Kapitel 13

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Und ich war 16. Die Augen geschlossen und wieder geöffnet und schon war es geschehen, so einfach und unkompliziert obwohl es sich viel größer anfühlte. Was war an 16 so besonders? Naja, nicht viel es war bloß ein Alter, oder? Wieso pulsierte dann mein Herz als würde ich gerade am Ende einer Klippe stehen? Für mich war es mehr, ich konnte es tief in mir spüren. Ich war jetzt 16. Es würde mein Jahr werden, ich wusste es. Deshalb drängte ich innerlich so auf diesen Tag, ich konnte es nicht aushalten, da alles in mir, mein fünfzehntes Lebensjahr endlich hinter sich lassen wollte. Und nun war es getan, wie hätte ich es mir vorgestellt? Großartig? Pompöser? Nein das war es nicht, es passierte sogar ohne dass ich es merkte. 5:21 war meine Geburtszeit und durchaus, hatte ich diese glatt überschlafen. Zuerst war ich verärgert darüber, aber dann spielte es keine Rolle mehr. Denn die Hürde war überwunden ich hatte mein vergangenes Lebensjahr überwunden und nun war es Zeit für etwas neues, das Gefühl des Aufbruchs in etwas Großes kitzelte meinen Nacken und ich war so glücklich. 


Doch all das war eine blanke Illusion, da genau dieser Tag nicht schlimmer hätte ablaufen können.

Es fing alles harmlos an, da ich von Ginny, Luna und Thalia herzhaft empfangen wurde. Der riesige rote Strauß Rosen auf meinem Nachttisch mit einer Einladung für heute Abend war das Gesprächsthema und bereitete mir die größte Freude.

Der Morgen verfloss, ich zog mein schönstes dunkelrotes Kleid an und Luna steckte meine Haare mit einem wundervollen Haarschmuck, den sie selbst gemacht hatte, zu einer Frisur hoch. Wir gingen in die grosse Halle um zu frühstücken. Da es Wochenende war, überraschte es mich als Professor McGonagall mit eiligen Schritten auf mich zu kam. „Mrs. Evergreen, ich möchte Ihnen alles Gute zu ihrem sechzehnten Geburtstag wünschen", sagte sie bestimmt aber mit einer spürbaren Wärme. Ganz perplex erwiderte ich ein steifes „Dankeschön" worauf sie mit der Spur eines Lächelns nickte. Sie seufzte leicht und sprach dann mit ihrem Blick auf mir haftend: „Professor Dumbledore möchte Sie sprechen, kommen Sie bitte mit ich werde Sie in sein Büro bringen" Meine Kehle wurde trocken: „Professor wieso..." „Er wird Ihnen alles erklären.", betonte sie und deutete mir an, ihr zu folgen. Ich blieb den ganzen Weg lang stumm und zerbrach mir den Kopf darüber wieso der Schulleiter gerade jetzt an meinem Geburtstag mit mir reden wollte. „Kürbispastete" war das erste Wort, dass in den vergangenen Minuten erklang und danach öffnete sich die Treppe zu Dumbledores Büro. „Er erwartet sie." Ich schluckte, ging nach oben und klopfte an die Tür worauf gleich ein warmes „Herein" folgte.

Ich öffnete die Tür mit klopfendem Herzen und trat ein. „Mrs. Evergreen, nehmen Sie doch bitte Platz", bot er mir an und wies auf den Sessel ihm gegenüber. Ich war noch nie zuvor in diesem Büro gewesen und war überwältigt von all den Büchern und merkwürdigen Instrumenten, die mich jetzt umgaben. Ich dankte ihm und setzte mich. Er blickte mir über seine Halbmondbrille hinweg freundlich entgegen und setzte schließlich zum Reden an: „Wahrscheinlich fanden sie es nicht sonderlich einladend an Ihrem Geburtstag in das Büro des Schulleiters gebeten zu werden, aber ich musste mit Ihnen sprechen. Was Sie in den nächsten Minuten hören werden ist sehr wichtig und ich dachte da du nun 16 bist und auf Grund aktueller Ereignisse, darfst du es wissen. Bist du bereit Holly?" Mein Gehirn schien in diesem Moment völlig blank zu sein, ich fühlte mich nicht bereit, für gar nichts, und trotzdem nickte ich. „Gut. Fangen wir bei deiner Geburt an. Deine Mutter ist nicht-magisch, ist das richtig?", fuhr er fort und erneut nickte ich nur. Auf was will er hinaus? Er nickte ebenfalls und faltete seine Hände zusammen: „Dein Vater?" „Muggelstämmig, aber ich habe ihn nicht gekannt", sprudelte aus mir hinaus und er lächelte. „Madame Pomfrey ist vor kurzem zu mir gekommen, du seist im Zug ohnmächtig geworden?" „Ja, habe zu viel Blut verloren wegen des – ich bin gestürzt.", erwiderte ich knapp. Fast hätte ich Fred und George an den Schulleiter verpfiffen. „Aber Professor was hat das mit meinen Eltern zu tun?", fragte ich und wollte es gerade zurücknehmen, ich musste unverschämt klingen. „Geduld, Mrs. Evergreen. Du wurdest zu dem Zeitpunkt ohnmächtig als du das Blut auf deinen Händen sahst, stimmt das?" „Ja also, ich kann mich nicht mehr ganz genau erinnern aber ja", murmelte ich und hielt mich zurück erneut nach meinen Eltern zu fragen. 


„Holly, dein Vater war ein Zauberer", sagte er ganz ruhig und belanglos. Doch ich konnte es nicht fassen. „Wie? Aber meine Mutter hat-", murmelte ich verwirrt. „Er war ein wahrhaftig guter Zauberer, ja. Elliot Evergreen." Hier machte er eine Pause und ich dachte darüber nach wieso meine Mutter dies vor mir verschwiegen hatte. Ich war ein Halbblut? Nach nur wenigen Sekunden fuhr er fort. „Er kämpfte gegen Voldemort und dieser hat ihn auch umgebracht." Ein Stich durchfuhr meinen Körper, in diesem Moment war ich wütend. Die Beiläufigkeit in seiner Stimme ärgerte mich so sehr. Wie konnte er nur. Dumbledore saß hier und zählte mir diese Sachen auf als wären sie unwichtig, als würde er gerade eine Checkliste vorlesen. Tränen schossen mir in die Augen. Wie konnte meine Mutter dies mir nie erzählen. „Es tut mir leid Holly, aber das ist nicht alles." Ich blickte auf und versuchte die Tränen zurückzuhalten, du musst stark sein, sagte ich mir selbst. „Wieso hat er ihn getötet?", fragte ich bestimmt und mit fester Stimme. „Voldemort mordet aus vielen Gründen und bei deinem Vater war es eine Art Warnung." „Er brachte meinen Vater um, um andere zu warnen?", rief ich empört und nun brach meine Stimme ein wenig. Dumbledore hingegen bewahrte seine Ruhe: „Genau. Elliot hatte einen Muggel geheiratet, Pauline, deine Mutter. Dies ist eine Verschmutzung wertvollen Blutes für Voldemort, der Elliot vorhin auf seiner Seite haben wollte, aber Elliot verweigerte natürlich. Er liebte Pauline, und Voldemort konnte es nicht ausstehen." Mein Herz pulsierte, ich ballte meine Fäuste und presste meine Zähne fest zusammen.

„Sollen wir ein anderes Mal fortfahren?", fragte er sachte und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte alles hören und nicht mehr in der Lüge leben. „Holly ich glaube das ist keine Gute Idee. Wir werden uns morgen nochmals treffen" Ich rief lauthals: „Nein! Ich möchte alles hören und zwar jetzt." Ich war wütend auf ihn, wie er dies jetzt unterbrechen wollte, als wäre es nichtig. Dabei schossen mir die Tränen  ins Gesicht und fingen an meine Wangen hinunterzukullern.  Ohne auf mich einzugehen erzählte er weiter: „Als du das Blut auf deinen Händen sahst am Anfang dieses Schuljahres, hast du dich zurückerinnert, zurückerinnert an den Tod deines Vaters. Voldemort hat deinen Vater auf schreckliche Weise umgebracht, durch die Hand eines anderen." Blut klebt an meinen Händen „Er wollte veranschaulichen, dass Muggel den Tod für uns bedeuten und ist in die Gedanken eines Kindes eingedrungen, wodurch er dann ihn getötet hat. Das Kind konnte nichts dafür, es konnte sich nicht gegen den Imperiusfluch wehren, es war Voldemort, der ihn wirklich umbrachte. Da ein Kind dies nie verstehen konnte, dass es keine Schuld daran trug, entnahmen wir diese Erinnerung um zu versichern, dass es sich nie schuldig fühlen wird und erst dann davon erfährt, wenn es begreift dass es Voldemort war und nicht sie selbst. Und Holly ich hoffe du weißt das." Sein Blut.

 

Ich fühlte mich körperlos und schwach, so schwach. Dieser Schmerz war unbeschreiblich. Ich erhob mich und ging hinaus, wie eine leblose Hülle trottete ich in Richtung Tür. Dumbledore rief mir nach und bat mich nicht zu gehen doch ich diese Worte erreichten mich nie wirklich. Ich rannte und rannte. Der Schmerz in meinen Lungen betäubte den Schmerz in meinem Herzen und ich schrie. Ich hatte meinen Vater getötet, durch meine Hände ist er gestorben. Immer wieder flackerten Bilder vor meinen Augen auf. Die Stimme in meinem Kopf, meinen Vater, das Messer, das Blut, meine kleinen Hände. Alles kam zurück. Und es schmerzte so sehr. Ich fiel in mir zusammen und lag auf dem eiskalten Steinboden. Die Trauer fraß mich auf und ich wurde nur aus dieser Starre geweckt, als jemand mich in seine Arme schloss. Ich erkannte Freds Gesicht welches mir voller Leid entgegen blickte. Er hielt mich fest und ich, ließ mich fallen.

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Was haltet ihr von diesem Kapitel? Ich hoffe das tragische an meiner Geschichte stört euch nicht, aber ich finde Liebesgeschichten ohne Ecken und Kanten oder "Probleme" im persönlichen Leben der Charaktere sind unrealistisch und für mich zu mechanisch.


Übrigens ein riesen Dankeschön an all die lieben Kommentare von euch! Ich würde euch gerne alle knuddeln, da sie mich wirklich wirklich glücklich machen <3 Also eine dicke Umarmung von mir an euch :3 Bis bald xxx 

I solemly swear - Fred Weasley & Holly EvergreenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt