Kapitel 5

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Am nächsten Morgen war ich ungewöhnlich früh wach und ich entschied kurzerhand, dass Aufstehen die bestmögliche Entscheidung war, da ich sowieso nicht mehr einschlafen würde. Die Uhr zeigte 5:38 an und als ich einen Blick aus dem Fenster warf, war der Tag noch nicht angebrochen, doch das Unwetter war wohl weitergezogen. Im Mädchenschlafsaal herrschte absolute Ruhe, nur ab und zu hörte ich einen tieferen Atemzug von einem der Betten. Ich gähnte und rieb mir den Schlaf aus den Augen, streckte mich und lief zum Badezimmer hinüber. Es war ein geräumiger Raum der fast gänzlich weiß war, der einzige Kontrast bildete das Wappen von Ravenclaw, welches die Wand über den Waschbecken zierte. Auch die Vorhänge waren dunkelblau und hatten einen bronzefarbenen Saum. Ich wollte gar nicht erst einen Blick in den Spiegel werfen, also kämmte ich meine Haare, streifte mir meinen Pyjama ab und stieg in die Dusche.

Nun fühlte ich mich wieder wie neugeboren. Da Locken schwer zu bändigen sind, ließ ich sie einfach trocknen und zog mir in der Zwischenzeit schon einmal einen Pulli über, da ich mich noch nicht danach fühlte schon den Schulumhang zu tragen. Ich tapste in den Gemeinschaftsraum nach unten und setzte mich in einen der großen Sessel. Der Ravenclawturm, war einer meiner Lieblingsplätze im ganzen Schloss. Ich liebte es, von Büchern umgeben zu sein, es gab mir ein Gefühl der Geborgenheit. Im Sternenhimmel, der sich über die Decke entfaltete, konnte ich mich vollkommen gedanklich verlieren. Als mein Blick durch den leeren, kreisrunden Saal schweifte, blieb er an einer neuen Mitteilung am Schwarzen Brett hängen:

TONNENWEISE GALLEONEN!

Will das Taschengeld nicht mit deinen Ausgaben Schritt halten?
Willst du ein wenig Gold nebenher verdienen?
Melde dich bei Fred und George Weasley, Gryffindor Gemeinschaftsraum, zwecks einfacher und praktisch schmerzfreier Teilzeitarbeit (Leider müssen wir darauf hinweisen, dass die Bewerber sämtliche Tätigkeiten auf eigene Gefahr ausüben)

Als ich diese Nachricht zu Ende gelesen hatte, war im Nu dieses alberne Lächeln wieder auf meine Lippen gezaubert. „Diese irrsinnigen Idioten", murmelte ich und prustete los. Genau in diesem Moment trat Padma Patil hinter der Statue von Rowena Ravenclaw hervor und blickte mich mit ihren verschlafenen Augen ganz entgeistert an. Vergeblich versuchte ich zu erklären, wieso ich alleine wie eine Verrückte vor mich hin wieherte, aber sie nickte nur verlegen und verließ den Raum. Nichts desto trotz lächelte ich noch immer, diese Begegnung mit Fred von Gestern schwirrte in meinen Kopf herum und wirbelte alles durcheinander. Ich fuhr mir mit den Händen durch die immer noch nassen Haare und lief ziellos durch den Raum. Das Gefühl, das seit gestern in mir steckte konnte ich nicht erklären und es war für mich vollkommen neu, als ob etwas freigelassen wurde, dass schon ewig in mir steckte. Fred brachte ein neues Gefühl in mein Leben, welches mich ausgesprochen glücklich machte.

Luna kam schon fertig angezogen aus dem Schlafsaal und fragte mich, ob wir gemeinsam zum Frühstück runter gehen. Ich willigte ein, zog mir schnell meinen Schulumhang an und packte meine Tasche. Sie beäugte mich diesen Morgen sehr genau und sagte dann: „Du siehst verändert aus." „Wirklich?", fragte ich gedankenverloren und tastete mein Gesicht ab. „Du strahlst irgendwie auf eine spezielle Weise und dich umgeben heute Morgen ungewöhnlich viele Schrumpfhörnige Schnarchkackler..." „Seltsam", erwiderte ich und erzählte ihr von den gestrigen Erlebnissen. Luna und Ginny waren beide eine Jahrgangsklasse unter mir und doch würde ich sie definitiv zu meinen engsten Freundinnen zählen.

Wir setzten uns gemeinsam an den Ravenclawtisch und Professor Flitwick drückte uns gleich darauf den Stundenplan für das kommende Jahr in die Hand. Nachdem ich mir eine Schüssel Haferbrei mit Früchten genommen hatte, begutachtete ich die einzelnen Fächer. In der ersten Stunde heute hatte ich Verwandlung, dann Geschichte der Zauberei, Alte Runen und schließlich Verteidigung gegen die dunklen Künste. Mein Blick huschte hoch zu der neuen Lehrerin, Dolores Umbridge. Ich konnte sie, nach ihrer scheußlichen Rede gestern und der Art wie sie süffisant auf uns hinab lächelte, schon gar nicht leiden. Doch vielleicht täuschte ich mich in ihr. Ich zuckte belanglos mit den Schultern und dachte mir nur, dass sie lange sowieso nicht bleiben wird, den Posten hat bis jetzt noch niemand länger als ein Jahr durchgestanden.

