnte. Sie hatte eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben und war von einer Agentur geschickt worden.
„Die Hebamme ist hier. Ich leg jetzt auf." meinte ich leise zu Kai und legte auch auf.
Da ich nicht mehr die Treppe hochkommen würde bereitete sie alles auf dem Boden vor mit Decken und Handtüchern, stellte die Sofakissen davor und half mir mich dort hinzusetzten, oder so halb liegend.
„Ich muss schauen wie weit der Muttermund geöffnet ist." meinte sie zu mir, ich war froh, dass sie Deutsch konnte. Mit Englisch würde ich hier gerade nicht weiterkommen.
Ich nickte und sie tastete danach.
„Es dauert nicht mehr lange. Er ist schon fast offen. Da hat es jemand eilig." sie lächelte und jetzt kam meine Panik wieder. Ich wollte das nicht ohne Kai machen.
Doch bevor ich was sagen konnte kam da schon wieder so eine blöde Wehe.
„Atmen nicht vergessen." erinnertesie mich und ich tat, was sie sage, gerade als die Wehe vorbei war hörte ich die Türe.
„MEL." hörte ich ihn rufe aber da stand er auch schon im Wohnzimmer, er war sofort bei mir und gab mir ein Kuss auf die Stirn.
Sobald er nur in meiner Nähe war beruhigte ich mich ein bisschen.

„So bei der nächsten Wehe legen sie das Kinn auf die Brust und Pressen. Der Muttermund ist offen. Sie werden den Unterschied spüren." sagte sie und wie aufs Stichwort spürte ich was sie meinte. Ich musste pressen das signalisierte mir mein Körper auch ohne das sie es sagte.
In der einen Hand die von Kai, in der anderen das Sitzkissen vom Sofa tat ich was sie von mir wollte. Doch das Schreien dabei konnte ich mich nicht verkneifen. Verdammt tat das weh, ich konnte jede Frau verstehen die sagte das macht sie nur einmal. Dabei war meins ja noch nicht mal da.
„So jetzt atmen, durchatmen. Beim nächsten Mal wieder so machen." erklärte sie mir und ich nickte. Das schwierige war der Kopf und die Schultern, das hatte ich gelesen und wusste nun genau was man meinte.
„Du kannst das." hörte ich Kai neben mir und ich sah zu ihm. Er lächelte mich an und genau da kamwieder eine dieser Wehen. Als ich presse, spürte ich eine kleine Erleichterung.
„Nochmal." rief die Hebamme und ich tat, was sie sagte, sobald die Wehe wieder da war.
Im nächsten Moment fühlte es sich an als würde etwas aus mir rausflutschen und dann hörte ich diesen Schrei. Sofort schaute ich auf und sah wie sie das Baby in zwei frische Handtücher wickelte.
„Du hast es geschafft." Kai blickte kurz zu mir und lächelte um dann wieder zu seinem Kind zu schauen. Nun musste er sogar helfen, immerhin war nur die Hebamme hier. Er konnte die Nabelschnur durchtrennen und dann legte mir die Hebamme das Kind auf die Brust, sobald ich das Shirt ausgezogen hatte.
„Herzlichen Glückwunsch. Ihrer Tochter scheint es sehr gut zu gehen." sobald sie das sagte, schaute ich zu Kai, dieser strahlte einfach nur und sah auf das kleine Bündel das auf meiner Brust lag und mit den Tüchern zugedeckt war.
„Komm her du Papa." ich streckte meine Hand nach ihm aus, diese nahm er freudig strahlen und kniete sich neben mich.
„Ich Liebe dich Mel." er sah mich an und gab mir einen Kuss. In diesem Kuss lagen so viele Emotionen und soviel Glück wie ich es nur bei ihm fand.

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Ich hab zwei Geburten hinter mir, eine ging so flott wie die hier, eine war echt der Horror.

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