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Hallo! Ich habe diese Geschichte immer mal wieder ein bisschen weitergeschrieben. Wenn sie euch gefällt, gibt es gerne eine Fortsetzung. Falls Tippfehler drin sind - tut mir leid :)

"Helden des Olymp" und "Percy Jackson" gehören Rick Riordan. Ich leihe mir hier nur einige Charaktere für meine Geschichte aus.

Nacht.

Was ist der Sinn von alldem? Diese Frage stellt sich mir, wie ich da so auf meinem Bett liege. Der Mondschein fällt blass durch das Fenster und taucht das ganze Zimmer in fahles Licht. Heute ist wieder einer dieser Tage gewesen. Einer dieser Tage, an denen ich die Dunkelheit in mir nicht aufhalten kann. An denen der Schmerz zu groß wird, der in mir steckt und mich nicht mehr loslässt. Der Schmerz darüber, dass nichts mehr so ist, wie es war und dass alles, was immer leicht war, plötzlich so unglaublich schwer geworden ist. Die Traurigkeit darüber, dass alles, was immer Sinn gemacht hat, jetzt keinen mehr macht und dieses Gefühl der Freude, was ich immer empfunden habe sich durch nichts mehr hervorrufen lässt.

Früher hatte ich das Gefühl, an einen Ort zu gehören. Doch seit sie weg ist, ist alles anders. Sie. Bianca.

Ich atme zittrig ein. "Reiß dich zusammen, Nico!", schimpfe ich mich selbst in Gedanken. "Es gibt keinen Grund sich so schlecht zu fühlen. Bianca geht es bestimmt gut. Der Tod ist Teil des Lebens. Und eigentlich solltest du dich freuen. Du solltest mit den anderen am Lagerfeuer sitzen und feiern, dass der Krieg vorbei ist. Dass wir Gaia besiegt und die Camps vereint haben." Aber ich weiß, dass diese Gedanken nichts bringen. Ich bin einfach traurig. Und das nicht nur wegen Bianca. Es ist eine Traurigkeit, die darüber hinausgeht. Und es ist Einsamkeit und manchmal ein Gefühl der Taubheit, das jeden Winkel meiner Seele einnimmt. Es gibt andere Tage. Tage an denen es besser ist. Aber heute ist nicht so einer. Heute bin ich in einem Raum voller Menschen einsam. Heute ist jedes Lächeln eine Maske für andere. Eine Maske, damit sie denken ich wäre normal und würde mich wie jeder andere an unserem Sieg erfreuen. Heute möchte ich einfach nur mit den Schatten verschmelzen, die mich schon so oft fast verschlungen hätten.

Seufzend setze ich mich im Bett auf. Die blutrote Bettdecke (im Dunkeln ist die Farbe zwar nicht sichtbar, aber ich kenne sie zu gut) fällt von meinem Körper in den Sarg, der sich mein Bett nennt. Ich muss meine bescheidene Behausung hier im Camp wirklich einmal neu einrichten. Wer auch immer hier mit der Aufgabe der Inneneinrichtung betraut war, hatte überhaupt keinen Geschmack. Meine nackten Füße berühren den Boden, als ich die Beine über die Bettkante schwinge. Ich suche im Dunklen nach meinen Schuhen und einer Jacke und verlasse dann die Hadeshütte. Die Nacht ist kühl und der leichte Wind beruhigt meine Gedanken etwas. Es ist bestimmt schon spät und ich muss aufpassen, keiner Harpie über den Weg zu laufen. Obwohl mich in den letzten Nächten Albträume vom Tartarus geplagt haben, bin ich nicht besonders müde. Ich denke, ich habe mich in den drei Tagen auf der Krankenstation körperlich wirklich relativ gut erholt. Auch wenn die Werwolfkrallen-Wunden sich leider immer noch weigern zu verheilen, was Will in den Wahnsinn treibt. Bei dem Gedanken an den Blondschopf muss ich schmunzeln. Er ist der erste Mensch seit Langem, der stur genug ist, sich mit mir zu streiten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass er unsere Kabelleien meistens auch gewinnt, weil ich am Ende einsehe, dass es schon wichtig ist, auf meine Gesundheit zu achten. Ich diskutiere eigentlich nur, weil ich nicht will, dass ich eine Belastung von anderen bin. Ich will seine Zeit nicht stehlen, die er auf der Krankenstation doch genauso jedem anderen widmen kann, der sie dringender braucht. Aber er hat das ignoriert und mich die drei Tage gut versorgt. Allerdings gehe ich ihm seitdem aus dem Weg. Er hat eine Art an sich, die mich dazu verleitet ihm zu vertrauen. Mehr zu sagen, als es normalerweise meine Art ist. Auch wenn sich unsere Gespräche in der Krankenstation hauptsächlich auf meine körperlichen Probleme bezogen haben, habe ich Angst, dass ich ihm gegenüber zu viel gesagt habe. Dass er gesehen hat, dass mein eigentliches Problem nichts mit meinem Körper zu tun hat. Wenn er das weiß, hat er vielleicht Mitleid mit mir und das will ich wirklich nicht. Oder noch viel schlimmer: vielleicht versucht er mir dann zu erzählen, wie schön das Leben ist und dass es keinen Grund gibt noch traurig zu sein und ich mich mal zusammenreißen und lächeln soll. Ich weiß es doch, dass es objektiv betrachtet keinen Grund gibt, immer traurig zu sein, aber ich fühle eben trotzdem so. Und ich versuche jeden Tag stark zu sein und das zu ändern, aber ich werde viel Zeit brauchen, wenn ich es überhaupt einmal schaffen sollte.

Und damit sind wir schon wieder bei düsteren Gedanken. Innerlich rolle ich die Augen über mich selbst. Mittlerweile bin ich am Waldrand angekommen. Ich setze mich auf den Boden und lehne mich gegen einen Baumstamm. Es ist schön hier. Friedlich. Das Camp ist dunkel und über mir sehe ich die Sterne am Himmel leuchten. Hier ist es nicht so eng wie in meiner Hütte. Hier habe ich das Gefühl einfach nur ein kleiner Teil des Universums zu sein. Was ja eigentlich auch der Fall ist. Trotzdem ist der Gedanke irgendwie tröstlich. Ich meine, egal wie sehr ich es verbocke, das Universum wird immerfort bestehen. Langsam strecke ich meine Beine aus und spüre wie sich meine Atmung verlangsamt und sich die Enge in meiner Brust ein wenig reduziert. Kurz darauf übermannt mich der Schlaf.


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