Die Posteulen flogen herab und brachten den Schülern die ersten Briefe und Pakete. Meine Eule Hubertus, ein kleiner flauschiger Waldkauz, flog direkt neben mich und ich nahm ihm den Brief aus dem Schnabel, während ich ihm liebevoll den Kopf kraulte. Natürlich war er von meiner Mutter, die mir ans Herz legte ihr einmal im Monat zu schreiben und von allem zu berichten. Ich tat dies schon, seit meinem ersten Jahr in Hogwarts, einfach weil ich ihr auch gerne schrieb. Meine Mutter war neben meiner Grossmutter eine der wichtigsten Personen in meinem Leben und ich mochte es ihr jeden Monat kurz zu schreiben, einfach weil man so doch noch Kontakt hatte. Es fühlte sich auch schön an, wenn man wusste, dass man geliebt wurde.

Ich verabschiedete mich von Luna und erhob mich mit dem Vorwand, vor dem Unterricht noch kurz meine Bücher im Gemeinschaftsraum holen zu müssen. Ich sprintete nach oben in den Turm und warf alle Bücher in meine Tasche. Nachdem ich einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen hatte und wie immer der schwarze Lockenkopf mit den grünen Augen und der spitzen Nase zurückstarrte, verließ ich den Turm und machte mich auf den Weg in das Verwandlungsklassenzimmer.

Nach Verwandlung, Geschichte der Zauberei und Alte Runen hatte ich nun den Morgen hinter mir. Ich ging generell gerne in Hogwarts zur Schule, es gab nur einzelne Fächer die ich nicht so mochte, deshalb war das nicht eine außergewöhnliche Erleichterung.

In der Mittagspause machte ich mich auf den Weg in die Bibliothek um meine Zaubereigeschichteaufgaben frühzeitig zu erledigen. Ich streifte zwischen den Regalen umher und suchte nach einem Buch über die Ausrottung der Riesen, setzte mich an das Ende einer der Tische und begann mit den Aufgaben. Jemand setzte sich ungewohnt nahe neben mich und ich steckte meine Nase nur noch tiefer in das Buch. Als derjenige noch näher rückte, bewegte ich mich demonstrativ nicht vom Fleck. Nach einer Weile sah ich doch auf und ein Junge mit feuerroten Haaren und einem überzeugten Grinsen auf dem Gesicht blickte mir entgegen. „Spannend?", fragte Fred belustigt und mir wäre es am Liebsten gewesen, wäre ich vom Erdboden verschluckt worden. Die letzten zwei Begegnungen mit Fred waren gezeichnet von meiner Verlegenheit und meinem ungeschickten Verhaltens. Ich atmete tief aus und lächelte unbeholfen während ich murmelte: „Es tut mir leid ich wusste nicht, dass es du bist ich...war zu vertieft in Riesen" Fred wandte seinen Blick nicht von mir ab und grinste mich weiterhin an. „Hör auf", zischte ich lachend und schubste ihn leicht von mir weg. „Was?", fragte er gespielt nichts wissend und strahlte weiterhin mit der Sonne um die Wette. Ich schenkte ihm meinen vorwurfsvollsten Blick: „Du sollst aufhören mich so dumm anzugrinsen nur weil ich dich nicht gleich begrüßt habe." „Begrüßt? Du hast förmlich getan als hätte sich Professor Binns gerade neben dich gesetzt!", lachte er und ich trotze ihm entgegen: „So ein Quatsch, ich hab dich einfach nicht gesehen." Er atmete hörbar zwischen die Zähne hindurch aus und schüttelte den Kopf. „Egal, ich wollte dich eigentlich fragen, ob du vielleicht weißt was man für einen Vielsafttrank alles braucht, ich habe es vergessen" Ich zog beide Augenbrauen hoch: „Du weißt, dass ich zwei Jahrgangsstufen unter dir bin" „Ja, aber du bist in Ravenclaw", erwiderte er. Ich seufzte: „Und für was willst du das wissen? Was machst DU überhaupt hier in der Bibliothek, du bist nie hier!" „Hallo? Was ist wenn ich ein verantwortlicher Schüler sein will? Ich hab dieses Jahr meine UTZs also wirklich du bist eine vorurteilbehaftete...", Ich unterbrach seine Schwätzereien: „Ist ja gut, obwohl ich dir nicht glaube, dass es für die Schule ist, die Zutaten für einen Vielsafttrank lauten: Florfliegen, Flussgras, Blutegel, Knöterich, gemahlenes Horn eines Zweihorns, Baumschlangenhaut und ein Stück der Haare, der Person, in die man sich verwandeln möchte" Er bedankte sich und lauschte gebannt meinen Erklärungen, wie man es zubereitete. Wir waren ganz vertieft in ein Gespräch als ich plötzlich aufsprang, da ich bemerkt hatte, dass der Unterricht vor zwei Minuten angefangen hat. Fred tat es mir gleich und wir rannten aus der Bibliothek. Frau Pince warf uns einen vernichtenden Blick zu, aber wir achteten nicht darauf. Bevor ich um die Ecke bog rief mir Fred zu: „Mit dir vergiss ich vollkommen die Zeit! Wenn ich jetzt Nachsitzen aufgehalst bekomme, gebe ich definitiv dir die Schuld!" Trotz der Panik, die sich in mir aufbaute, in Professor Umbridges Unterricht zu spät zu kommen, zauberte dies mir ein Lächeln auf die Lippen und schonwieder, wurde ich es nicht mehr los.

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Das Kapitel ist jetzt nicht ausserordentlich spannend aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen. Man muss ja auch, vor allem am Anfang, die Geschichte einwenig ins Rollen bringen ;) Wie immer würde ich mich über Rückmeldungen freuen, Update kommt am Montag oder am Dienstag! :) xx

I solemly swear - Fred Weasley & Holly EvergreenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt